Verrückt nach einer Vampirin
ihn bemerkte. »Wenn das nicht der Vibrator-Mann ist. Er beschützt diese Schlampe von Ophelia doch nur, weil er scharf auf sie ist. Genau wie Johnny.«
Der Chief legte drei Dachschindeln und ein Allzweckmesser auf die Bank an der Wand und sah Marissa entnervt an. »Gibt es einen konkreten Anlass für Ihren Besuch, Ma’am, oder sind Sie nur hergekommen, um meine Mitarbeiter zu beleidigen?«
Unbeirrt fuhr die Blondine fort: »Er verschwendet seine Zeit. Die Kleine schläft mit Constantine Dufray. Warum sonst sollte sie Leichen für ihn durch die Gegend fahren?«
»Wenn Sie sich den Leichnam ansehen wollen, kann ich das organisieren«, sagte der Chief. »Aber vielleicht sollten Sie sich das noch einmal gut überlegen. Weder Größe, Gewicht noch Haarfarbe des Opfers stimmen mit denen Ihres Mannes überein. Außerdem ist sein Gesicht so übel zugerichtet, dass es sich nicht mehr erkennen lässt.«
Marissa, die einen enganliegenden Hosenanzug aus Stretch trug, der ihre reifen Kurven umhüllte, wurde trotz der dicken Schicht Make-up auf ihrem Gesicht kreidebleich. »Mein Johnny wurde erschlagen?« Sie riss die Augen auf und schlug die Hände vor den Mund. Jeanie stieß einen genervten Seufzer aus.
Gideon und der Chief tauschten einen langen Blick aus. »Der Tote ist nicht Johnny«, wiederholte der Chief und holte ein Maßband hervor, das in einem Fach unter dem Tresen lag.
Marissa stöhnte auf. »Constantine hat meinen Johnny auf dem Gewissen. Wenn Sie erlebt hätten, wie er mich gestern im Club angesehen hat, würden Sie nicht daran zweifeln, dass ich in Lebensgefahr schwebe. O Gott, was soll ich denn jetzt bloß tun?«
Wenn es einen Gott gäbe,
dachte Gideon,
würdest du verschwinden und dich hier nie wieder blicken lassen.
Jeanie erhob sich und legte Marissa die Hand auf den Arm. »Schätzchen, Sie übertreiben maßlos. Wenn Constantine jeden umbringen würde, der ihm auf die Nerven geht, wären wir alle längst tot. Sie wissen doch: Hunde, die bellen, beißen nicht.« Die Blondine riss ihren Arm weg. Achselzuckend kehrte Jeanie auf ihren Platz zurück und nahm ihren Liebesroman wieder zur Hand. »Und wenn Constantine beißt, ist das der Himmel auf Erden.«
»Ma’am«, setzte der Chief noch einmal an, »es gibt keine Beweise dafür, dass Constantine Ihren Mann oder sonst wen umgebracht hat. Das ist nur sein Image. Er spielt gerne den bösen Jungen.« Er hielt ein Winkelmaß an einen der Dachziegel, ehe er ihn in zwei gleich große Hälften sägte.
»Was ist mit seiner Frau? Er hat sie vergiftet!«
»Auch dafür gibt es keine Beweise«, erwiderte er, maß einen weiteren Dachziegel ab und zersägte ihn in aller Seelenruhe. Aus dem Sperrholz, an dem er gearbeitet hatte, war mittlerweile eine Kiste entstanden, die an einen Miniaturschuppen erinnerte. Der Chief legte einen der zerteilten Ziegel auf die abgeschrägte Seite der Box und nagelte ihn fest, ehe er die Prozedur mit der anderen Hälfte wiederholte. »Sieht gut aus, oder? Die kleinen Biester werden es lieben.«
Marissa verzog das Gesicht. »Welche Biester?«
»Fledermäuse«, antwortete der Chief. »Sie sorgen dafür, dass wir hier keine Insektenplage haben. Es gibt nichts Schöneres, als Fledermäusen dabei zuzusehen, wie sie in den nächtlichen Himmel aufsteigen. Außerdem …«
Marissa holte tief Luft, ballte die Hände zu Fäusten, presste sie gegen die Oberschenkel und stieß einen lauten Schrei aus.
»Ich muss jetzt los«, sagte Gideon und schüttelte angewidert den Kopf. »Was bin ich froh, dass es noch
echte
Mordfälle gibt.« Auf dem Weg nach draußen schleuderte er Jeanie eine Kreditkarte zu. »Sei so lieb und besorg mir ein neues Handy, gleiche Nummer. Und zwar so schnell es geht. Mein altes liegt nämlich am Grund des Flusses.«
»Wenn man bis über beide Ohren verknallt ist, was ist da schon ein Handy?«, entgegnete Jeanie kichernd.
»Aber das
ist
ein echter Mordfall!«, kreischte Marissa. »Wollen Sie wissen, warum ich mir da so sicher bin? Weil Johnny immer wieder zu mir zurückgekommen ist. Immer, wenn er weg war, hat er mich angerufen. Mag sein, dass mein Johnny nicht alle Tassen im Schrank hatte und wie besessen von dieser Ophelia Beliveau war, aber er hat mich gebraucht! Schon vor Ophelia gab es hin und wieder andere Frauen, aber wie gesagt, er ist immer zu mir zurückgekommen. Und deshalb spüre ich ganz tief in meinem Herzen, dass er tot ist. Dieses Weib führt Sie, Vibrator-Mann, den Chief und die ganze Stadt gnadenlos an
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