Verrueckt nach Brause
das gestern Abend so abrupt
beenden musste.
Nein, natürlich nicht. Ich habe für vieles Verständnis. Aber jetzt rück
mal endlich mit der Sprache raus, was Du genau für ein Geschäft hast.
Es hat etwas mit Essen zu tun.
Aha, dann bist Du sicher Fahrer für Essen auf Rädern.
Nur knapp daneben.
O.k., dann tippe ich auf einen Imbissstand auf dem Markt, oder bist Du
vielleicht so einer, der mit dem Bauchladen durchs Fußballstadion läuft?
Nein, aber Du wirst es noch früh genug erfahren. Spätestens, wenn wir
zwei Hübschen uns mal treffen.
Treffen?, denke ich
etwas geschockt. Bisher war das alles so schön unverbindlich und vielleicht
will ich auch gar nicht, dass meine Vorstellung von „Mr. Right“ wie eine
Seifenblase platzt. Deshalb werde ich mich von nun an gedulden und nehme mir
vor, ihn nicht mehr nach seinem Geschäft zu fragen. Was schreib ich denn jetzt
mal?, geht es mir durch den Kopf. Am besten erst mal gar nicht aufs Treffen
eingehen, denn das ist mir echt noch zu viel, ich fühle mich schon fast
überrumpelt. Deshalb schreibe ich:
O.k., ich werde mich in Geduld üben, und jetzt muss ich leider Schluss
machen, denn ich muss noch dringend mit dem Hund raus“, lüge ich.
Damit logge ich mich
schnell aus.
Kapitel
11
Am nächsten Tag habe
ich gleich nach der Arbeit wieder einen Termin bei der Bioresonanztherapie.
Heute habe ich meine zehnte Sitzung. Solange ich nur die Dinge esse, die
bereits in den letzten Wochen in der Therapie behandelt wurden, geht es mir
richtig gut. Meine Blähungen und Bauchkrämpfe habe ich nur noch, wenn ich
„verbotene“ Dinge esse, die auf meiner Liste noch nicht abgehakt sind. Leider
ist für mich nach der heutigen zehnten Sitzung hier erst mal Schluss, weil ich
damit fürs Erste an meinem finanziellen Limit angelangt bin. Vielleicht mache
ich die Therapie in ein paar Monaten, wenn ich wieder etwas Geld angespart
habe, weiter, denke ich, während ich noch wartend auf dem Gang sitze. Gegenüber
ist die Toilette, aus der gerade ein älterer verwirrter Herr kommt mit einem der
weißen Plastikbecher in der Hand und fragt:
„Wo gibt es denn
hier was zu trinken?“
„Die Becher sind nur
für Natursekt“, grinse ich.
Der Opa guckt mich
fragend an, und ich erkläre ihm, dass die Becher für Urinproben bereitstehen.
Etwas peinlich berührt zieht er von Dannen, und mir tut meine flapsige
Bemerkung fast schon wieder leid.
Als ich später am
Abend nach Erledigung meiner täglichen Pflichten müde auf die Couch sinke,
denke ich darüber nach, ob ich mich noch mal ins Internet begeben soll. Nein,
heute mal nicht, beschließe ich. Wenn der mir nichts über sich verraten will,
lass ich den auch mal ein bisschen im Unklaren. Nachher denkt der noch, ich
hätte nichts anderes zu tun, als mit ihm zu chatten.
So beschließe ich,
mich mal bei meiner Schwägerin Margot zu melden. Sie ist sehr erfreut, dass ich
anrufe und drückt mir gleich fürs Wochenende Till und Karla aufs Auge. Sie
sollen von Samstag auf Sonntag bei uns übernachten, weil mein Bruder und seine
Frau für Samstagabend eine Einladung haben. Ich nehme die beiden ja gerne, so
hat Tom etwas Gesellschaft und ich etwas mehr Ruhe. Obwohl, wenn ich an den
letzten Übernachtungsbesuch der beiden bei uns denke, stehen mir jetzt noch die
Haare zu Berge. Die drei Kinder waren bis nachts um 3 Uhr wach und haben Faxen
gemacht. Da ich jedoch zu müde war, einzuschreiten, habe ich im Halbschlaf nur
mitbekommen, dass die Kinder auch noch im Wohnzimmer waren, den Fernseher habe
ich auch gehört. Von Ruhe konnte da also keine Rede sein, und ich war den
ganzen nächsten Tag total gerädert.
Aber offensichtlich
haben sie Margot nichts erzählt, sonst würde die mich bestimmt nicht fragen, ob
die Zwei bei mir übernachten können. Schließlich haben die zu Hause nicht mal
einen Fernseher und deswegen ist bei Till und Karla das gleiche Phänomen zu
beobachten wie bei Kilian. Sie konsumieren, was das Zeug hält, wenn sie hier
sind. Wenn's sein muss eben heimlich oder nachts.
Gegen Abend fällt
mir ein, dass ich vergessen habe, Brot zu kaufen.
„Komm Tom, lass uns
noch mal schnell zum Bäcker fahren. Wir müssen noch Brot kaufen.“
„Och nee, keine
Lust, ich will fernsehen. Fahr doch eben allein“, sagt mein Sohn.
„O.k. Also dann, bis
gleich. Ich bin in spätestens einer halben Stunde wieder da.“
Schnell setze ich
mich ins Auto und fahre Richtung Bäckerei. Auf halbem Weg glaube ich, meinen
Augen nicht zu trauen. Da
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