verrueckt nach dir
ihm los und drehte mich weiter um die eigene Achse. Jetzt sah ich einen Sandsack, der auf der linken Seite, gegenüber vom Heuboden, von der Decke hing.
Im nächsten Augenblick stand ich davor und gab ein paar enthusiastische Boxhiebe ab, aber das sture Ding wollte sich zu meiner Überraschung kaum rühren.
»Halt deine Handgelenke und Fäuste in einer Geraden«, hörte ich Sergios Stimme. Ich nickte und stellte mich in Position. »So?«
Meine nächsten Hiebe waren voller Kraft ... glaubte ich zumindest ... aber der blöde Sandsack verhöhnte mich nur und gab nur minimal nach. Kaum eine Sekunde später stand er schon wieder still, als wäre nichts gewesen.
Sergio war plötzlich hinter mir und umfasste mit beiden Händen meine Taille. »Verausgabe dich nicht, Lexi, du brauchst deine Kraft noch«, hauchte er in meinen Nacken.
Ein Prickeln durchfuhr mich. »Und wofür?«, fragte ich mit einer, wie ich hoffte, verführerischen Stimme. Hitze stieg mir in den Kopf und ließ meine Wangen glühen.
Er nahm meine Hand. »Warst du schon mal auf einem Heuboden?«
Ich schluckte. »Nein, noch nie ...«
»Ist toll ...«, sagte er, und irgendwie war sein Lächeln verdächtig ...
Sergios Augen fixierten schon von weitem das dicke Seil, auf das wir ohne Zweifel zuliefen.
Als mir schwante, was er vorhatte, schüttelte ich energisch den Kopf. »Du willst doch hoffentlich nicht, dass ich da hochklettere?«
Er grinste schief zu mir herab. »Doch ...«
»Nein, nichts ‚ doch ‘. Ich sag dir gleich, ich komm da keinen Zentimeter hoch. Wir mussten das Mal in Sport machen. Ich hab `ne Fünf bekommen, weil ich nach zwei Armzügen aufgeben musste.«
Er schnalzte gelassen mit der Zunge und ließ nicht locker. »Ich mach‘s vor und du machst es nach.«
Plötzlich musste ich lachen, weil mir klar wurde, dass er mir nicht glaubte. Wahrscheinlich konnte sich ein sportlicher Kerl wie Sergio, dessen Beine und Bizeps so kräftig und muskulös waren, dass sie auch problemlos den Fernsehturm hätten erklimmen können, nicht vorstellen, wie man lächerliche zweieinhalb Meter an einem Seil nicht hochklettern konnte.
Er ließ meine Hand los.
»Es ist wichtig, was die Füße und die Beine machen. Die Kraft kommt vor allem aus den Beinen, während du dich hochziehst. Du presst das Seil zwischen deinen Füßen und deinen Schenkeln zusammen, so dass du nicht abrutschen kannst, und drückst dich nach oben. Gleichzeitig halten deine Hände das Seil so fest wie sie nur können und deine Arme ziehen dich hoch.«
»Ha ha!« Ich verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn.
Sergio lachte.
Dann sprang er an dem Seil hoch und zeigte mir erst mal in Zeitlupe, was er meinte. »Sieh genau auf meine Füße, und wie ich mich mit dem Seil verhake ...«
»Ja, ich se-ehs ...«, sagte ich augenrollend.
»Okay, dann pass mal auf.«
Im Nullkommanix war er hochgeklettert und schwang sich auf den Heuboden. Grinsend schaute er zu mir herunter und wedelte mit der Hand. »Komm rauf, Lexi, du wirst es nicht bereuen.«
»Sergio, ich kann das nicht«, rief ich hoch.
»Versuchs!«
Es half wohl nichts, außer ihm zu beweisen, wie unfähig ich war. Andererseits wollte ich nichts sehnlicher, als mit ihm zusammen da oben im Heu zu liegen. Diese verlockende Vorstellung motivierte mich ungemein.
Vielleicht gelang mir die Kletterei doch noch, wenn ich mich ganz doll anstrengte?
Mein erster Anlauf scheiterte an meinen zappligen Füßen, die das Seil irgendwie nicht zu fassen kriegten. Beim zweiten Versuch schaffte ich es, mich einigermaßen zu stabilisieren, fühlte mich aber wie ein hängender Kartoffelsack.
»Und jetzt drück und zieh dich hoch«, rief Sergio, vor Vergnügen ein Grinsegesicht von einem Ohr zum anderen.
Als ich tatsächlich meinen ersten Meter schaffte, packte mich der Ehrgeiz ... und natürlich die Aussicht auf Sergio inmitten einer Menge Heu ...
Verwundert stellte ich fest, dass ich offenbar den Dreh raus hatte und meine Kraft eventuell reichen würde, um die restliche Strecke zu schaffen. Doch schon nach einem weiteren Stück schien es aussichtslos. »Ich kann nicht mehr, Sergio, ich schaff das nicht.«
»Okay, fokussiere dein Ziel!«, sagte er.
»Meine Arme zittern«, gab ich verzweifelt zurück.
»Sieh nach oben! Leg deine ganze Kraft in deine Beine und sieh hoch zu mir. Ich bin dein Ziel, Lexi! Komm schon. Sonst verpasst du was!«
Ich hob meinen Kopf. Sergios Augen funkelten leidenschaftlich zu mir herab und
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