verrueckt nach dir
seiner Sonnenbrille skeptisch an und sagte bloß: »Wir sind gleich an der Stadtgrenze.«
Ich ließ ihn nicht aus den Augen und verschränkte die Arme vor der Brust, um ihm zu demonstrieren, dass ich auf eine Antwort bestand.
»Okay, vielleicht habt ihr Recht«, räumte er ein. »Aber ... muss ich nicht beschützen, was zu mir gehört?«
»Schon, natürlich ... nur ... nicht so übertrieben!«
Er stockte einen Moment. »Lexi, mein Alter kannte das Wort ‚beschützen‘ nicht einmal ...«, sagte er bitter.
Daraufhin konnte ich eine Weile nichts erwidern.
»Und was dich angeht ...«, fügte er hinzu, »ähm ... Ich kann dir nicht sagen, was du von mir zu erwarten hast, denn ich bin das erste Mal in einer Beziehung und hab keine Ahnung, was auf mich zukommt ... Ob ich mich immer richtig verhalten werde? Ich kann‘s dir nicht garantieren. Aber ich zähl auf dich. Ich hoffe, dass du dir nichts von mir gefallen lässt, was dir gegen den Strich geht.«
Beeindruckt ließ ich seine Worte sacken und atmete tief durch. »Das werd ich schon nicht, keine Sorge. Aber versprich mir eins ...«
»Was?«
»Dass du mich dann nicht im Regen stehen lässt.«
»Ljubavi moja, das wird nicht passieren.«
»Was heißt das, Sergio?«, lachte ich.
»Dass du auf mich zählen kannst ...«
»Nein, die ersten beiden Wörter, dieses ‚lajimoji‘. Jetzt sag‘s mir endlich ...«
Ein kehliges Kichern entwich ihm. »Nicht jetzt.«
»Ich tipp sie in den Google-Übersetzer ein, wenn ich zuhause bin«, drohte ich mit erhobenem Zeigefinger.
Sergio grinste schief. »Tu, was du nicht lassen kannst ...«
Wir waren wieder mitten im Berliner Stadtverkehr und näherten uns meinem Zuhause. Das Gewimmel, der Straßenlärm, diese typische Großstadtunruhe wirkte im Kontrast zur Bauernhofidylle noch extremer als je zuvor. Die Stadt pulsierte, und ich fand es toll. Angenehm mild umhüllte und liebkoste die Abendluft unsere Haut.
Ich blinzelte zu Sergio. Ihn jetzt gehen zu lassen und den ganzen Abend allein zu verbringen, passte mir überhaupt nicht. Das konnte auch nicht in seinem Sinne sein, oder?
»Sergio? Du könntest bei mir schlafen«, sagte ich. »Meine Mom kommt erst sehr spät.«
Seine Antwort kam etwas verzögert. »Ich weiß nicht ...«
»Warum? Wegen Yvo?«
»Nein, wegen deiner Mom ...«
»Du musst keine Angst vor ihr haben, sie mag dich.«
»Ich weiß ... aber irgendwie vergesse ich nie den Ausdruck in ihrem Gesicht, als sie uns im Wagen erwischt hat. Sie hat mich angesehen, als würde sie mich am liebsten zurück in die Hölle schicken.«
Mein spontanes Lachen kam zusammen mit der schönen Erinnerung an jenen Abend, als wir seinen Opa im Heim besucht hatten. »Dafür hast du ihr später bewiesen, was für ein feiner Kerl du bist!«
»Ach ja? Du denkst, ich sei ein feiner Kerl? Meine ganze Taktik scheint prima zu funktionieren! Bald kann ich meine düsteren Vorlieben offenbaren ...«
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Großer Gott, wie er es genoss, so einen Quatsch zu reden. Seine Augenbrauen schnellten hoch und runter, und sein Lächeln war schiefer als der Turm von Pisa.
»Sei ernst, Sergio, schläfst du bei mir?«
»Ich bin todernst, anðele moj, aber was ist mit dir? Wann gestehst du, dass du nur meinen Körper willst? Oh, Mann, ich wusste es!« Er schnalzte theatralisch mit der Zunge und klatschte einmal aufs Lenkrad.
»Sergio!!«
Wir hielten an einer roten Ampel. Sofort beugte er sich zu mir rüber und gab mir einen brennenden Kuss, der mich noch ungeduldiger machte.
»Also ja?«
»Ja ... aber du sagst deiner Mutter Bescheid.«
»Oh, cool!«
Ich schrieb ihr sofort eine SMS:
Hi Mama,
hoffe, du hast nix dagegen, Sergio schläft heute Nacht bei uns.
Küsschen,
Lexi
»Ich muss aber noch mein Zeug holen.« Sergios Finger krabbelten in meinen Nacken und spielten mit meinem Haar.
»Kein Problem«, antwortete ich und presste vor unbändiger Freude meine Lippen zusammen.
Ein Hupen ließ uns gleichzeitig zur Ampel blicken. Grün! Sergio gab Gas.
»Okay, dann fahren wir erstmal zu mir«, sagte er, jetzt wieder ernster.
Während Sergio seine Sachen und sein Schulzeug für morgen packte, schaukelte ich mit Adriana in ihrer Hängematte. Sie las mir von einem Info-Blatt die Regeln des Debattier-Clubs vor. Eine spezielle Regel machte ihr großes Kopfzerbrechen. »Und was ist, wenn mir doch ein Fluch rausrutscht? Wenn ich aufgeregt argumentiere, fluch ich wie ein Bierkutscher, wie du weißt!«
»Wenn
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