verrueckt nach dir
zu rühren.
Allmählich wurde ich immer optimistischer. Sergio glaubte noch ein paar Mal eine Linie zu erkennen, aber da war nichts.
Dann erschien auf einem der Tests in Worten »Nicht schwanger«, und ich schrie vor Erleichterung auf. »Oh, Gott sei Dank ... nicht schwanger! ... nicht schwanger! ... ICH.BIN.NICHT.SCHWANGER.«
Ich hüpfte klatschend auf der Stelle wie verrückt und wollte Sergio um den Hals fallen, aber er war ganz ruhig geblieben und starrte immer noch konzentriert auf die Stäbchen. »Die sind noch nicht alle fertig mit dem Ergebnis, Lexi, freu dich nicht zu früh. Der eine Test könnte falsch sein.«
Ich hielt inne und betrachtete sein Gesicht. Seine Stirn lag angespannt in Falten und in seinem Blick lag zweifellos sowas wie Enttäuschung.
Und jetzt erst wurde mir bewusst, was hier vor sich ging. Ich war fassungslos, schockiert und wahnsinnig wütend.
»Hast du dir etwa gewünscht, die Tests hätten angezeigt, dass ich schwanger bin?« Mein Ton war unmissverständlich ärgerlich.
Er sog die Unterlippe ein und sah mich stumm an.
»Sergio, sag mir sofort, ob ich mit meinem Verdacht richtig liege, verdammt nochmal!«
Er setzte sich auf den Badewannenrand und pustete einen langen Atem aus. »Lexi, beruhig dich, ist doch ... alles ist doch in Ordnung ...«, sagte er, aber selbst in seinem Tonfall konnte ich seine Enttäuschung heraushören.
Ich sammelte die verbrauchten Tests ein und schmiss sie in die Apotheken-Tüte. Ich würde sie extra entsorgen müssen, bevor meine Mutter von der Spätschicht heimkam. Den einen verbliebenen Test steckte ich in meine Gesäßtasche. Er würde ein gutes Versteck unter meinem Bett bekommen.
»Lass uns in mein Zimmer gehen«, forderte ich Sergio auf und lief voraus. Ich hörte, wie er mir niedergeschlagen hinterher trottete.
Er ließ sich auf mein Bett fallen und versuchte unbedarft zu lächeln. Seine Haare standen etwas stärker ab, weil er vor Aufregung ständig mit den Fingern durch sie durchgefahren war. Ich lehnte gegen meinen Schreibtisch und starrte ihn ungehalten an. »Du hast mir noch nicht geantwortet!«
»Was war deine Frage nochmal? Anðele moj, warum bist du plötzlich so sauer auf mich?«
»Hör auf mit deinem ‚anðele moj‘, was auch immer das heißen soll, Sergio, und sag mir, ob du dir gewünscht hast, ich sei schwanger?«
Seine Brauen zogen sich zusammen. »Es bedeutet ... ‚ mein Engel‘ ... und die Antwort auf deine Frage ist ‚jein‘.«
»Jein? Was soll ‚jein‘ denn heißen? Dass es dir nichts ausgemacht hätte, wenn ich schwanger wäre?«
»So ungefähr.«
»Und du glaubst tatsächlich, ich hätte das Baby dann bekommen?«
»Etwa nicht?«
»Natürlich nicht!«
»Du hättest unser Baby abgetrieben?« Er sah mich entsetzt an.
»Sergio, ist dir eigentlich klar, worüber wir reden? Ich glaub nämlich nicht! ... Diese Unterhaltung ist einfach lächerlich ... Denkst du überhaupt mal was konsequent zu Ende, bevor du dich hineinstürzt? Kaum sind wir zusammen, sind wir verlobt! Und jetzt kannst du dir sogar schon vorstellen, wir hätten ein Baby zusammen? Weißt du, was ich seit Tagen für einen Horror durchgemacht habe, weil ich dachte, ich sei schwanger? Und glaubst du im Ernst, ich krieg mit siebzehn ein Kind wie meine Mutter und verbock mein Leben?«
»Meine Majka hat mich auch mit siebzehn oder so bekommen ...«, sagte er hilflos.
»Ja, und?«
»Es geht irgendwie schon ...«
»Nein! Tut es eben nicht, Sergio. Es macht alles sehr kompliziert, vor allem, wenn man noch kein Geld verdient. Das ist doch kein Spiel! Weißt du, wie schwer es meine Mutter hatte, nachdem ich erstmal da war? Und dass mein Vater uns verlassen hat, weil er ihre Ängste, ihren Stress und ihre Vorwürfe nicht mehr ertragen hat?« Ich seufzte und strich mir atemlos über die Stirn. »Ach, wie auch immer ... Ich will für mich so ein Leben nicht! Die Vorstellung jagt mir Schauer über den Rücken!«
Er hatte sich jetzt aufgesetzt und die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich verlass dich doch nicht, weil wir ein Baby zusammen haben ... ganz im Gegenteil ...«
Ich sah ihn argwöhnisch an. Mein Puls war sicher in ungesunden Bereichen. »Ganz im Gegenteil? Ist es das? Denkst du, du brauchst Verlobung und Babys, damit ich bei dir bleibe?«
Sergio runzelte verstört die Stirn. Er wollte was sagen, klappte aber den Mund wieder zu.
»Geht‘s dir überhaupt um mich ? Oder was? ... Worum geht‘s dir, Sergio?« Ich begann innerlich zu zittern, als
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