Verrueckt nach Brause
verabredet.“
„Ach, und ich
dachte, so schnell triffst Du Dich mit keinem.“
„Quatsch, hier im
Chat verabredet.“
„Na, dann sieh mal
zu, dass Du ihm etwas mehr entlockst. Ich muss jetzt leider los, Bernd und ich
haben heute Abend auch noch eine Verabredung.“
Pünktlich um 19 Uhr
logge ich mich erneut ein. Und da wartet meine Lieblingsinternetbekanntschaft
auch schon auf mich. Ich bekomme heute einiges über Dirk raus, über die Länge
seiner Ehe, die Probleme, die es dort gab, aber nicht über seine Firma. Auf
dieses Thema reagiert er immer noch ausweichend, was mich natürlich umso neugieriger
macht. Dann versuche ich halt mal was über sein Äußeres herauszufinden:
Sag mal, warum hast Du eigentlich kein Profilbild?, versuche ich
es.
Habe kein vernünftiges. Die ganzen Bilder sind noch bei meiner Frau.
Dann mach doch ein neues und stell's als Profilbild rein.
Ich finde mein USB-Kabel nicht, werde die Tage mal danach suchen, schreibt er ausweichend.
Als ich ihn direkt
auffordere, sich mal kurz zu beschreiben, bekomme ich zur Antwort:
1,90 m groß, Glatze, blaue Augen.
O.k., das kann jetzt
alles Mögliche bedeuten. Ich stelle mir einen großen, attraktiven Mann mit
Glatze im Anzug vor, so wie ein erfolgreicher Geschäftsmann wahrscheinlich
aussieht.
Nachdem wir zwei
Stunden gechattet haben, verabschiedet sich Dirk, er habe einen Anruf von einem
Mitarbeiter bekommen und müsse noch mal ins Geschäft.
Samstagabend, 21
Uhr? Was kann das denn bloß für ein Geschäft sein? Ich habe keine Ahnung.
Bestimmt hat er irgendein In-Lokal oder Top-Restaurant in der City, und ohne
ihn läuft dort nichts. Ich krieg’s schon noch raus. Morgen ist auch noch ein
Tag.
Kapitel 9
Als ich
Sonntagmorgen aufwache, fällt mir ein, dass ich heute noch den Nudelsalat
vorbereiten muss, den ich morgen zum Schulfest mitbringen soll. Die Fraktion
der Kuchenback- und Bastelmütter hat nämlich mal wieder ein großes Fest
geplant, das im Vereinshaus des benachbarten Schrebergartens stattfinden soll.
Da kann ich dann morgen gleich nach der Arbeit mit meinem Sohn hin hetzen. Das
wird dann wieder ein Tag. Erst Arbeiten gehen, dann schnell nach Hause, um mit
Ben rauszugehen, den vorbereiteten Nudelsalat aus dem Kühlschrank nehmen, Kind
vom Hort abholen, zum Vereinsheim fahren und dort auch noch zum Schein gute
Laune haben. Ich freue mich unbändig.
Aber erst genieße
ich mal den Sonntag. Heute bringt mein Exmann meinen Sohn schon mittags zurück,
weil er noch etwas „Wichtiges“ vor hat. Wahrscheinlich steckt irgendeine neue
Freundin dahinter. Aber ich frage nicht weiter, denn ich freue mich ja, mein
Kindchen wieder bei mir zu haben. Tom erzählt mir aufgeregt, was er Tolles mit
dem Papa erlebt hat, und ich denke nur, dass ich da ja mal wieder kaum
mithalten kann. Aber ich bin ja für den Alltag zuständig, fürs Grobe sozusagen.
Da kann man nicht so punkten wie mit Spaßbad und Erlebnispark. Das ist wohl das
Los der alleinerziehenden Mütter, denke ich und schlage meinem Sohn vor, dass
er sich heute mal den ganzen Tag aussuchen kann, was wir machen.
„Am liebsten wäre
mir eigentlich, Mama, wenn ich meinen Freund Kilian heute zu uns einladen
könnte. Du kannst dann ja mitspielen“, meint er großzügig.
„Also gut, dann ruf
ihn mal an und frag, ob er überhaupt Zeit hat.“
Er hat Zeit und
kommt um kurz nach eins zu uns. Sofort rennt er in unser Wohnzimmer und will
mit meinem Sohn Playstation 3 spielen. Er ist regelrecht PS-3-süchtig, denn
Kilian ist eines dieser Kinder, die zu Hause nichts dürfen. Er hat keine
Playstation, keinen Computer, einfach nichts in der Richtung. Er darf zu Hause
nur Wasser und Säfte trinken und Süßigkeiten gibt’s wohl auch kaum. Das
Resultat dessen ist, dass er jedes Mal, wenn er bei uns ist, sämtliche Vorräte
an Süßigkeiten auffrisst, gläserweise Cola in sich rein schüttet und eben total
playstationgeil ist. Ich bin ja auch dafür, dass man seine Kinder gesund
ernährt und nicht zu viel mit den elektronischen Medien spielen lässt. Aber ein
Kind wie Kilian ist für mich der lebende Beweis, dass das totale Verbot
bestimmter Dinge ins absolute Gegenteil umschlagen kann.
Während die Zwei vor
der Spielkonsole sitzen, koche ich uns was Leckeres zum Mittagessen. Wenig
später sitze ich mit den beiden Kindern am Küchentisch und wir essen Nudeln mit
Tomatensoße. Kilian hat nach dem Essen lauter rote Tomatensoßenpunkte im
Gesicht und Tom lacht sich kaputt:
„Du siehst ja
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