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Verrückt nach einer Vampirin

Verrückt nach einer Vampirin

Titel: Verrückt nach einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Monajem
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»Manchmal reicht es schon, wenn ich mich ein paar Minuten hinlege.« Dass sie den Großteil der letzten halben Stunde am Fenster des Krankenzimmers gestanden hatte, weil dies das einzige Zimmer war, das nach vorne rausging und zu dem sie um diese Tageszeit Zugang hatte, verschwieg sie natürlich. Ebenso wie die Tatsache, dass sie ihre Periode erst seit zwei Monaten hatte und diese bislang ohne Unterleibsschmerzen verlaufen war. Sie verabschiedete sich von der Schulschwester und war in null Komma nix zur Tür hinaus, lief vor die Schule und schloss sich brav Joanna an, als diese aus dem Bus ausstieg.
    »Du hast gesagt, dass du meine Tante Ophelia magst!«, sagte Zelda mit schneidender Stimme. Beim Anblick von Joannas fleckigem Gesicht und den roten Augen regte sich jedoch ihre einfühlsame Seite. »Stimmt was nicht? Du siehst schrecklich aus.«
    Joanna brach in Tränen aus und beschleunigte ihre Schritte.
    »Nicht weinen«, sagte Zelda. »Sonst siehst du noch schlimmer aus.« Sie kramte in der Hosentasche nach einem Taschentuch, fand aber keines. War vielleicht auch besser so. Sie konnte es sich nicht leisten, zu viel Mitleid mit Joanna zu haben.
    »Ich kann aber nicht anders.« Als Joanna sich die Nase mit dem Ärmel ihres Hemdes abwischte, verrutschten die Bücher, die sie unter dem Arm trug. Sie drückte sie fest gegen ihre ausladende Oberweite und stürmte davon.
    »Du Schisser«, fauchte Zelda, die mit jeder Sekunde wütender wurde. Es war ihr egal, dass sie damit Joannas wunden Punkt traf. Sie schloss zu ihr auf. »Du steckst in Mordsschwierigkeiten. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie viele Leute mir heute Morgen schon gesteckt haben, Ophelia hätte Sex mit dir gehabt? Sechzehn!«
    »O nein!« Joanna hastete zur Rückseite des Gebäudes. »Jetzt denken bestimmt alle, ich wäre eine Lesbe oder so.«
    Zelda packte Joanna am Kragen ihres gestreiften Poloshirts und schleuderte sie gegen die Wand aus Löschbeton. Als Joanna kreischte und die Bücher fallen ließ, verselbständigten sich ihre Hausaufgabenzettel und segelten durch die Luft. »Es ist mir scheißegal, was andere über dich denken. Niemand erzählt ungestraft Lügen über Ophelia, hast du mich verstanden?«
    »Ich habe nie gesagt, dass Ophelia es getan hat!«, schrie Joanna. »Meine Hausaufgaben. Sie fliegen davon!«
    »Deine Hausaufgaben können dir egal sein, wenn du erst einmal tot bist«, zischte Zelda Joanna ins Gesicht. »Und genau das wirst du sein, wenn du die Sache nicht sofort wieder geradebiegst!« Zelda warf der kleinen Schar aus Schülern, die sich neugierig um die beiden Mädchen sammelte, finstere Blicke zu. »Haut ab, hier gibt’s nichts zu glotzen. Macht euch lieber nützlich und sammelt die Blätter ein!« Sie lief um Joanna herum.
    »Meine Eltern haben es einfach angenommen«, quiekte Joanna. »Ich habe ihnen gesagt, dass Ophelia mich nicht angefasst und nichts mit den Fotos zu tun hat. Aber sie haben mir nicht geglaubt! Das ist alles die Schuld meiner Mutter. Die macht doch den ganzen Tag nichts anderes, als am Telefon zu hängen und rumzutratschen, weil sie …«
    »Was für Fotos?«, fiel Zelda ihr ins Wort.
    Joannas Blick glitt zur Seite, und ihre Wangen leuchteten rot. »Schmutzige Fotos«, flüsterte sie.
    »Wow«, entfuhr es einem der umstehenden Jungen. »Die will ich sehen. Sind deine Titten auch darauf zu sehen, Joanna?« Einige Mädchen kicherten, während ein einziger mitfühlender Junge über den Parkplatz jagte, um Joannas Hausaufgaben einzufangen. Zelda spielte kurz mit dem Gedanken, auf die schaulustigen Mitschüler loszugehen, ließ es jedoch bleiben. Joanna hatte es verdient, dass sie sich schlecht und gedemütigt fühlte.
    »Na dann«, sagte Zelda und lockerte den Griff ein wenig. »Das lässt sich leicht lösen.«
    »Wirklich?« Joanna tat einen tiefen, zittrigen Atemzug.
    »Du gehst einfach zu deinen Eltern und sagst ihnen, wer die Fotos wirklich gemacht hat. Nein, noch besser. Du sagst es mir. Hier und jetzt. So, dass alle die Wahrheit hören und« – sie ließ den strengen Blick über die Gaffer gleiten, die einen Halbkreis um sie gebildet hatten – »schnell weiterverbreiten können.«
    »Das kann ich nicht!«, rief Joanna aufgebracht. »Ich kann es niemandem sagen, niemals.«
    »Wirst du etwa bedroht?«, fragte Zelda. »Wenn ja, dann solltest du es uns jetzt sagen. Wir sind deine Zeugen. Sechs, nein, sieben«, korrigierte sie sich, als Rick, mit dem sie gemeinsam Kunst hatten, mit Joannas Hausaufgaben

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