verrueckt nach dir
zurück. Auf keinen Fall wollte ich, dass unser Drama publik wurde. Dies hier war Joshuas Party, und Adriana war gerade ultraglücklich. Alles schien sich zwischen den beiden in die richtige Richtung zu entwickeln. Ich wollte nicht, dass Adrianas Erinnerungen an diesen Abend, von dem Mist, der mir passiert war, überschattet wurden. Dann war da noch das Problem, dass ich mir zu 99% sicher war, wer hinter der Werwolf-Verkleidung steckte, aber zu 1% nicht ...
»Hey, chill mal ...«, lachte der Typ. Er stand schon im Türrahmen. »Sonst denken alle, du bist sauer auf mich, weil ich euch in flagranti erwischt habe ...« Dann trat er in den Flur und zog die Tür hinter sich zu.
»Verfluchtes Arschloch!«, schrie ihm Bojan noch hinterher.
»Ich will nach Hause, Bo«, sagte ich.
Er strich mir einmal kurz über die Wange und nickte. »Klar, Lexi. Ich fahr dich.«
Wir fanden Adriana im Garten, engumschlungen tanzend mit Joshua. Es spielten gerade langsamere Stücke und die ganze Atmosphäre war sehr romantisch - für die tanzenden Paare ... für mich leider nicht.
Als sie mich sah, ließ sie Joshua sofort stehen und kam mir entgegen. »Lexi, oh mein Gott, du siehst ja schrecklich aus! Dein Gesicht ist vollkommen verschmiert. Hast du geweint?«
Sie drückte vor Sorge meine Hände so fest, dass es beinah weh tat.
Joshua stellte sich neben uns. »Lexi, alles in Ordnung?«
Bojan stand etwas abseits und hatte sich halb von uns dreien weggedreht, damit keiner seinen Unmut bemerkte.
»Ach, mir geht‘s gut ... ich bin nur ein wenig sentimental geworden ... der Wein ist schuld. Bo fährt mich gleich heim ... Janna, was ist mit dir?«
Sie zog die Stirn kraus und sah zu Joshua.
»Ich könnte dich heimfahren, wenn hier Schluss ist«, sagte er mit erwartungsvoller Miene.
»Lexi, wär das okay für dich?« Adriana sah mich hoffnungsvoll an.
»Ja, kein Problem. Wir sehen uns dann morgen in der Schule.« Ich wandte mich an Joshua. »Danke für die Einladung, war ... war sehr schön.«
»Danke fürs Kommen, Lexi.«
Wir vernahmen plötzlich lautes Gelächter und drehten uns gleichzeitig um. Vor der Eingangstür der Villa standen die drei Werwölfe mit Bieren zwischen ihren Klauen und gaben sich ausgelassen. Ich konnte schon nicht mehr sagen, welcher von ihnen mich bedrängt hatte.
Bojan sah missmutig zu mir rüber. Ich nickte ihm zu. »Lass uns gehen, Bo.«
Wir verabschiedeten uns von Adriana und Joshua, liefen schweigend über den Rasen und dann die Straße entlang bis zum Wagen.
Ich setzte mich zum ersten Mal auf den Beifahrersitz neben Bojan und atmete tief durch.
Er hatte das Lenkrad mit beiden Händen fest umklammert und schüttelte den Kopf. »Lexi, du hast den Scheißwolf mit Namen angesprochen. Kennst du ihn oder kennst du ihn nicht?«
»Ich glaub, dass es jemand aus der Schule ist, bin mir aber nicht ganz sicher«, sagte ich. »... oder doch, ich bin mir sicher ... also fast ...« Ich sah ihn stirnrunzelnd an.
»Fast?«
»Außerdem wusste er über Sergio Bescheid.«
»Oh, Mann ...«
Bojan setzte den Wagen in Bewegung. Er war so angespannt und nachdenklich, dass er nicht merkte, wie übertrieben langsam er fuhr. Sein Handy meldete sich plötzlich mit einer schrillen Polizeisirene, wie man es aus amerikanischen Filmen kennt.
Er zog den Wagen rechts ran und stoppte den Motor.
»Ich komm sonst an das verdammte Teil nicht ran«, sagte er, hob die Hüften an und drückte sie ein wenig durch, um in seine enge Hosentasche greifen und das Handy herausziehen zu können.
Als er auf dem Display den Anrufer sah, warf er mir einen nervösen Blick zu. »Es ist Sergio«, flüsterte er, als dürfte er es nicht lauter sagen. Sofort löste ich meinen Gurt, um mithorchen zu können.
»Hey, Sergio, was gibt‘s? Alles unter Kontrolle, falls du deswegen anrufst ...«
Wir mussten warten, bis eine Antwort kam.
»Verstehst du das unter Aufpassen?«, fragte Sergio wütend.
»Was, ähm, meinst du?« Bojan sah mich hilfesuchend an.
Dann erklang ein »Pling« und sein Gesichtsausdruck wurde noch bekümmerter. Er nahm das Handy vom Ohr und tippte auf ein Symbol. Auf dem Display erschien ein Bild, auf dem wir beide - gestochen scharf - während eines scheinbar sehr intimen Moments zu sehen waren: Bojans Stirn berührte die meine und sein Mund war nur einen hauchbreit von meinen Lippen entfernt, während meine Hände sich um seine Handgelenke gelegt hatten.
Ich ließ mich zurück in den Sitz fallen und fasste mir an den Kopf.
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