verrueckt nach dir
die Haare und streckte den Rücken durch. »Okay, dann los ...«
An der Türschwelle zum Wohnzimmer blieb er wie angewurzelt stehen, als wäre jeder weitere Schritt einer zu viel. Als könnte er sich keinen weiteren Zentimeter nähern ...
Auf der Couch gegenüber von Jelena und Adriana saß er ... Sergios Vater ... Er trug einen eigentümlichen weißen Anzug, darunter ein verblichenes, blaues Hemd und eine breite Krawatte, die er zu kurz gebunden hatte. Seine schwarzen Schuhe waren zerschlissen und passten nicht zum Rest seiner Bekleidung. Die glänzenden schwarzen Haare reichten ihm bis in den Nacken und waren seitlich gescheitelt. Er hatte sie offensichtlich mit viel Pomade in eine Art Frisur zu kämmen versucht. Seine Haut war ungewöhnlich faltig und fahl, die Gesichtszüge verrieten allerdings, dass er in seinen jungen Jahren ein gutaussehender Mann gewesen sein musste.
Neben ihm lag ein in buntes Geschenkpapier eingewickeltes Paket in der Größe eines kleinen Koffers.
Als er Sergio sah, erhob er sich von seinem Platz. Er schien so bewegt, dass er schlucken musste. »Junge ... ich hab deinen Kampf gegen diesen Russen gesehen. Ich bin so stolz auf dich, Sergio!«
Jelena versuchte zu lächeln, und Adriana hatte feuchte Augen, was ich selbst aus der Entfernung erkennen konnte.
Es war die seltsamste Stimmung, die ich je erlebt hatte, voller zurückgehaltener Emotionen und unausgesprochener Gedanken.
Ich spähte mit einem Seitenblick zu Sergio hoch. Seine Stirn lag in sturen Falten, sein Mund ein einziger verkniffener Strich ... Mit großer Mühe versuchte er die Fassung zu wahren und so abgeklärt wie möglich zu erscheinen.
Milan kam auf ihn zu und umfasste mit beiden Händen seine Schultern. Er war etwas kleiner und gedrungener als Sergio. »Gib deinem Alten eine Chance, sich zu entschuldigen, Sergio. Tust du das, mein Sohn?«
Sergios Miene blieb kühl und reserviert. »Was willst du hier?«, grummelte er, während er stocksteif da stand. Jelena und Adriana tauschten nervöse Blicke untereinander aus, und ich war wie erstarrt.
»Ich will euch nicht lange belästigen, Sergio ... aber willst du mir nicht erst einmal deine Freundin vorstellen?« Milan sah mich mit einem freundlichen Lächeln an und streckte mir die Hand entgegen. Ohne Zögern nahm ich sie und nickte ihm zu.
»Das ist Lexi«, sagte Sergio knapp. »Also was willst du hier, hm?«
Milan seufzte und setzte sich wieder auf die Couch.
»Soll ich uns einen Kaffee machen?«, frage Jelena betreten und wollte aufstehen.
»Nein, wegen mir nicht, bleib bitte sitzen.« Sergios Vater schüttelte den Kopf. »Wie gesagt ... ich hab nicht viel Zeit. Ich bin nur gekommen, um euch einige Dinge zu sagen. Nun ja, Sergio, ich schätze, deine Freundin darf ruhig mithören, was? Mir macht es nichts aus, wenn es euch nichts ausmacht ...«
»Sie gehört zur Familie«, sagte Sergio in einem Ton, der keine Zweifel duldete.
Wir standen immer noch im Türrahmen.
»Das ist schön ... Also, was ich sagen will, ist ... Ich weiß, dass ihr mit mir die Hölle durchgemacht habt ...« Milan senkte den Blick auf seine Hände. »Es tut mir sehr leid, was ich euch angetan habe. Ich weiß, die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Wir tragen unsere Sünden mit ins Grab, aber ...«
»Kannst du mit deinem Gesülze aufhören und zum Punkt kommen«, unterbrach ihn Sergio scharf. Der Druck seiner Finger auf meinem Handrücken nahm zu, und ich konnte sein innerliches Zittern deutlich spüren.
»Milan ... vielleicht ist das kein guter Zeitpunkt ...«, warf Jelena unruhig ein.
»Ich mach‘s kurz«, sagte Milan ernst. Seine von freundlicher Leichtigkeit geprägte Fassade fiel mit jeder Sekunde, in der Sergio wie ein menschliches Mahnmal im Türrahmen stand und jegliches Entgegenkommen verweigerte.
»Ich bin kein Heiliger geworden oder so ...«, fuhr Milan fort. Tränen schossen ihm in die Augen, und er stockte für einen Moment, bevor er weitersprechen konnte. »Aber ich bin wahrlich geläutert ... und Sergio ... du bist ein wahrer Fighter, mein Sohn. Ich habe alles Kohle, was ich hatte, auf dich gesetzt ...« Er sah hoffnungsvoll zu Sergio.
»Ein Spieler bleibt eben ein Spieler ...!«, entgegnete Sergio höhnisch, seine Gesichtszüge jedoch wirkten mit einem Mal weicher. Seine dunklen Augen blinzelten irritiert.
Milan stand auf und räusperte sich. Mit einem verhaltenen Lächeln fasste er in die Innentasche seines Sakkos und holte ein schwarzes Portemonnaie hervor, das an
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