Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
dritten Sohns verlassen worden war. Über zwanzig Jahre hatte sie sich abgerackert, um ihre Familie durchzubringen, jetzt aber war auch der jüngste ihrer Söhne mit dem College fertig und hatte sich mit einigem Erfolg ein eigenes Leben aufgebaut. Bonnie war zäh, doch weichherzig und Karis Meinung nach einer der »normalsten« Menschen, denen sie jemals begegnet war.
»Ich werde hier ausziehen müssen«, durchbrach Kari die Stille in dem Raum.
»Warum?«, fragte Bonnie verständnislos.
»Schätzchen«, meinte Pinkie, als er mit den Gläsern vor die beiden Frauen trat. »Du bist nicht in der Verfassung, um eine solche Entscheidung zu treffen.«
»Wenn ich mich nicht konzentriere, wenn ich nicht nachdenke, wird mein Hirn noch mehr verkümmern, und ich werde ins Koma sinken oder so.« Sie musste sich zwingen weiterzuleben, sahen sie das nicht? Am liebsten hätte sie einfach die Augen zugemacht und gar nichts mehr getan, vor allem nicht über die Zukunft nachgedacht, aber ihr war klar, dass sie keine andere Wahl hatte. »Sobald meine Sachen gepackt sind, ziehe ich hier aus.«
»Bist du sicher, dass es das ist, was du willst?« Pinkie
sah sie forschend an und drückte ihr eins der Gläser in die Hand.
Er hatte Brandy für sie ausgesucht. Sie nahm einen vorsichtigen Schluck und spürte, wie die Flüssigkeit durch ihren Hals in ihren Magen rann. »Ja. Thomas hat dieses Haus mit seiner ersten Familie gebaut. Seinen Sohn und seine Tochter habt ihr vorhin gesehen. Sie hätten mich ablehnen können, als wir geheiratet haben. Aber das haben sie nicht getan. Ihre Mutter hat aus diesem Haus das Heim gemacht, in dem sie aufgewachsen sind. Ich hätte nie gewollt, dass sie das Gefühl haben, ich würde mir etwas nehmen, was mir nicht gehört.« Sie nippte erneut an ihrem Drink. »Als Thomas nach unserer Hochzeit sein Testament geändert hat, habe ich deshalb darauf bestanden, dass er dieses Haus seinen Kindern hinterlässt.«
»Was ein ziemlich großes Zugeständnis war«, stellte Pinkie fest. »Schließlich ist der Schuppen mindestens eine Million wert.«
Das in Cherry Hills, Denvers exklusivster Wohngegend, gelegene Grundstück war weit über einen Hektar groß. Eine von Blautannen gesäumte Einfahrt führte zu einem Herrenhaus im Tudorstil mit fünfzehn Räumen und zu einem Garten mit Swimmingpool, beleuchtetem Tennisplatz und modernen Stallungen. Das Grundstück war also mindestens so spektakulär wie das Gebäude selbst.
Sie breitete die Arme aus und zwang sich zu einem Lächeln, als sie von den beiden anderen wissen wollte: »Was sollte ein Mädchen aus der Arbeiterklasse denn mit all dem Raum?«
Ihre Freunde sahen sie zweifelnd an.
»Ich werde nicht mehr so viele Gäste einladen, wie Thomas und ich es getan haben. Die meisten unserer Freunde kannte ich sowieso durch ihn. Ich werde also meine Sachen packen und mir eine kleinere Bleibe suchen.« Sie blickte in die Flüssigkeit in ihrem Glas, die im Licht der nachmittäglichen Sonne einen warmen Bernsteinton annahm. »Außerdem will ich hier nicht mehr leben ohne …«
Sie kämpfte mit dem nächsten Tränenstrom, und als sie sich wieder gefasst hatte, blickte sie Pinkie fragend an. »Ich habe doch wohl noch einen Job, oder?«
»Mach dir darüber keine Gedanken«, knurrte er, kehrte zurück zur Bar und schenkte sich noch einmal nach.
»Obwohl Sally Jenkins darauf brennt, endlich meinen Platz zu übernehmen? Nein, Sir. Spätestens in einer Woche bin ich wieder da.«
»Also bitte, Kari«, schnauzte Pinkie und wirbelte zu ihr herum. »Lass dir Zeit. Lass die Wunde heilen. Vergiss das kleine Fräulein Hot Pants. Sie springt vorübergehend für dich ein, aber wenn du wiederkommst, wartet dein alter Job auf dich. Das ist dir doch wohl klar. Da kann die kleine Jenkins heiß sein, wie sie will.«
»Was soll das heißen?«, fragte Bonnie plötzlich argwöhnisch und richtete sich kerzengerade auf.
»Was soll was heißen?«
»Dass die kleine Jenkins heiß ist.«
»Das soll heißen, dass sie beinahe alles täte, nur damit sie einen Platz in der Sendung bekommt.«
»Wie zum Beispiel mit jemandem ins Bett zu gehen,
der ihr diesen Platz besorgen könnte?«, stieß Bonnie zwischen zusammengebissenen Zähnen aus.
»Ja, genau.«
»Hat sie dir ein Angebot gemacht?«
Pinkie stemmte seine fleischigen Fäuste in die Hüften und baute sich vor ihr auf. »Ja. Na und?«
»Und was hast du getan?«, fragte Bonnie kühl.
»Nichts. Ich stelle Leute nicht im Bett, sondern im Sender
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