Verrueckt nach Brause
spaziert mein Vater mit einer Frau die Straße
entlang. Im Vorbeifahren kann ich nur sehen, dass die blonde Frau sich bei
meinem Vater untergehakt hat. Sie ist keinesfalls älter als vierzig. Habe ich
es mir doch gedacht, das ist ja wohl die Höhe. Was mache ich denn jetzt? Erst
mal fahre ich an den Straßenrand und rufe Caro an:
„Köster.“
„Caro, ich. Stell
Dir vor, mein Vater.“
„Bitte? Jetzt mal
langsam.“
„Ich bin auf dem Weg
zum Bäcker. Mein Vater läuft hier mit 'ner Blondine rum.“
„Aha. Dann bleib mal
schön ruhig. Jetzt kannst du sowieso nichts machen. Beruhige dich erst einmal,
und dann rufst du mich gleich noch mal von zu Hause aus an. Unternehme nichts.
Ich überleg mir was, o.k.?“
„Ja, Caro. Ich melde
mich dann gleich.“
Also fahre ich
weiter zur Bäckerei, erledige meinen Einkauf und kehre zurück nach Hause. Dort
rufe ich dann sofort, immer noch mit pochendem Herzen, Caro an.
„Mensch, Fischli. Du
bist ja immer noch total aufgeregt. Aber, dass der da mit 'ner Frau rumläuft,
beweist ja noch gar nichts.“
„Die wirkten aber
sehr vertraut.“
„Wir brauchen aber
Beweise. Wann geht der noch mal abends immer alleine aus?“
„Dienstags und
donnerstags.“
„Aha, heute haben
wir Dienstag, das heißt, dass wir uns Donnerstag auf die Lauer legen.“
„Du meinst, ihm
hinterher spionieren?“
„Ja klar, was denn
sonst? Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.“
„Wie sollen wir das
denn anstellen, ohne dass der was merkt?“
„Weißt du, um wie viel
Uhr dein Vater donnerstags immer das Haus verlässt?“
„Soviel ich weiß,
gegen 18 Uhr.“
„Na, dann stellen
wir uns vorsichtshalber ab 17:30 Uhr in Position, irgendwo in der Nähe deines
Elternhauses, und dann folgen wir ihm. Dann werden wir ja mal sehen, was der so
treibt.“
„Mensch, Caro. Wenn
der uns sieht.“
„Quatsch, der wird
in Gedanken schon bei seinem Date sein. Ich nehme Bernds Auto, das kennt dein
Vater auf keinen Fall. Ich hole dich also Donnerstag um 17:00 Uhr ab, ja?“
„O.k., wenn du
meinst.“
So richtig wohl ist
mir dabei ja nicht, aber ich muss das jetzt wissen. Den Verdacht habe ich ja
schon lange, aber jetzt, wo ich ihn mit dieser Frau gesehen habe, möchte ich
für mich Klarheit haben.
Kapitel
12
In den nächsten
Tagen chatte ich eher selten mit Dirk, da er abends, wenn ich Zeit habe, in
seinem „ominösen“ Geschäft einspringen muss, weil mehrere seiner Mitarbeiter
erkrankt sind.
Aber da ich kein
Kind von Traurigkeit bin, finde ich schnell einige neue Chatkontakte, u. a. mit
„Strandläufer“, der sich wenig später als Marco outet. Er hatte mich ganz nett
angeschrieben mit den Worten:
Hallo Bifi,
mir gefällt Dein Profil sehr gut, in Deinem Begrüßungstext kann ich
mich in vielen Punkten wiederfinden. Schreib mir doch mal.
LG Marco
Das tue ich dann
auch, und so chatte ich in den nächsten beiden Tagen vorwiegend mit
Strandläufer alias Marco. Er ist nicht so ein Geheimniskrämer wie Dirk. Er
erzählt mir, dass er in einem großen Autohaus die Büroarbeit macht. Er hat
keine Kinder, ist 40 Jahre alt, war noch nie verheiratet und das Beste, er hat
ein Profilbild, auf dem er sehr lecker aussieht. Dunkle Haare, blaue Augen,
brauner Teint, ein echtes Schnuckelchen.
Tja, das hat der
Dirk jetzt davon mit seiner Geheimniskrämerei und wenn der nie Zeit für mich
hat.
Als wir
Donnerstagabend chatten, fragt Marco mich, ob wir uns Freitag treffen könnten.
Schließlich hätten wir ja jetzt schon tagelang gechattet.
Komischerweise bin
ich bei ihm nicht abgeneigt. Vielleicht liegt’s am Bild, vielleicht ist auch
etwas Trotz gegenüber Dirk im Spiel. Die zwei Gläschen Wein, die ich mir
während des Chattens einverleibt habe, tun ihr Übriges. So stimme ich einer
Verabredung in einem Café zu. Daraufhin schreibt er dann:
Ich freue mich schon auf morgen. Ich bin jetzt schon erregt und hoffe,
dass Du genauso scharf bist wie Du auf dem Foto aussiehst.
Marco
Was soll das denn
jetzt? Was denkt der denn von mir? Um ihm auf den Zahn zu fühlen und in der
Hoffnung, dass er nicht drauf anspringt, schreibe ich:
Hallo Marco,
klar bin ich scharf. Was glaubst Du, warum ich mich mit Dir treffen
will?
Birgit
Seine Antwort:
Freut mich, dass wir einer Meinung sind. Wollen wir uns das Café gleich
sparen, und Du kommst zu mir?
Was für ein Arsch,
und dafür schreibt der so viel mit mir und tut so, als ob er etwas Ernsthaftes
sucht. Ich verstehe das
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