verrueckt nach dir
kicherte.
Wir blieben eine gefühlte Ewigkeit in dem Laden und hatten viel Spaß.
Charly wollte unbedingt, dass wir diverse neue Nachtische ausprobierten, weil er unschlüssig war, welche er auf den Speiseplan aufnehmen sollte. Als Dankeschön halbierte er unsere Rechnung und schenkte Adriana und mir eine Rose. Beim Abschied umarmte er Sergio besonders lang, klopfte ihm auf den Rücken und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sergio zuckte mit den Schultern, lächelte und folgte uns schließlich nach draußen.
Wir machten aus, dass sie mich heimfahren und später wieder abholen würden.
Jetzt musste ich nur noch meine Mutter davon überzeugen, dass sie nichts zu befürchten hatte, wenn ich mit meinen serbischen Freunden bis spät in die Nacht unterwegs war. Das war allerdings keine leichte Hürde.
»Und wer sind Luka und Bojan?«
Das ging ja schon mal gut los, wie sie die Arme vor der Brust verschränkt hatte und gegen den Kühlschrank lehnend mich skeptisch anstarrte.
Ich machte auf gelassen und friedvoll. »Das sind Sergios Cousins, Mama ... ganz liebe Kerle, wirklich.«
»Ach, und warum höre ich erst jetzt von ihnen?«
Verwundert überlegte ich einen Moment, was ich darauf antworten sollte. »Weiß ich nicht ... vielleicht, weil ich sie bisher nicht erwähnt habe?«
»Ich hätte es gut gefunden, diese Jungs mal kennenzulernen, bevor ich dich mit ihnen herumziehen lasse.«
Ich schluckte bei der Vorstellung, sie würde den beiden begegnen. Bei Bojan würde sie garantiert ähnlich reagieren wie bei ihrer ersten Begegnung mit Sergio, und bei Luka würde sie nach hinten umfallen vor Schreck.
»Mama, du kennst doch Sergio und Adriana! Und Luka und Bojan sind wie gesagt ihre Cousins. Wo ist also dein Problem?«
»Was für ein Musikclub ist das denn, Lexi?«
»Ähm, keine Ahnung. Bojan sagt, er ist neu ... Kann ich jetzt mitgehen oder nicht?«
»Ich bin mir nicht sicher ...«
»Was ist denn auf einmal mit dir los? Nicht lang her, da sagtest du, du müsstest jetzt langsam mal loslassen, weil ich kein Kind mehr sei, und dass du mir vertrauen würdest.«
Sie sah mich schief an, als ärgere sie sich darüber, dass sie diese Dinge tatsächlich zu mir gesagt hatte.
»Ich weiß nicht, Lexi ... in letzter Zeit bin ich ein wenig verunsichert ...«
»Wegen was?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Du hast dich verändert ...«
»Ich werd erwachsen ... du solltest glücklich darüber sein.«
»Bin ich auch, aber es ging wie von einem Tag auf den anderen ... eigentlich seit ... seit ...«
»Seit ich mit Sergio zusammen bin?«
»Mmh.«
»Und weiter?«
»Eigentlich mag ich ihn ...«
»Ach, Mama, dann entspann dich doch einfach ... Also, jetzt sag ‚ja‘!«
Sie rollte mit den Augen. »Ja.«
»Wie bitte?«
»Du wolltest ein ‚Ja‘, also, da hast du es ...«
Ich war zugegeben überrascht. »Äh, danke ...«
Einen Moment lang ließen wir schweigend Ruhe einkehren.
»Und wie war deine Schicht heute?«
Sie stöhnte laut auf und setzte sich auf einen Stuhl. »Anstrengend! Derek ist sauer auf mich, weil ich ihm die kalte Schulter zeige, und außerdem musste ich in der Intensivstation aushelfen.«
»Und warum?«
»Weil zurzeit irgendwie dauernd Personal fehlt.«
»Nein, ich mein, warum zeigst du Derek die kalte Schulter? Ich dachte, ihr beiden habt Spaß zusammen?«
»Das ist kompliziert, Lexi ... okay, falsch, ich bin‘s ... ich bin kompliziert. Seit ich von der Scheidung deines Vaters weiß, frag ich mich, ob er ...« Sie schielte mit zusammengepressten Lippen zur Decke.
»Hör auf, deine Sätze mittendrin abzubrechen, Mama! Das nervt total! Aber ich kann mir auch so denken, worum es geht ... Bloß, diese Diskussion lassen wir lieber.«
»Ist mir nur recht ...«, murmelte sie.
»Ich mach mich dann mal fertig. Meine Freunde holen mich bald ab.«
»Du passt gut auf dich auf, Lexi, versprich es!«
»Zum tausendsten Mal ...«
»Ja ja ...« Meine Mutter lächelte müde und stand auf, um Teewasser aufzusetzen.
Ich ging in mein Zimmer und schickte Sergio gleich eine SMS:
Geschafft. Sie lässt mich gehen. Wann kommt ihr?
Nur Sekunden später antwortete er:
In einer Stunde. Komm dann runter.
Bis auf Luka, der im selben eingelaufenen T-Shirt und seinen unmöglichen Baggy-Jeans steckte, hatten sich zu meiner Überraschung die übrigen drei ebenfalls umgezogen.
Sergio trug zu den hüfthohen verwaschenen Jeans ein olivgrünes T-Shirt mit schwarzen Ornamenten, die wunderbar zu seinen Tattoos
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