verrueckt nach dir
sollten.
Ich kapierte gar nicht, was auf einmal los war. Unsere Jungs und die fremden Typen standen dicht voreinander und schienen etwas klären zu müssen.
»Du hattest nur Glück, du Loser!«, sagte der Glatzkopf. »Wenn Rutschenko auf deinem scheiß Blut nicht ausgerutscht wäre, würdest du jetzt noch deine Einzelteile aufsammeln.«
Ich erschrak bei diesen Worten.
Mein Herz begann heftig zu pochen, aber Sergio zuckte nicht mal mit der Wimper.
»Ach ja?«, gab er unbeeindruckt zurück. »Stell dir vor, deine Meinung interessiert hier keinen, also kriech wieder in deine Höhle zurück!«
Er warf mir einen besorgten Seitenblick zu.
Ich starrte nur ungläubig auf die beiden Unruhestifter, als hätte ich den falschen Fernsehkanal erwischt.
»Na klar, Lovic. Mehr wollten wir gar nicht, außer dir zu sagen, dass du dich vor einem Rückkampf drückst, du Feigling. Das ist erbärmlich. Außerdem machst du dir gerade `ne Menge Feinde, das solltest du wissen.«
»Und ihr solltet wissen, dass es bei ‚Blinds‘ keinen Rückkampf gibt.«
»Wen interessiert das, Kiddo? Die Regeln schreiben sich täglich neu. Den Russkis geht‘s um die Ehre, und eine Menge Leute haben einen Haufen Geld verloren wegen dir.«
Sergio blickte scheinbar gelangweilt um sich. »So ist das nun mal, die einen gewinnen, die anderen nicht. Ich bin raus aus den Fights und jetzt verzieht euch.«
Der Glatzkopf lachte laut, leckte sich über die Lippen und grinste. »Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher!«
Dann drehten er und sein Kumpel sich um und verschwanden, wie sie gekommen waren.
Bojans Augenbrauen waren zornig zusammengezogen. »Wovon zum Teufel haben die geredet?«, schnaubte er aufgebracht. Luka klopfte ihm zur Besänftigung auf die Schulter und zog ihn zu sich, um ihn aufzuklären.
Der ernste, nachdenkliche Ausdruck in Sergios Gesicht verschwand mit dem tiefen Seufzer, den er von sich gab.
Inzwischen standen unsere Getränke bereit. Adriana und ich tauschten erleichterte Blicke aus, reichten das Bier durch und beschlossen stillschweigend, dass es Zeit für den lustigen Teil des Abends war.
Immerhin hatte Bojan recht schnell die Fassung wiedererlangt. »Ach ja, der Kampf. Ich wusste schon, warum ich nicht dabei sein wollte ...«, sagte er kopfnickend. »Stimmt es, was die Typen behauptet haben?«
Einen Moment sagte keiner was.
»Nicht ganz«, antwortete Sergio halb lächelnd.
»Und was heißt das?«
Adriana verdrehte die Augen. »Bo, lass uns die Kerle vergessen. Bitte!«
Sergio hob beschwichtigend das Kinn. »Rutschenko ist auf seinem eigenen Blut ausgerutscht.« Er hielt seine Bierflasche hoch und stieß mit Bojan an. »Der Typ war der reinste Albtraum«, sagte er mit einem ernsten Unterton.
Bojan nickte anerkennend.
Im nächsten Augenblick jedoch driftete seine Aufmerksamkeit auf eine schlanke Rothaarige ab, und er schnalzte begeistert mit der Zunge. »Oh, wow, der Himmel hat sich aufgetan.«
Wir sahen ihm amüsiert hinterher, als er sich auf die Pirsch machte.
Luka schob einige Gestalten aus dem Weg und stellte sich neben uns. »Man kommt sich hier vor wie in `ner Sardinen-Dose«, grummelte er.
Sergio hatte einen Arm um meine Taille gelegt und war mir so nah, dass ich meinen Kopf auf seiner Schulter hätte ablegen können. Mit dem Ellbogen stützte er sich am Tresen, während er ein Knie lässig angewinkelt hatte.
Ich liebte es, wie er ungezwungen und so natürlich in Körperkontakt zu mir ging. Es entsprach absolut meiner Art, Zuneigung für einen Menschen auszudrücken. Überhaupt waren wir uns in vieler Hinsicht ähnlicher, als ich es je für möglich gehalten hätte.
Ich wollte ihm gerade einen heimlichen Kuss hinter sein Ohrläppchen geben, als ein paar Meter entfernt eine Rangelei losging, in die - wie wir erschrocken feststellen mussten - Bojan verwickelt war.
Sergio machte einen Satz vor, doch Luka drückte ihm sofort mit der flachen Hand gegen die Brust und sagte: »Du bleibst hier!«
»Man kann mit Bo nirgends hingehen, ohne dass er in eine Prügelei gerät! Das ist wie eine Krankheit«, schimpfte Adriana, hatte aber gleichzeitig ein vergnügtes Blitzen in den Augen. Das Geschehen fixierend schlürfte sie ihre Cola durch einen Strohhalm und wippte mit dem Fuß.
Ich sah Bojans Haare fliegen.
Seine Faust ebenfalls.
»Okay, ich hol ihn«, stieß Luka entnervt aus.
Minuten später landeten wir draußen vor dem Laden, von den bösen Blicken des Türstehers durchlöchert, der jetzt mit
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