Verrückt nach einer Vampirin
grinsend.
»Nein danke, ich habe mich sehr gut unter Kontrolle, du Testosteronbombe. Ophelia hat dich angeheuert, stimmt’s? Los, ab unter die Dusche, Süßer. Ich weiß, dass du dieses klebrige Gefühl nicht ausstehen kannst.«
Reuben sah Violet an und hob auffordernd die Augenbrauen.
»Tut mir leid, Darling. Ich würde dich ja gerne begleiten, aber Zelda hat jetzt Vorrang. Wenn sie doch nur mal auf mich hören würde.« Violets Augen blitzten auf.
Zelda erwiderte den Blick nicht minder theatralisch. »Vielleicht solltest du ab und an auf
mich
hören, Mom!«
Art wich unsicher einen Schritt zurück. »Ich sollte jetzt besser gehen.«
»Nein, bleib hier«, erwiderte Violet. »Komm mit ins Haus. Wir trinken eine Tasse Tee. Du bist wenigstens kooperativer als meine pubertäre Tochter, von der ich mir mehr erwartet habe.«
Sie sah, wie sich Reuben unentschlossen am Fuße der Treppe herumdrückte, den Blick fest auf Ophelia gerichtet. »Los, geh schon! Zeit für Gespräche unter Mädels. Du wirst jetzt nicht gebraucht.«
»Mensch, Reuben, ich mach schon nicht die Biege«, versicherte Ophelia ihm. »Oder hattest du heute den Eindruck, ich würde vor dir fliehen?«
»Siehst du?«, sagte Violet, als der Bodyguard die Treppe hinauflief. »Selbst Ophelia kooperiert. Zum Glück. Schließlich schwebt sie in Lebensgefahr. Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich darüber bin, dass wenigstens einer in meiner Familie vernünftig ist.« Tränen liefen Violet über die Wangen. Als Ophelia spürte, dass Zelda die Situation alles andere als kaltließ, nahm sie sie beim Arm.
»Zelda und ich, wir werden uns jetzt erst einmal in Ruhe unterhalten«, sagte sie, zog den Teenager auf die Veranda hinter dem Haus und setzte sich neben sie auf die Hollywoodschaukel. »Ich werde bestimmt
nicht
kooperieren«, zischte sie dem Mädchen zu. »Ich warte lediglich den richtigen Moment ab. Aber wehe, du sagst auch nur ein Wort zu Vi. Und jetzt erzählst du mir, was eigentlich passiert ist.«
»Mom versteht rein gar nichts«, schimpfte Zelda, nachdem sie berichtet hatte, was in der Schule vorgefallen war. »Was ist schon dabei, wenn ich von der Schule fliege? Und es ist auch egal, ob ich gemein zu Joanna war oder nicht. Sie hat es verdient. Und bitte sei jetzt nicht sauer auf mich, weil ich dich verteidigt habe. Das Gerede der anderen habe ich einfach nicht mehr ausgehalten.«
»Ich bin nicht sauer, sondern vielmehr dankbar.« Ophelia drückte Zeldas Schultern. »Aber ich denke, dass wir Joanna eine Chance geben sollten. Wenn sie das Gefühl hat, dass sie bei uns sicher ist, wird sie mit der Wahrheit herausrücken.«
»Sie hat schon zweimal angerufen. Aber ich habe mich geweigert, mit ihr zu sprechen.« Trotzig hob sie den Blick. »Es ist ja nicht so, als wäre Mom in der Schule ein Engel gewesen. Sie war ständig in Schwierigkeiten.«
»Mag sein, aber über einen kleinen Verweis hinaus hat sie sich nie etwas zuschulden kommen lassen. Ich war schon eher wie du. Aber darum geht es hier gar nicht, oder? Auch nicht um Joanna oder den Jungen, dem du eine verpasst hast.«
»Nein«, räumte Zelda ein, schniefte und biss sich auf die Lippe, ehe ihr nach und nach ein paar Tränen über die Wange kullerten. Ophelia herzte sie noch einmal kräftig, und eine Weile blieben die beiden schweigend nebeneinander sitzen.
Irgendwann seufzte Zelda. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so weit kommen würde. Ich habe mir geschworen, niemals wie ein Vampir völlig auszurasten. Ich liebe Mom, aber es macht mich wahnsinnig, wenn sie mit Sachen um sich wirft und Geschirr zerdeppert, bis irgendein Kerl sie in den Arm nimmt und zurückhält. Das ist so kindisch! Diese Antiaggressionstherapie mit den Wasserschläuchen macht ja irgendwie Spaß, aber ich möchte später nicht so schnell die Kontrolle über mich verlieren. Aber ich habe mich ja schon jetzt nicht mehr unter Kontrolle, Ophelia. Ich kann mich noch nicht mal daran erinnern, was genau passiert ist. Ich war blind vor Wut. Was ist nur in mich gefahren?«
»Deine Mutter ist nicht außer Kontrolle«, erklärte Ophelia tröstend. »Sie hat im Laufe der Zeit einfach Gefallen an dramatischen Szenen gefunden. Überleg mal: Hat sie je jemandem verletzt, wenn sie mit dem Geschirr um sich geworfen hat?« Zelda schüttelte den Kopf. »Wenn etwas zu Bruch geht, erwartet sie dann, dass du das Durcheinander beseitigst? Nein, sie nimmt das selbst in die Hand. Vielleicht ist dir auch schon aufgefallen, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher