verrueckt nach dir
setzte sich in der Mensa immer öfter zu uns.
An einem Freitag blieb er wieder einmal mit seinem Tablett an unserem Tisch stehen. »Ich habe mich gefragt, worüber ihr euch so amüsiert? Eventuell möchtet ihr mich einweihen?«
Oh, Adriana möchte ganz bestimmt, dachte ich, und wartete ab ...
Meine beste Freundin strahlte ihn mit ihren großen dunklen Augen und ihren perfekt getuschten Klimperwimpern an und ließ ihn an den Dingen, die uns zum Lachen brachten, teilhaben. »Wir finden es zum Schießen, wie Mark und Hakan die Brust vorstrecken und sich gegenseitig mustern, wenn sie aneinander vorbeigehen«, erklärte sie und bekam dabei rosa Wangen.
Joshua machte ein nachdenkliches Gesicht und schmunzelte. »Ich schätze, die würden die Rangordnung gern klären, aber trauen sich nicht. Was für ein Theater ...«, sagte er und setze sich endlich.
Er hatte recht. Wenn Sergio fehlte, kamen für die Position des »Alphas« nur Mark oder Hakan in Frage, aber sie zögerten, sich gegenseitig herauszufordern.
»Wisst ihr was«, sagte Joshua, als hätte er einen Geistesblitz.
Wir sahen ihn neugierig an.
»Ich hab mir gerade überlegt, dass ich die beiden und natürlich auch ihre Kumpels zu meiner Halloweenparty einlade. Das könnte durchaus interessant werden, sollten sie tatsächlich kommen. Menschen sind nämlich eher bereit, sich zu arrangieren, wenn sie sich in einem spaßigen Kontext begegnen. Einen Versuch wäre es mir schon wert«
Ich sah, wie Adriana schluckte, und wusste genau, was in ihr vorging. Sie fragte sich, warum Joshua uns gegenüber bisher nichts von seiner geplanten Party erwähnt hatte.
»Oh«, sagte sie. »Das ... das ist eine schöne Idee, Joshua, wirklich.«
Joshua nickte zufrieden. Seine blaugrünen Augen leuchteten im hellen Mensa-Saal viel stärker als im Schulgebäude. Adriana senkte mit einem unsicheren Lächeln den Blick und stocherte in ihrem Essen weiter.
»Allerdings solltest du keine Wunder erwarten«, sagte ich. »Mark und Hakan können sich absolut nicht riechen.« Ich sprach den Gedanken nur deshalb aus, weil ich nicht wollte, dass ein betretenes Schweigen entstand.
»Ich weiß ...«, erwiderte Joshua und hob die Brauen. Dann nahm er sein Glas hoch und trank einen Schluck Orangensaft, bevor er hinzufügte: »Übrigens ... hättet ihr Lust zu kommen?«
Adriana sah abrupt auf und starrte ihn hoffnungsvoll an. »Zu deiner Halloweenparty meinst du?«
Er nickte. »Ja. Ihr könnt auch ein paar Leute mitbringen, mit denen ihr gern feiert, egal wen ... ähm, Sergio zum Beispiel ...« Joshua warf mir einen wissenden Blick zu. «Ich denke, für Mark und Hakan wird‘s dann noch spannender. Aber ihr kommt natürlich verkleidet! Ist absolute Bedingung!«
»Sehr gerne. Stimmt‘s Lexi?« Adrianas Blick bohrte sich flehend in meine Pupillen.
»Äh ... ja«, antwortete ich, ohne zu überlegen, ob ich überhaupt wollte oder nicht. Adriana würde sich nichts sehnlicher wünschen als auf Joshuas Party zu gehen, und ich würde ihr selbstverständlich den Gefallen tun und sie begleiten. Ich war positiv überrascht darüber, dass Joshua neben all den ernsten Themen, mit denen er sich beschäftigte, Partys gegenüber nicht abgeneigt war.
»Freu mich. Na, dann also Party am 31., ist ein Mittwoch, ab 20 Uhr bis zur Geisterstunde«, sagte er strahlend. »Janna, ich mail dir die Adresse zu, okay?!«
Nachdem er gegangen war, steckten wir sofort die Köpfe zusammen. Adriana kriegte sich vor Aufregung kaum mehr ein. »Oh Gott, ich flipp total aus. Ich fass es nicht, Lexi! Wir sind auf Joshuas Party eingeladen. Das ist sowas von der Hammer, verdammte Scheiße!« Sofort schlug sie sich die Hand auf den Mund und kicherte. »Oh, sorry, ich wollte mir ja das Fluchen abgewöhnen. Ich hab bisher keine einzige der Debattier-Club-Regeln missachtet wegen diesem Typ. Bin also auf dem besten Weg ...«
»Ja, bist du, nur ruhig, Janna. Du machst das ganz gut mit Joshua«, bestätigte ich sie aus voller Überzeugung.
»Wirklich?«
»Ja.«
»Und das ist doch kein Stalken, wenn er mich selber zu sich einlädt, oder?«
»Nein, kein Stalken, definitiv nicht.«
Sie warf lachend den Kopf zurück und ließ ihre Haare fliegen. Ich beobachtete sie amüsiert. Es war schön, sie so glücklich zu sehen. Vor allem konnte ich genau nachempfinden, wie sie sich gerade fühlte. Verliebtsein war, wie tausend Wünsche frei haben und doch nur einen einzigen wollen.
»Und als was gehen wir hin? ... Lexi, sag schon ... ich will
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