verrueckt nach dir
bloß nicht auffallen.
»Dann such ich mir eben einen Job«, sagte Sergio und sah abwechselnd zu Adriana und mir.
»Neben der Schule?« Ich hob wenig begeistert die Brauen.
»Du kannst nicht Schule und Job gleichzeitig machen«, wand Adriana ein. Sie senkte den Blick und dämpfte ihre Stimme. »Ich glaub, Majka hat Milan erlaubt, vorbeizukommen, weil er angeblich seine Schulden begleichen will«, flüsterte sie.
»Das glaubt sie doch nicht im Ernst?« Sergio lehnte sich zurück und schüttelte angewidert den Kopf. »Und selbst wenn es stimmt. Ich will keinen verdammten Cent von ihm.«
Wir räumten stumm den Frühstückstisch ab, stellten das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und wischten die Arbeitsflächen sauber.
»Wie viel Geld hast du denn noch übrig«, wollte Adriana von Sergio wissen.
»Wieso?«, fragte er skeptisch. »Brauchst du welches?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
Als es plötzlich an der Haustür klingelte, schauten wir alle reflexartig auf und dachten vermutlich dasselbe.
Im nächsten Moment wurde die Balkontür aufgedrückt, und Jelena trat hastig in die Küche. Ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Angst, Nervosität und Neugier. »Geht aufmachen«, sagte sie aufgeregt, die Arme um ihren Oberkörper geschlungen.
»Geh selber«, entgegnete Sergio schroff. » Du willst ihn reinlassen, nicht wir!«
Adriana sah ihn böse an. »Halt mich da bitte raus«, sagte sie und wandte sich mit schuldvollem Blick zu ihrer Mutter.
Ich hatte auf einmal das Gefühl, als wäre meine Anwesenheit nicht richtig. »Sergio, vielleicht sollte ich lieber gehen?«, flüsterte ich in seine Seite, doch er winkte energisch ab und nahm meine Hand. »Nein, bitte, bleib. Vielleicht schaff ich es, nicht auszurasten, wenn du dabei bist.«
Ich nickte unsicher. Die allgemeine Nervosität war inzwischen auch mir in sämtliche Glieder gefahren.
Nach kurzem Zögern ließ uns Jelena stehen und rannte aus der Küche, um die Haustür zu öffnen.
Wir rührten uns nicht vom Fleck, als wären wir paralysiert. Sogar Yvo saß so still auf seinem angestammten Platz am Tisch, dass wir ihn fast vergessen hatten.
»Ich glaub, mir wird schlecht.« Adriana hielt sich eine Hand vor den Mund. Ihre Augen huschten panisch umher.
»Bleib ruhig, Janna«, sagte Sergio, obwohl er seine eigene Aufregung kaum verbergen konnte. »Wir bringen das jetzt mit Würde über die Bühne ... für Yvo, für dich und mich ... und auch für Majka, verstanden?«
Adriana nickte stumm. Sergio hob einen Mundwinkel zu einem ermutigenden Lächeln, der sich genau in dem Moment verflüchtigte, in dem wir eine tiefe Männerstimme hörten.
Den Geräuschen nach zu urteilen, führte Jelena Milan gerade ins Wohnzimmer.
Wenige Momente später kam sie zu uns in die Küche und atmete erst einmal tief durch. »Sergio ... Adriana ... geht ihn begrüßen. Er sagt, er bleibt nicht lange.«
Ich sah fragend zu Sergio. Er hielt meine Hand immer noch so fest, als fürchte er, ich könnte weglaufen, wenn er sie losließe. »Okay, aber ich bring Yvo vorher in sein Zimmer«, sagte er entschlossen.
Jelena wandte sich daraufhin zum Tisch. »Süßer, du bist ja so ruhig?«, sagte sie gerührt. Sie wischte sich über die Stirn und strich sich den Rock glatt. »Na gut, dann geh ich jetzt wieder rein.«
Adriana hielt ihre Mutter am Unterarm fest. »Warte, bitte ...«, sagte sie leise. Nachdem sie sich untergehakt hatte, verschwanden sie gemeinsam.
Sergio sah mich nervös an, ohne etwas zu sagen.
Ich nickte ihm zu, als Zeichen meines Verständnisses für seine schwierige Lage.
Er schwang Yvo auf seine Schultern und machte sogleich die üblichen Mätzchen mit ihm. Mit festem Griff um die dünnen Waden seines kleinen Bruders tat er so, als würde er ihn rückwärts fallen lassen, bis Yvo aufgeregt in die Hände klatschte und nach Luft japste. Dann trug er den Kleinen in dessen Zimmer.
Während ich im Flur auf Sergio wartete, hörte ich, wie Jelena und Milan sich leise unterhielten. Doch hauptsächlich schien Milan zu sprechen. Seine tiefe Bassstimme hallte dumpf durch die Wohnung.
Als Sergio aus Yvos Zimmer trat, ergriff ich seine Hand und hielt sie fest umklammert.
Er ließ einen langen Atem aus seiner Brust weichen, als hätte er ihn eine Ewigkeit zurückgehalten. »Ich hab sowas von keinen Bock auf den Typen ...«
»Komm, Sergio«, forderte ich ihn auf. »Zeig ihm, dass du keine Hemmungen hast ihm gegenüberzutreten.«
Er fuhr sich mit der flachen Hand über
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