Verraten
du tot, verstanden? Und wenn du glaubst, mich verarschen zu können, machst du einen großen Fehler.«
Sil nickte. »Okay, Alex. Schon gut. Du kriegst dein Geld.«
Alex schubste Sil von sich weg. Er holte ein Handy aus der Tasche seiner Bomberjacke und legte es auf den Tisch neben der Eingangstür.
»Trag das Ding immer schön bei dir«, befahl er. »Ich rufe dich an.«
Im nächsten Moment war er verschwunden. Er ließ die Haustür sperrangelweit offen stehen. Sil sah ihn die Auffahrt hinunterlaufen. Sein schwarzer Pferdeschwanz wippte von links nach rechts. Auf seinen Hinterkopf prangte eine Zielscheibe. Sil schaute ihm mit eiskaltem Blick hinterher.
Als Alex außer Sicht war, griff Sil nach dem Handy und steckte es in seine Jackentasche. Er ging in die Garage zu seinem Porsche. Als er einsteigen wollte, hielt er plötzlich inne und kniete sich auf den Boden. Warf einen Blick unter das Auto.
Genau, wie er es sich gedacht hatte. Ein Sender klebte darunter. Olivgrün. Dasselbe Fabrikat wie unter dem Landcruiser. Auf dieselbe Weise festgeklebt. Die Auftragskiller konnten nicht wissen, mit welchem Wagen er wegfahren würde, deshalb hatten sie unter beiden einen Peilsender befestigt. Er holte ein Stanleymesser von der Werkbank und durchschnitt das Klebeband. Warf den Sender auf die Werkbank. Die Garagentüren ließen sich automatisch mit der Fernbedienung öffnen. Er startete den Porsche und fuhr los. Hinter ihm schlossen sich die Tore hermetisch.
Er bog auf eine gerade Straße ab und für einen Moment rückten alle Schmerzen und Sorgen in den Hintergrund. Das Motorengeräusch des beschleunigenden Porsche entlockte ihm ein Lächeln.
Er fuhr in Richtung Utrecht und war in einer Viertelstunde in der Innenstadt. Heutzutage, da jeder ein Handy hatte, erwies es sich jedoch als gar nicht so leicht, eine Telefonzelle zu finden. Die engen Kurven in den schmalen Straßen waren mit einer Hand schwer zu bewältigen. Im Zentrum fand er schließlich ein öffentliches Telefon. Zuerst rief er die Auskunft an und erfragte die Telefonnummer einer Firma in Rotterdam. Schrieb sich die Nummer ungeschickt mit der linken Hand auf. Danach kam das Schwierigste. Anrufen.
Er holte tief Luft und wählte die Nummer. Das Telefon läutete fünf Mal, bevor jemand abnahm. Eine tiefe Stimme brummte etwas Unverständliches in sein Ohr.
»Was ist es dir wert, zu erfahren, wer das Geld hat?«, fragte er langsam, jedes Wort einzeln betonend.
Auf der anderen Seite der Leitung herrschte Stille.
»Und wer deine Kumpel ermordet hat?«, fügte er hinzu. Ihm fiel auf, dass seine Stimme wegen der noch immer vorhandenen Schwellung nasal klang.
»Wer bist du?«, brummte der Mann.
Sil war erleichtert. Er hatte den Richtigen am Apparat.
»Jemand, der etwas weiß, was du gerne wissen würdest«, antwortete er. »Jemand, dem es auch gut in den Kram passt, wenn du es weißt.«
Schweigen.
»Ich will fünfzehn Prozent«, sagte Sil leise und legte zwischen den letzten beiden Worten eine Pause ein.
»Wer ist es?«, fragte der Mann.
»Ich rufe dich morgen nochmal an«, sagte Sil. »Und dann will ich wissen, ob dir die Information fünfzehn Prozent wert ist.«
Er hängte ein und pfiff geräuschlos zwischen den Zähnen hindurch.
30
Alex′ Anruf kam am nächsten Tag um sechs Uhr abends. Sil war im Wohnzimmer von Susans Apartment. Sie saß rittlings auf seinem Schoß und hatte einen neckischen, viel versprechenden Blick in den Augen. Dabei tat sie Dinge, die ihn alle Schmerzen vergessen ließen. Der eindringliche Quengelton des Handys setzte dem abrupt ein Ende. Susan rutschte von seinem Schoß und starrte den kleinen, silbernen Apparat an. Blickte dann zu Sil. Gereizt griff er nach dem Ding.
»Sil.«
»He, Idiot. Morgen Abend, acht Uhr. Auf dem Parkplatz vom Hotel De Prins in Nieuwegein.«
»Kommt nicht infrage«, antwortete Sil. »Ich will dein dämliches Gesicht nicht noch einmal sehen.«
»Mach keinen Ärger, Mann!«
»Ich lege das Geld morgen in ein Schließfach am Hauptbahnhof von Den Bosch. Da kannst du es abholen. Es gehört dir, Arschgesicht. Ich brauche das Scheißgeld nicht mehr. Hauptsache, ich muss dir nicht nochmal begegnen. Du stinkst.«
Susan schaute ihn mit großen Augen an. Sil nickte ihr beruhigend zu.
»Keine linken Tricks, Mann!«, sagte Alex noch einmal.
»Keine linken Tricks«, antwortete Sil gelassen. »Ich bin doch nicht lebensmüde. Die Chipkarte liegt ab morgen Abend, neunzehn Uhr, in eurem Proberaum. In einem
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