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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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zu bleiben. Durch ihre Arbeit musste sie an ein unstetes Leben gewöhnt sein, und er wusste, dass sie kein häuslicher Typ war. Geld spielte dabei keine Rolle. Schon gar nicht, wenn das Haus erst einmal verkauft war. Na ja, er würde sehen.
    Die Zukunft lag offen vor ihm, und Susan gehörte dazu. Das war ein wunderbares Gefühl. Körperlich fühlte er sich zwar wie ein Wrack, aber geistig war er klarer und wacher denn je.
    Er betrachtete den Bungalow aus einer gewissen Entfernung heraus. Sein Haus. Es fühlte sich schon nicht mehr so an. Er hoffte, dass die neuen Besitzer glücklicher darin werden würden als er und Alice.
    Er schloss die Haustür auf, betrat den Eingangsflur und gab den Code der Alarmanlage ein.
    Im nächsten Moment wurde ihm die Luft aus den Lungen gepresst. Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, was mit ihm geschah. Hinter ihm knallte die Haustür zu. Sekundenbruchteile später wurde er mit dem Rücken gegen die Dielenwand gerammt. Eine kräftige Hand hielt seine Kehle umklammert und schien ihn durch die Mauer hindurchstoßen zu wollen. Die Hand gehörte einem Kerl, der mehrere Zentimeter größer war als er. Und stark. Enorm stark. Ihm tanzten Flecken vor den Augen. Durch die Flecken hindurch blickte er in ein ovales Gesicht mit groben Zügen. Große, dunkelbraune Augen. Dicke, schwarze Augenbrauen. Ein ausgeprägtes Kinn. Dicker Hals. Ein kahl geschorener, mit Tätowierungen bedeckter Schädel. Bomberjacke. Er erkannte ihn wieder. Es war Alex. Der Bekannte von Susan, ein Mitglied dieser Hardrockband.
    »Du hast ein Problem, Mann«, fuhr Alex ihn an. »Ein großes Problem.«
    Der Griff um seinen Hals lockerte sich nicht. Sil holte pfeifend Luft. Seine Schulter brannte und stach. Vor Schmerzen brach ihm der Schweiß aus.
    »Du hast ein Problem«, wiederholte Alex. Er näherte sein Gesicht dem von Sil.
    Sil fragte sich krampfhaft, was er wohl von ihm wollte. Was dieser Alex hier tat, in seinem Haus.
    Alex schien seine Gedanken zu lesen. »Ich will das Geld«, sagte er, schaute ihn mit stechendem Blick an und kam Sil so nahe, dass sich fast ihre Stirnen berührten. Er strahlte geballte Aggression aus.
    Sil sagte nichts. Schaute seinen Angreifer nur an. Plötzlich dämmerte es ihm.
    Normalerweise hatten sie weder einen tätowierten, kahlen Schädel noch einen Samurai-Pferdeschwanz von einem halben Meter Länge.
    Alex war Russe.
    Alex lockerte seinen Griff. Er trat einen Schritt zurück. Sil fing an zu husten, wodurch seine Schulter noch stärker schmerzte.
    Alex schaute ihn wütend an. Eine Ader auf seiner Stirn war geschwollen.
    »Wo hast du es?«, fragte Alex.
    »Von welchem Geld redest du?«, fragte Sil leise. Er schaute ihn nicht an. Wollte diesen Kerl nicht unnötig provozieren.
    »Das Geld, das du bei deinen Überfällen erbeutet hast!«
    »Was weißt du darüber?«
    »Alles!«, fuhr Alex ihn an. »Ich habe gesehen, was du in Venlo angerichtet hast. Du hast meinen Onkel ermordet. Du hast Anna ermordet. Du hast meine Gans umgebracht, die goldene Eier legte, verdammt nochmal!«
    Sil hörte ihn schweigend an. Unwillkürlich senkte er den Blick und sah, was er lieber nicht sehen wollte. Nikes. Weiße. Mit einem blauen Logo.
    Der Nike-Träger. Der Mann, der ihm in Venlo entwischt war.
    »Ich hatte noch Geld zu kriegen«, fuhr Alex fort. »Von Anna. Sie wollten dich liquidieren, und ich sollte eine Belohnung kassieren. Aber nein, noch bevor ich ausgezahlt wurde, musstest du wieder alles verderben.«
    Sil rührte sich nicht. Plötzlich packte Alex ihn erneut an der Kehle und schrie ihn an: »Ich musste es verdammt nochmal aus der Zeitung erfahren, dass sie ermordet wurden! Du hast sie umgebracht, stimmt doch, oder? Ich will das Geld, Mann. Das Geld!«
    »Ich habe kein Geld mehr«, sagte Sil leise.
    »Quatsch kein blödes Zeug, Mann. Ich weiß, wie viel du hast. Mein Onkel hat es mir erzählt. Du hast hundertzwanzigtausend Euro geklaut, Mann. Und die will ich haben.«
    Sil schwieg. Er suchte nach einem Weg, Alex zu überrumpeln. Er war unbewaffnet von Susan aus aufgebrochen, und er hatte keine Waffen im Haus, abgesehen von den Küchenmessern. Aber die waren zu weit weg. Das würde er nicht schaffen. Er fragte sich, wie schlimm die Schmerzen in seiner Schulter noch werden konnten, falls er die Wunde und den Bruch noch stärker belastete. Ob er im Stande wäre, diese Qual zu ertragen. Ihm war klar, dass er seinen linken Arm nicht gebrauchen konnte.
    Er würde es mit rechts probieren müssen. Er

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