Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
ein.«
Bonnie setzte ein zufriedenes Lächeln auf und lehnte sich wieder bequem zurück. »Und was tust du im Bett?«
Bellend wie ein wütender Hund wandte sich Pinkie wieder Kari zu. »Du weißt, dass dein Job sicher ist.«
Kari hatte den Schlagabtausch zwischen ihren Freunden gebannt mit verfolgt. »Danke, Pinkie. Aber ich will trotzdem nicht allzu lange freimachen. Sobald ich hier ausgezogen bin, komme ich zurück. Das würde auch Thomas wollen«, fügte sie leise hinzu, senkte den Kopf und zog mit ihrem Finger einen endlosen Kreis auf dem Rand von ihrem Glas.
Bonnie bedachte Pinkie mit einem vielsagenden Blick und stand entschlossen auf. »Wir werden dich jetzt alleine lassen, Kari. Oder können wir noch etwas für dich tun?«
Die junge Frau erhob sich ebenfalls. »Nein, danke. Ich komme schon zurecht. Ich brauche erst mal etwas Zeit für mich selbst.«
An der Haustür drückte Pinkie ihr die Hand. »Komm wieder zur Arbeit, wenn du willst, doch sei dir gegenüber nicht zu hart.«
»Das bin ich nicht.«
»Das ist es, was mir so an dir gefällt. Du hast wirklich Mumm.«
Sie sah ihn mit einem zärtlichen Lächeln an. Selbst in seinem dunklen Anzug und mit der Krawatte wirkte er zerzaust und ungepflegt. »Vergiss nicht meine phänomenalen Beine«, stichelte sie sanft.
Er küsste sie auf die Wange und wandte sich unbeholfen ab. Bonnie wartete darauf, dass er ihr die Tür des Wagens öffnete. »Willst du hier vielleicht Wurzeln schlagen?«, fauchte er sie an. »Nun steig schon endlich ein.«
Er quetschte sich hinter das Lenkrad, und die arme Bonnie hatte keine andere Wahl, als die Beifahrertür selber aufzumachen und neben ihm Platz zu nehmen, bevor er sie womöglich einfach stehen ließ. Nachdem sie eingestiegen war, zog sie die Tür geräuschvoll wieder zu, und sie fuhren davon.
Ein Lächeln umspielte Karis Lippen, das jedoch sofort wieder verflog, als sie die Haustür schloss und sich der Leere dieses großen Hauses und der Leere ihres zukünftigen Lebens gegenübersah.
Das Bier war kalt und bitter, aber ohne es zu schmecken, stellte er die Dose wieder fort.
Er lungerte in seinem Lieblingssessel, der sich an sein Rückgrat schmiegte, als hätte der Designer seine Form extra an seinen Körper angepasst, stellte die Fingerkuppen aneinander und starrte über das auf diese Art geformte Zelt auf den Bildschirm seines Fernsehers. Die Kiste war auf Stumm geschaltet, denn den gesprochenen Teil des Nachrichtenbeitrags hatte er inzwischen praktisch
auswendig gelernt. Die Bilder aber zogen ihn auch weiterhin in ihren Bann.
Wahrscheinlich war er in der ganzen Stadt der Einzige gewesen, der nicht zu der Beerdigung gegangen war. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt gewesen, und die Menschen, die nicht mehr hineingekommen waren, hatten sich vor dem Portal gedrängt. Beinahe alle, die erschienen waren, hatten sich im Anschluss an den Gottesdienst dem Autokorso angeschlossen, von dem der berühmte Tote bis zu seinem Grab begleitet worden war.
Sämtliche Fernsehsender Denvers hatten von der Beerdigung berichtet.
Weil der Immobilienmakler und der Diener des Gemeinwohls Thomas Wynne schließlich ein angesehener Bürger ihrer Stadt gewesen war. Außerdem hatte er einen intelligenten, wunderschönen Star eines Lokalsenders zur Frau gehabt.
Zusammen hatten sie den amerikanischen Traum verkörpert.
Und er, Hunter McKee, müsste dafür sorgen, dass aus diesem Traum, der so jäh geendet hatte, für die junge Witwe nachträglich ein Albtraum werden würde. Ein Gedanke, der ihm schwer im Magen lag.
In diesem Augenblick klingelte sein Telefon. Er schob sich die Schildpattbrille auf die Stirn, beugte sich nach vorn, schaltete den Videorekorder aus, griff nach dem Hörer und sagte knapp: »McKee.«
»Hunter, hier spricht Silas Barnes.«
»Hallo, Silas. Wie war die erste Woche im Ruhestand?«
»Unruhig.«
Hunter lachte. »Nach über zwanzig Jahren als Bezirksstaatsanwalt von Denver muss man sich an so viel Ruhe und Frieden sicher erst einmal gewöhnen.«
»Ich nehme an, Sie haben die Nachrichten gesehen.« Der ehemalige Staatsanwalt ersparte sich jeden Smalltalk und sprach direkt den Grund seines Anrufs an.
Hunter wusste diese verbale Sparsamkeit durchaus zu schätzen. »Ja«, erwiderte er ernst. »Sie haben mir da ein ganz schönes Chaos hinterlassen, Silas.«
»Tut mir leid. Es war von Anfang an ein fürchterliches Chaos. Aber jetzt …«
»Ja, jetzt.« Passend zu seinem abgrundtiefen Seufzer fuhr
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