Verrueckt nach Brause
dran,
Tom.“
Nach einiger Zeit
wird es dann aber langweilig und die Jungs beschließen, noch eine Stunde auf
den Spielplatz zu gehen.
„O.k.“, sage ich ‚
“dann gehe ich in der Zeit mit Ben spazieren. Der war heute Mittag nämlich nur
im Garten.“
Ich habe richtig
gute Laune und offensichtlich merkt das jeder, denn alle Menschen unterwegs
lächeln mich an. Als ich auf dem Nachhauseweg bin, fällt mir ein, dass ich noch
ein bestelltes Medikament aus der Apotheke abholen muss. Frau Dr. Abraham hat
mir ein homöopathisches Mittel aufgeschrieben, welches meine BRT noch mal
zusätzlich unterstützen soll.
Nun stehe ich in der
Apotheke und warte in der Schlange. Irgendwie habe ich das Gefühl, als würden
mich alle komisch mustern, ach was, bestimmt pure Einbildung. Als ich an die
Reihe komme, ärgere ich mich, dass ich mal wieder von dem einzigen männlichen
Mitarbeiter dieser Apotheke bedient werde. Denn er ist mit Abstand der
Unfreundlichste hier und was mich am meisten ärgert: Er gibt nie etwas dabei,
egal für wie viel Geld man Medikamente bekommt. Von den freundlichen Damen hier
kriege ich mal eine Cremeprobe, ein kleines Stück Seife oder dergleichen. Aber
er gibt zum Verrecken nichts. Heute fällt mir zum ersten Mal sein
Namensschildchen auf. „Herr Säuberlich“ steht da. Na, Herr Kleinlich würde
besser passen, denke ich, als ich überrascht feststelle, dass er mich heute
äußerst freundlich anlächelt, als er nach meinem Wunsch fragt. Dann holt er das
bestellte Medikament, jetzt kichert er doch tatsächlich und flüstert mir zu:
„Entschuldigung,
aber soll das so sein?“
„Was meinen Sie?“
Er deutet in
Richtung meiner Augen.
„Ach, Du Scheiße“,
entfährt es mir, und da sehe ich es auch schon in der Spiegelwand hinter dem
Tresen. Ich habe vergessen, mir meine Bert-Augenbraue wieder abzuwaschen.
Schnell bezahle ich und verlasse fluchtartig die Apotheke. Ich packe mir
schnell Ben, den ich draußen angeleint hatte, und krame hektisch in meiner
Hosentasche nach einem Tempo. Schnell etwas Spucke drauf und weg mit der
Mordsbraue. Langsam dämmert mir, warum mich heute alle so freundlich
angelächelt haben.
Als ich nach meiner
Blamage zurück nach Hause komme, sind die Jungs schon wieder da. Die Bert-Geschichte
behalte ich lieber für mich. Oliver packt schon seine Sachen zusammen, weil er
gleich von seiner Mutter abgeholt wird.
Kapitel 5
Alle paar Wochen
sonntags laden meine Eltern uns alle zum Kaffee ein. Meine Eltern, das sind
Heinz und Margarete. Ein Ehepaar Ende 60, das den Ruhestand genießt. Mein Vater
war schon immer ein attraktiver Kerl, auch heute noch hat er das gewisse Etwas
und immer noch einen guten Schlag beim weiblichen Geschlecht, was er auch ganz
gerne ausnutzt. Ich habe schon immer den Verdacht gehabt, dass er neben meiner
Mutter noch andere Frauen hat, selbst jetzt im Alter noch. Doch nachweisen
konnte ich es ihm nie, es blieb immer nur so ein Gefühl. Meine Mutter scheint
davon nichts zu merken oder nichts merken zu wollen. Nur zu gerne glaubt sie
ihm, dass er zweimal wöchentlich abends alleine weggeht, einmal zum
Männerstammtisch und einmal in den Sportverein. Währenddessen sitzt sie brav zu
Hause. Sie ist aber auch so eine Art Frau, die nichts alleine kann. Vielleicht
liegt es daran, dass meine Mutter nie Arbeiten gegangen ist. Mein Vater
erledigt alle finanziellen Dinge, sie bekommt von ihm Haushaltsgeld. Bei uns
galt noch die klassische Rollenverteilung. Der Mann bringt das Geld nach Hause
und die Frau kümmert sich um Haus und Garten. Das tut sie auch mit großer
Sorgfalt. Auch als ich heute mein Auto vor dem Reihenhäuschen meiner Eltern
abstelle, staune ich nicht schlecht, als ich bemerke, dass der Rasen im kleinen
Vorgarten aussieht, als wäre er mit der Nagelschere geschnitten.
Vor einigen Jahren
habe ich im Fernsehen mal einen totalen Schwachsinnsfilm gesehen. Er spielte in
einer Reihenhaussiedlung, in der ein Monster wütete, wenn die Bewohner sich
nicht an gewisse Regeln hielten. Wenn beispielsweise der Rasen nicht akkurat gemäht
war, konnte man davon ausgehen, dass das besagte Monster zur Strafe den ganzen
Garten verwüstete. An diesen Film muss ich nun gerade wieder denken und als
meine Mutter die Türe öffnet, begrüße ich sie dementsprechend mit den Worten:
„Hallo Mutti, Dein Vorgarten
ist ja mal wieder vom Allerfeinsten, hast wohl Schiss, dass das
Vorgartenmonster Dich heimsucht.“
„Ja, ja, Birgit.
Kommt erst mal rein, Kinder“, damit
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