Verrueckt nach Brause
dass das Geld gut investiert ist. Aber wer sagt mir,
dass ich durch eine seltsame Apparatur meine Allergien loswerde?“
„Du wirst sie los.
Es funktioniert auch, wenn Du nicht daran glaubst. Probier's einfach aus,
Fischli. Wenn's nicht hilft, gebe ich Dir die 300,00 Euro wieder. Topp, die
Watte quillt?“
Also, das lass ich
mir nicht zweimal sagen.
„Die Wette gilt“,
rufe ich durch den Telefonhörer. „Ich nehme Dich beim Wort.“
„Ist gut, ich habe
dabei nichts zu verlieren“, sagt sie siegessicher.
Kapitel 2
Am nächsten Tag
fahre ich früher ins Büro als sonst. Ich weiß, heute wartet eine unangenehme
Arbeit auf mich, die ich so schnell wie möglich hinter mich bringen möchte.
Ich arbeite in einer
mittelständischen Anwaltskanzlei, der Sozietät Dr. Berger & Partner in
Düsseldorf. Eigentlich gehe ich ganz gerne arbeiten, denn ich verstehe mich
sehr gut mit meiner Kollegin Sandra. Wir teilen uns ein Büro und sind zuständig
für alles, was an Schreibarbeit anfällt. Ja, eigentlich gehe ich gerne
arbeiten, wäre da nicht unsere Bürovorsteherin Antje Ringel. Sie führt ein
straffes Regiment über uns beide und genießt es sichtlich, wenn sie uns den
einen oder anderen Fehler, den sie beim „Korrekturlesen“ entdeckt, unter die
Nase reiben kann. Dafür nennen wir sie heimlich „die Vorsteherdrüse“.
Als ich heute Morgen
komme, ist sie zum Glück noch nicht da, und so genehmige ich mir in aller Ruhe
eine Tasse Kaffee, bevor ich mich daran mache, das ellenlange Diktat von Dr.
Berger zu tippen.
Gegen 14:00 Uhr eile
ich nach Hause, denn dort wartet schon ungeduldig unser Hund Ben auf mich. Als
ich mich vor vier Jahren von meinem Mann getrennt habe, war für ihn klar, dass
er den Hund nicht behält. Für mich war klar, dass ich meinem Sohn nach dem
Vater nicht auch noch den geliebten Hund nehmen kann. Und so kam es, dass wir
Ben zu uns nahmen. War gar nicht so einfach, mit einem großen Hund eine Wohnung
zu finden, aber wir haben es geschafft und glücklicherweise auch noch eine
Parterrewohnung mit kleinem Garten zu einem nicht allzu überteuerten Preis.
Seitdem hetze ich
jeden Mittag nach Hause, um zwischen Arbeit und Kind-vom-Hort-Abholen, den Hund
auszuführen. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Zum Glück ist Ben
eine Seele von Hund, bis auf diese kleine störende Angewohnheit. Er ist
dermaßen verfressen, dass er, sobald er jemanden mit etwas Essbarem sieht,
Fersengeld gibt und es der jeweiligen Person entreißt. Besonders viel Ärger
bringt diese Angewohnheit mit sich, wenn er kleinen Kindern im Kinderwagen
Kekse aus der Hand reißt. Er tut das äußerst vorsichtig, nur mit den Lippen,
nie würde er dabei jemanden verletzen, aber erzähl das mal den Müttern. Die
reagieren panisch bis handgreiflich.
So auch an jenem
Tag, den ich zum Anlass nahm, mit Ben eine Hundetrainerin aufzusuchen.
Von Weitem sah ich
schon eine Frau mit Kinderwagen auf uns zusteuern, das Kind einen Keks in der
Hand haltend. Leider sah Ben dies vor mir. Mein Schrei verhallte in den Schreien
der Kindesmutter. Ich sah nur noch, wie Ben im Galopp auf den Kinderwagen zu
hechtete und die Frau sich immer schneller mitsamt Wagen, Kind und Keks um die
eigene Achse drehte.
Ich schrie nur: „So
hören Sie doch endlich auf, sich zu drehen. Ich krieg den Hund sonst nicht zu
packen.“
Denn der hielt das
für ein spannendes Spiel und lief immer im Kreis um die sich wie ein Derwisch
drehende Frau. Irgendwann wurde sie langsamer, und ich hatte meine Chance, Ben
am Halsband zu packen und anzuleinen. Daraufhin fing sie an, uns wüst zu
beschimpfen. Sie forderte meinen Personalausweis, weil sie mich bei der Polizei
anzeigen wollte. Da habe ich nur noch zu Ben gesagt: „Komm“, und dann sind wir
losgerannt. Polizei, das hätte mir ja grade noch gefehlt. Dann würde die
Kreiselfrau noch behaupten, Ben hätte ihr Balg beißen wollen, und ruck zuck
hätte ein Lamm von Hund Maulkorb- und Leinenzwang. Nein, der waren wir noch mal
davongekommen. Aber dieses Erlebnis war der Schock, der nötig war, um 300,00
Euro für ein 10-Stundentraining bei einer professionellen Hundetrainerin
lockerzumachen.
Nachdem ich meinen
Sohn Tom vom Hort abgeholt habe, mache ich uns schnell was zu essen.
Während mein
lebhafter Sohn mir die kleinen und großen Erlebnisse seines Tages erzählt, gehe
ich in Gedanken noch meine weiteren heutigen Pflichten durch. Es ist
mittlerweile 17:00 Uhr, und um 19:00 Uhr muss ich schon beim Elternabend sein.
Wie jedes Mal
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