verrueckt nach dir
ohne mich dabei anzusehen. »Du musst dir das alles wirklich nicht reinziehen ...«
Auch wenn ich nicht verstand, was er damit ausdrücken wollte, überkam mich eine furchtbare Panik. Sofort kroch ich aus dem Bett, zog mich in rasender Geschwindigkeit an und stellte mich hinter ihn. Ich schlang beide Arme um seine Mitte und lehnte meinen Kopf gegen seinen Rücken.
»Sergio, was redest du da?«
Er drehte sich um und umarmte mich mit geschlossenen Augen. »Wenn du schon bald genug von meinem Scheiß hast, werd ich es verstehen ...«, sagte er kaum hörbar. Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. »Die Lovic‘ sind schwierig, Lexi, schwierig und unberechenbar ... und ich hasse es, weil ich wahrscheinlich auch so bin!«
Er presste seine Lippen auf meinen Mund, als würde er sich entschuldigen wollen. Noch nie hatte ich ihn in solch einer aufgewühlten Stimmung erlebt.
»Ich hab lange nicht genug von dir!«, nuschelte ich gegen seine Wange.
Ohne es zu merken, hatte ich mich an seinen Hals gehängt und hielt ihn viel zu fest, sodass er sich immer tiefer beugen musste.
»Sergio, denk an das, was dein Opa gesagt hat«, bat ich ihn. »Du solltest deinen Vater nicht hassen.«
Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.
»Ich hasse ihn nicht ...«, flüsterte er. »Ich kann ihn nur nicht respektieren. Und ich will ihn nicht in der Nähe von Yvo haben, verstehst du?«
»Vielleicht hat er sich ja verändert?«
»Vielleicht ist die Hölle zugefroren?«
Keiner lachte.
Wir schwiegen einen Moment, dann küsste er mich erneut. »Bleibst du bei mir, Lexi?«
»Wenn du es möchtest. Ich muss nur meiner Mutter Bescheid sagen.«
Wir setzten uns aufs Bett und hörten Adrianas und Jelenas Stimmen durcheinanderreden.
»Wann kommt er denn?«, fragte ich.
Sergio stöhnte widerwillig. »Heut noch ... Ich will mit Yvo Lego kaufen gehen. Bitte komm mit, ja?«
Ich nickte. »Liebend gerne.«
»Und ich sag nein! Er hat schon zu viele Lego-Kisten, die überquellen!« Jelena lehnte mit verschränkten Armen gegen die Spüle. Sergio, Adriana, Yvo und ich saßen am Küchentisch und frühstückten.
»Er kann dich hören, Majka! Red doch nicht so, als wäre er nicht im Raum.« Sergio warf seiner Mutter einen missbilligenden Blick aus blitzenden Augen zu.
Für einen Moment herrschte absolute Stille.
Es ging ums Geld.
Jelena behauptete, dass sie nun allesamt darauf achten müssten, wie viel sie ausgaben. Sergio hingegen war der Meinung, dass sie an Yvos Spielzeug nicht sparen durften. »Es ist egal, wie viel er von dem Zeug hat«, meinte er. »Es geht um sein Ritual, verdammt! Jedes Wochenende pack ich ihn auf meine Schultern, wir laufen durch die Straßen, gehen in das Spielwarengeschäft, er sucht sich was aus, zeigt drauf und klatscht in die Hände ... und ich nehme die Packung aus dem Regal ... Er schüttelt es an seinem Ohr, hört das Lego poltern, und anschließend gehen wir damit zur Kasse. Die Freude, die er dabei hat, ist mit nichts aufzuwiegen, und aus diesem Grund werden wir auch nicht darauf verzichten ... niemals!«
Jelena seufzte mit einem traurigen Zug um die Augen. »Ich hab den Job in der Bäckerei nicht mehr«, sagte sie. »Aus und vorbei.«
Sergios Gesichtsausdruck wechselte von vorwurfsvoll zu überrascht. »Warum? Was ist passiert?«
»Nichts. Es war ein befristeter Aushilfsjob und jetzt ist er zu Ende.«
»Warst du dir nicht sicher, dass er verlängert werden würde?«
Jelena senkte achselzuckend den Blick. »Wir können nicht mehr einfach so Geld ausgeben.«
»Was ist mit den dreitausend von meinem Kampf passiert?«, wollte Sergio wissen.
Adriana und ich sahen gespannt zu Jelena.
Sie kräuselte die Stirn und holte tief Luft. »Ich hab den letzten Kredit aufgelöst, Sergio. Ich dachte, bevor das Geld wegkommt, ist es das Sinnvollste, was ich damit tun kann.« Daraufhin schnappte sie sich ihre Zigarettenschachtel und ging ohne weitere Diskussion auf den Balkon.
Sergio erhob die Stimme. »Wa... warum beschließen wir sowas nicht gemeinsam?« Verständnislos blickte er ihr hinterher und biss sich ärgerlich auf die Lippen.
»Sie hat recht«, murmelte Adriana leise. »Wir müssen drauf achten, wie viel Geld wir ausgeben.«
Sergio antwortete nicht. Es war ihm anzusehen, dass er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
Dann sah er zu Yvo und lächelte. »Alles okay, Kumpel?« Er strich ihm vorsichtig über den Kopf. Yvo trank seinen Kakao und benahm sich so friedlich, als wolle er am heutigen Tag
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