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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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würdest keinen leichten Stand haben. In unserer Gesellschaft darf eine alleinstehende Frau mit einem Kind kein Mitleid erwarten.“
    „Das weiß ich. Diese herzlose Gesellschaft vertritt den Standpunkt, die Sünde würde nur bei der Frau liegen, nur sie allein sei schuld an ihrer Schwangerschaft gewesen und man müsse sie ebenso wie ihr Kind meiden. Sonst könnte man womöglich selber beschmutzt werden. Während der Mann, der sie sie geschwängert hat, einfach so weiterlebt wie bisher, ohne den geringsten Makel auf seinem Namen. Sei versichert, Simon, weder du noch die Gesellschaft werden mir vorschreiben, welches Leben ich mit meinem Kind zu führen habe.“
    Seine Miene war schwer zu deuten. Aber in seinen Augen glaubte sie einen neuen Schatten zu erkennen. „Ich habe dir ein schweres Unrecht angetan, Christina. Das bestreite ich nicht. Aber es ändert nichts an meiner Verpflichtung. Sobald die nötigen Arrangements getroffen sind, werden wir heiraten, denn ich werde mein Gewissen nicht zusätzlich belasten, indem ich meine Ehre und meine Verantwortung vergesse. Wenn ein Kind das Licht der Welt erblickt, haben eine Frau und ein Mann dafür gesorgt. In diesem Fall wir beide. Und unser Kind braucht eine Mutter und einen Vater.“
    Obwohl sie am ganzen Körper zitterte, versuchte sie sich kerzengerade aufzurichten. Simons Blick, der ihren festhielt, half ihr kein bisschen über die Unsicherheit hinweg. Diese silbergrauen Augen, die so frostig glänzten, erschienen ihr unerträglich. Wie elend sie sich fühlte, durfte er ihr nicht ansehen.
    „Ja, das weiß ich. Aber du bist fortgegangen. Verwirrt und unglücklich blieb ich zurück – und musste allein mit alldem fertig werden, was geschehen war. Was du empfandest, wusste ich nicht. Genauso wenig erkenne ich, was jetzt in dir vorgeht. Einen solchen Vater meines Kindes will ich nicht haben.“
    Der eisige Klang seiner Stimme passte zu seinem Blick. „Was du willst, spielt keine Rolle, Christina. Ich bin der Vater deines Kindes, und damit ist die Diskussion beendet. Wenn es auch nicht unter Umständen gezeugt wurde, die ich vorgezogen hätte – ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um ihm einen untadeligen Ruf zu verschaffen.“
    Diesen Worten folgte ein langes Schweigen. Christina senkte den Kopf, voller Angst, sie hätten einen Punkt erreicht, wo es für alle Zeiten feststand – sie würden niemals zueinanderfinden. Abrupt kehrte sie ihm den Rücken und ging zu der Glastür. Dort drehte sie sich noch einmal um und schaute Simon an. Im schwachen Licht, das aus dem Ballsaal fiel, schimmerte sein dunkles Haar. In seinen Augen las sie Emotionen, die sie nicht verstand. Plötzlich fühlte sie sich unendlich einsam und völlig verwirrt.
    Was sie jetzt sagen musste, würde sich auf den Rest ihres Lebens auswirken. Das war ihr schmerzlich bewusst. Trotzdem stand ihr Entschluss fest.
    Und so nahm sie all ihren Mut zusammen und behauptete sich gegen Simons durchdringenden Blick. „So nachsichtig, um deine grausamen Worte an jenem Abend in Oakbridge zu vergessen, bin ich nicht. Du hast die Szene im Black Swan Inn falsch gedeutet, mir vorgeworfen, ich sei Buckleys Geliebte, und mich eine Hure genannt. Das finde ich unverzeihlich. Ich danke dir für dein Angebot, Simon. Aber einen Mann, der an mir zweifelt und mir misstraut, werde ich nicht heiraten. Dazu kannst du mich nicht zwingen. Betrachte dich deiner Verpflichtung mir gegenüber enthoben.“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ sie den Balkon. Irgendetwas in ihrem Innern war zu Eis erstarrt, und sie fühlte sich völlig erschöpft. Was sie sich so sehnlich gewünscht hatte, war endgültig verloren. Nichts davon blieb übrig. Nun gab es nur mehr Simons kalte Ablehnung, ihre bittere Enttäuschung – und das Kind unter ihrem Herzen.
    Simon schaute ihr nach und wusste, er müsste sie zurückhalten. Dazu drängten ihn alle Fasern seines Seins. Aber er war ein Soldat gewesen, und er hatte gelernt, sogar den wildesten Aufruhr seiner Gefühle zu zügeln – eine Fähigkeit, die oft genug den Unterschied zwischen kostbarem Leben und sicherem Tod ausmachte.
    Und jetzt? Sollte er untätig mit ansehen, wie ihm die einzige Frau davonlief, die jemals seine Seele berührt hatte?
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    Beklommen stellte er ihn Miranda vor, die den Gentleman mit einem arglosen, freundlichen

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