Verrückt nach einer Vampirin
schoss Gideon der Wunsch durch den Kopf, selbst ihr Lustsklave zu sein. Doch sein gesunder Verstand übernahm sofort wieder die Kontrolle.
»Diesmal kannst du dir dein Grinsen sparen, Plato«, sagte Ophelia mit strenger und zugleich freundlicher Stimme. »Und jetzt raus mit dir.« Ohne den Blick von seiner geliebten Ophelia zu nehmen, kroch der winselnde, kleine Mann rückwärts in Richtung Tür. Ophelia ließ die Peitsche noch einmal knallen und warf Gideon einen bösen Blick zu, als würde sie ihm am liebsten dasselbe befehlen. Aber ihre zuckende Unterlippe verriet sie.
»Gideon, ich erwarte, dass Sie Ophelia sicher zu Hause abliefern«, erklärte Violet streng. »Macht das Licht aus, wenn ihr geht. Los, Plato, ab mit dir.« Sie schob den Mann bestimmt nach draußen und schloss leise die Tür hinter sich.
Ophelia lief zur Balkontür, zog die Vorhänge beiseite, riss die Tür auf und stürmte nach draußen. So verletzt und wütend, wie sie gerade war, wollte Gideon sie eigentlich in Ruhe lassen, doch Violet hatte ihm keine andere Wahl gelassen. Zumindest könnte es nicht schaden, wenn er … ja was eigentlich? Sich dafür entschuldigte, dass er ein so gefühlloser Klotz war? Wenn er von Johnny gewusst hätte … Nein, das eigentliche Ausmaß des Problems war ihm noch gar nicht bewusst. Wenn er sich vorstellte, dass es noch mehr Typen wie Plato in Ophelias Leben gab, war es kein Wunder, dass sie Angst hatte. Zugegeben, er hatte sich wie ein absoluter Vollidiot benommen, aber es war ja nicht seine Schuld, dass der Abend in einer Katastrophe endete. Also musste er sich auch nicht entschuldigen. Andererseits konnte er ihr nicht versprechen, ihr nie wieder zu nahe zu kommen …
Gideon stellte die Scheinwerfer aus, so dass der Raum nur noch von einer kleinen Leuchte neben der Tür erhellt wurde. Anschließend schlüpfte er durch den Vorhang auf den Balkon, an dessen schmiedeeiserner Balustrade Blumenkästen mit wuchernden Petunien hingen. Rechts und links entdeckte er zwei Buchsbäume, über seinem Kopf baumelte eine mit Farn bepflanzte Hängeampel. Von unten drang die gedämpfte Musik des Clubs zu ihnen herauf. Es dauerte einen Moment, bis Gideon Ophelia ausmachen konnte, die sich zwischen einen der Buchsbäume und das Geländer gequetscht hatte und sich würgend darüberbeugte.
»Verdammt«, flüsterte Gideon, ging wieder nach drinnen und holte die Kosmetiktücher und eine Flasche Wasser. Als er wieder bei ihr war, wartete er, bis das Würgen und Spucken abebbte, legte seine Hand auf ihre Finger, die sich um das Geländer gekrallt hatten, und sagte leise: »Hier, nehmen Sie das.«
Ophelia wischte sich das Gesicht ab und wollte gerade nach der Flasche greifen, als sie sich abermals erbrechen musste. Kraftlos und zitternd sackte sie in sich zusammen. Gideon zog sich das Hemd aus, legte es ihr über die Schultern und nahm sie behutsam in den Arm. Auch wenn Ophelia seine Geste nicht erwiderte, stieß sie ihn nicht weg. Als das Zittern nachließ, atmete sie lang und tief ein.
»Geht’s wieder?«, fragte Gideon.
Ophelia zuckte mit den Achseln. »Ja, alles in Ordnung. Sie können jetzt gehen.« Sie klang nicht gerade überzeugend, machte aber auch keine Anstalten, ihn von sich zu schieben.
Das könnte dir so passen, Kleines,
dachte Gideon.
Das macht die Sache nicht einfacher. Weder für dich noch für mich.
Er ließ den Blick über Violets Haus und die anderen Dächer bis in die Tiefen des violetten Himmels über Bayou Gavotte gleiten und hoffte inständig auf eine Eingebung.
Aus nicht zu weiter Ferne drang ein trauriges Heulen an seine Ohren. »Armes Gretchen«, sagte Gideon. »Sie durfte nicht einmal die Statue sehen, während ich Zeit mit dem Original verbringe.«
»Ich nehme an, Constantine hat sie Ihnen gezeigt«, seufzte Ophelia verbittert. »Wie kann Vi es wagen, Ihnen den Auftrag zu geben, mich nach Hause zu bringen?«
»Sie macht sich eben Sorgen um Ihre Sicherheit«, erklärte Gideon. »Da ist sie übrigens nicht die Einzige. Mir geht es nicht anders.«
Ophelia befreite sich aus seiner Umarmung. »Sie will mich regelrecht dazu zwingen, mit Ihnen ins Bett zu gehen. Aber da hat sie sich geschnitten.«
»Natürlich«, antwortete Gideon. »Ich brauche auch nicht Violets oder Constantines Hilfe, um Sie von meinen Qualitäten zu überzeugen.«
»O Gott«, entgegnete Ophelia. »Bitte tun Sie mir das nicht an. Nicht Sie auch noch.« Als sie sich mit zittrigen Fingern vom Geländer wegdrückte, glitt
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