Verrückt nach einer Vampirin
brummte Ophelia.
Von der Tür her war ein leises Klopfen zu vernehmen, gleich darauf ein lauteres. »Das ist vermutlich für mich«, sagte Violet und setzte sich in Bewegung.
»Noch zwei Bilder«, schlug Ophelia vor. »Dann haben wir noch genügend Platz auf dem Film für Aufnahmen von Gärten.« Sie setzte sich rittlings auf Tony und schwang die Peitsche.
Als Violet die Tür einen Spaltbreit öffnete, drang undefinierbares Gemurmel in den Raum. Art machte ein Bild von der Seite, ehe sie sich an das Kopfende der Chaiselongue stellte, um ein letztes Bild von vorne zu schießen. »Wir sind in zwei Minuten fertig«, rief Violet.
»Ich will zu Ophelia!«, ertönte eine grelle Frauenstimme, gefolgt von männlichem Protestgeflüster.
»Unsere Fotosession ist fast vorbei«, erklärte Violet. »Oh, hallo Plato. Du weißt doch genau, dass Ophelia es nicht mag, wenn du …«
»Sie ist als Domina verkleidet! Ich muss sie sehen!« Plato stieß die Tür auf und stürmte an Violet vorbei.
»Scheiße.« Ophelia sprang von der Chaiselongue und lief mit erhobener Peitsche auf Plato zu, der sich wimmernd in die Ecke verzog und ein irres Grinsen aufsetzte. »Bleib, wo du bist!«, befahl sie ihm streng, woraufhin er sofort gehorchte. Dann drehte sie sich um und sah in die gaffenden Gesichter eines schwarzen Hünen und einer aufreizenden Blondine. Im selben Augenblick schoben sich Constantine und – wie konnte es auch anders sein – Gideon durch den Türrahmen.
Ophelia spuckte das falsche Gebiss aus und erwiderte das breite Grinsen in den Gesichtern ihres engsten männlichen Freundes und ihres Beinaheliebhabers mit einem finsteren Blick. Dann wandte sie sich langsam dem Riesen und der Blondine zu.
Was für ein verdammter Mist.
»Ganz toll gemacht«, fuhr sie Art an, die knallrot anlief und schnell ihren Bruder ansah.
»Du Schlampe«, zischte die aufgetakelte Blondine.
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9
G ideon ließ die Situation und alles in dem ungefähr fünfzehn Quadratmeter großen Raum auf sich wirken. Der kleine Tisch samt Deckchen mit einem Silbertablett, auf dem Wasserflaschen und ein Spender mit Kosmetiktüchern standen. Der Raumteiler in der hinteren linken Ecke, die schweren Vorhänge auf der gegenüberliegenden Seite, die die Glastüren zu einem Balkon verbargen, den Gideon meinte von außen gesehen zu haben.
Violet, die sich aus dem Griff eines stämmigen und nur mit Boxershorts und Socken bekleideten Mannes zu winden versuchte, schäumte vor Wut. Neben ihnen, mit hochrotem Kopf, hielt Artemisia ihre Kamera fest an die Brust gepresst. Ein schlaksiger Mann mit lichtem Haar, vermutlich Plato, kauerte in der Ecke. In der Mitte des Zimmers standen sich die finster dreinblickende Blondine aus dem
Chamber
und Ophelia gegenüber, die mit ihrer lächerlichen Peitsche bewaffnet war.
»Marissa, du bist auf dem Holzweg«, sagte Darby, dem man ansehen konnte, wie peinlich ihm das Ganze war. Er drehte sich zur Tür »Reg dich wieder ab, oder sie rufen die Polizei.«
»Die ist doch schon da«, flüsterte Gideon ihm zu. »Was ist eigentlich aus deinem guten Frauengeschmack geworden?«
Darby schnaubte. »Mann, bin ich froh, dass du da bist. Was machen wir denn jetzt?«
»Erst mal nichts. Wir warten ab. Und beobachten das Ganze.«
»Mit dem Beobachten hab ich kein Problem.« Darby sog scharf die Luft ein und murmelte: »Und ich dachte schon, Violet wäre der Hammer.«
»Verdammt noch mal, Vi«, meldete Constantine sich zu Wort. »Lass Tony sich doch anziehen. Ophelia kann sich selbst verteidigen.« Mit einer fließenden Bewegung legte er den Arm um Violet und zog sie weg.
»Schlampe!«, schrie Marissa, die nur Augen für Ophelia hatte. »Na los, sag schon, verdammt noch mal! Du Schlampe!«
»Viele würden dir da vermutlich zustimmen«, sagte Ophelia, die aufrecht dastand und angriffslustig auf den Fersen wippte.
»Kein Wunder, dass die Männer dir hinterherlaufen, wenn du dich so billig anziehst«, merkte Marissa höhnisch an. »Nutte.«
Ophelia ließ den Blick über das Outfit der Blondine gleiten. »Die würden mir auch hinterherrennen, wenn ich einen Sack anhätte. Aber ich schicke sie alle weg. Und dann kommen ihre Frauen heulend zu mir.« Als sie die Peitsche knallen ließ, schrie Marissa erschrocken auf und machte einen Satz nach hinten. »Du musst anscheinend eine dieser armen, hilflosen und vernachlässigten Ehefrauen sein? Welcher der Typen ist denn deiner?«
»Du weißt es wirklich nicht, oder?« Die Blondine war so außer
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