verrueckt nach dir
fündig. Ein Zombie goss sich gerade einen Becher voll, und ich stellte mich neben ihn.
»Willst du auch?«, fragte er. Seine schwarzen Augen waren dunkel umrandet und sein kahler Kopf und das ganze Gesicht grün und blau geschminkt.
Ich nickte. Und erkannte Hakan hinter der Maske ... In der Schule hatte ich noch nie ein Wort mit ihm gewechselt.
»Ich hasse Wein«, sagte er. Er schien keine Ahnung zu haben, wer ich war.
»Warum trinkst du ihn dann?«
»Ist nicht für mich ... Hier nimm ...« Er gab mir den vollen Becher und nahm sich einen neuen, befüllte ihn und ging.
Ich trank meinen Becher in der Küche leer, aß dazu ein paar Salzstangen und goss mir nach, bevor ich mich wieder ins Party-Getümmel wagte. Der zweite Becher Wein war definitiv zu viel, und ich wusste es ganz genau, aber ich hörte nicht auf meine Vernunftstimme. Im Gegenteil stellte ich sie mit jedem Schluck, den ich trank, immer leiser.
Als ich im Türrahmen zum Wohnsaal stand, war ich durch den Alkohol bereits so enthemmt, dass ich zu Rihannas »Umbrella«-Song lauthals mitsang. Meine Augen begannen zu tränen, obwohl ich inzwischen ein Dauerlächeln aufgesetzt hatte. Was sollte das? Ich tupfte die Tränen ganz vorsichtig mit den Fingern weg, trank meinen Becher leer und fand mich im nächsten Augenblick tanzend neben ‚Freddie Krüger‘.
Mein Zeitgefühl löste sich auf ...
Irgendwann spähte ich wieder in den Garten und sah, dass Adriana und Joshua knutschten! Wow, super, dachte ich und stolperte beim Umdrehen gegen den Werwolf, mit dem ich getanzt hatte.
»Sch-schuldige mal, ja ...«, nuschelte ich und zog meinen Arm weg, den er mit seiner Fellpranke gepackt hatte. Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn, lief die Treppen hoch, auf der Suche nach einem Badezimmer.
Als ich vorsichtig die Tür zu einem Raum öffnete und hineinspähte, sah ich im schummrigen Licht, das von den Fackeln im Garten zögerlich durchs Fenster hereinkroch, dunkle Regale mit vielen Büchern und einen großen, massiven Schreibtisch. Darauf war ein schnurloses Telefon, das in seiner Ladestation steckte. Ich starrte es an und wusste, ich würde gleich etwas sehr Dummes tun.
Ich sah mich kurz um, um sicherzugehen, dass keiner mein Herumschnüffeln mitgekriegt hatte, und betrat den Raum. Schnell schloss ich die Tür hinter mir zu und schnappte mir das Telefon.
Ich stellte mich ans Fenster und wählte Sergios Handynummer. Mein Kopf fühlte sich heiß und benommen an. Mein Herz klopfte viel zu schnell. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sagen würde, aber ich musste seine Stimme hören.
Am anderen Ende der Leitung tat sich allerdings rein gar nichts. Ich sah das Telefon in meiner Hand genauer an und stellte fest, dass es gesperrt war.
Bitter enttäuscht steckte ich es wieder auf die Ladestation zurück.
Und dann hörte ich, wie die Tür ein leises Quietschen von sich gab, und drehte mich erschrocken um. Sie wurde ganz langsam einen Spalt breit geöffnet, und vor dem helleren Flurlicht sah ich die Umrisse einer großen, haarigen Gestalt. Ich war so benebelt und überrascht, dass ich stumm abwartete, was als Nächstes passieren würde.
Die Person schlüpfte mit einer geschmeidigen Bewegung in den dunklen Raum und schloss sofort die Tür hinter sich zu.
Entschlossen, ruhig zu bleiben, versuchte ich, so aufrecht wie möglich zu stehen und die Schultern zu straffen. »Ähm ... suchst du vielleicht das Badezimmer?« Ich ließ ein künstliches Lachen folgen, bekam aber keine Antwort.
Die Person kam weitere Schritte auf mich zu und ich erkannte den Werwolf wieder.
»Ach du bist‘s ... Bist du meiner Fährte gefolgt?«, sagte ich und lächelte etwas, auch wenn er es sicher nicht sehen konnte.
»Hier oben ist doch nichts los«, fügte ich nach einem Moment hinzu, klang aber schon weniger unbeschwert.
»Ich find‘s gemütlich hier«, erwiderte der Werwolf mit kehliger Stimme und stand plötzlich dicht vor mir.
Ich schluckte und blickte kurz aus dem Fenster. Im Garten alberten einige herum, und Adriana und Joshua saßen immer noch auf der Hollywood-Schaukel. Sie schienen alle so nah und doch so fern.
»Meine Freundin ist unten ... Ich glaub, sie sucht mich«, sagte ich, aber der Typ versperrte mir den Weg. Langsam drängte er mich vom Fenster weg in eine Zimmerecke, und es sah nicht gut für mich aus.
Wieso passierte das gerade? Ich begriff es nicht.
Zuerst hatte ich mich geweigert, Angst zu empfinden, aber jetzt kroch sie unweigerlich in meine Glieder und
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