Verrückt nach einer Vampirin
der Nase herum.«
Gideon schenkte den aufkeimenden Zweifeln keine Beachtung, sondern zuckte stattdessen gelassen mit den Achseln. »Es tut mir leid, Ma’am, aber ohne Leiche kann ich nichts tun.« Damit verschwand Gideon durch den Hinterausgang.
Marissas Stimme verfolgte ihn. »Die nächste Leiche werde ich sein! Constantine Dufray hat vor, mich um die Ecke zu bringen – genau wie meinen armen Johnny!«
Wenn du mir noch weiter auf die Nerven gehst, dann helfe ich ihm sogar dabei,
dachte Gideon.
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18
D icht gefolgt von dem roten Cadillac, fuhr Ophelia vor dem Haus ihrer Schwester vor. Im selben Moment stellte auch Artemisia ihren Toyota auf der anderen Straßenseite ab.
Okay,
sagte Ophelia zu sich selbst,
tu einfach so, als wärst du vollkommen normal. Ganz ruhig. Alles in bester Ordnung.
»Was hast du denn da im Schlepptau?«, fragte Art neugierig.
O Gott, bitte hilf mir.
»Einen Häcksler«, antwortete Ophelia, als sie aus dem monströsen Pick-up sprang und hoffte, dass sie nicht allzu mürrisch klang, sondern eher wie eine Geschäftsfrau, die sich gerade über eine neue Anschaffung freute. »Den habe ich mir heute erst gekauft.«
»Igitt«, sagte Art. »So ein Ding, das Äste zerhackt?«
Hoffentlich mehr als nur Äste.
»Genau das machen Häcksler für gewöhnlich.«
»Das Teil sieht aus, als würde es jeden Augenblick auseinanderfallen«, meinte Art skeptisch. »Glaubst du wirklich, dass es sicher ist?«
»Ich habe es preiswert für einen speziellen Job gekauft«, erwiderte Ophelia. »Das Gerät muss nicht lange durchhalten.«
Bitte mach, dass es nicht vorher den Geist aufgibt.
»Hast du den Film
Fargo
gesehen?« Art schauderte. »Allein der Anblick dieses Monstergeräts macht mich wahnsinnig.«
Als ob Gideons Schwester irgendetwas über Wahnsinn wüsste. Ophelia setzte ein heiteres Gesicht auf, als der verschwitzte, attraktive und unglücklicherweise auch stinksaure Reuben um den Pick-up herumlief. »Da dein Bruder entschieden hat, dass ich einen Leibwächter brauche, darf sich der arme Reuben schon den ganzen Tag mit mir herumschlagen.«
»Wow.« Art errötete. Wenigstens hatte sie das Interesse am Häcksler verloren.
Ein wütender Schrei, der aus dem Garten hinter dem Haus kam, zerriss die Luft. »Ich will nicht wie du werden!«, kreischte Zelda.
Art und Ophelia rannten sofort los. Violet stand auf dem Rasen und hantierte mit einem Gartenschlauch. Das lange, rote fast durchsichtige Kleid, das sie trug, war klatschnass. Mit dem Schlauch spritzte sie einen Schwall Wasser in Zeldas Richtung.
»Du bist meine Tochter!«, schrie sie dabei. »Hast du denn alles vergessen, was ich dir über Gewalt beigebracht habe? Du darfst niemals deine Selbstbeherrschung verlieren.«
Zelda feuerte einen noch stärkeren Schwall aus ihrem eigenen Schlauch auf ihre Mutter ab, die geradewegs in den Petunien landete.
Damit nicht noch mehr Pflanzen zu Schaden kamen, machte Ophelia einen Satz über den Zaun und sprintete zu den beiden.
»Verdammt, Zelda!« Ehe die vor Wut kochende Violet sich aufraffen und nach dem Schlauch greifen konnte, kam Ophelia ihr zuvor.
»Ich bin kein Kind mehr! Ich will nicht wie du werden!«, schrie Zelda, in deren Stimme Trauer und Wut mitschwangen. Vollkommen außer sich, wedelte sie mit dem Schlauch herum, wobei sie nicht nur Ophelia, sondern auch Reuben und Art traf, die gerade um die Ecke des Hauses bogen.
»Frieden!«, rief Ophelia und drehte den Wasserhahn ab.
»Okay, Frieden«, schluchzte Zelda, warf den Schlauch beiseite, stürmte auf Ophelia zu, warf sich ihr in die Arme und grub ihr die Fingernägel in die Haut. »Ich habe Mist gebaut«, weinte sie in Ophelias T-Shirt. »Du musst mir sagen, was ich jetzt tun soll!«
Ophelia befreite sich von Zeldas Fingern und legte die Arme um ihre Nichte.
Violet riss die Hände in die Luft. »Ich gebe auf. Seitdem ich denken kann, habe ich ihr gepredigt, dass Gewalt keine Lösung ist. Aber kaum ist sie in der Pubertät, geht sie auf andere Leute los.«
»Du tust ja gerade so, als ob du nie die Beherrschung verlierst, Mom«, schrie Zelda verzweifelt. »Wenn dir ein Typ blöd kommt, scheuerst du ihm auch mal eine.«
»Aber nur, wenn ich wirklich keine andere Wahl habe«, verteidigte sich Violet. Als ihr Blick auf Reuben fiel, wurde ihre Laune schlagartig besser.
Mit strahlenden Augen sah Ophelias Leibwächter zu der halbnackten und vollkommen durchnässten Violet. »Brauchst du ’ne Umarmung von ’nem starken Mann?«, fragte er
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