Verrueckt nach Liebe
ihre Schwester vom Parkplatz fuhr. Sie verschränkte die Arme wieder und ging lächelnd auf die Tür zum Salon zu. Die kleine Lily. Den Traum, den richtigen Mann zu finden und Pippen ein Geschwisterchen zu schenken, hatte sie schon vor Jahren aufgegeben. Sie hatte sich immer eine richtige Familie gewünscht und auf zwei Kinder und einen Hund gehofft, aber es war ihr einfach nicht vorherbestimmt. Doch das war in Ordnung. Ihre Familie war zwar nicht perfekt, aber sie und Pippen waren glücklich.
Als sie die Tür zu ihrem Salon öffnete, grinste sie wie ein Honigkuchenpferd. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als Daisy und sie sich nicht sehr gut verstanden hatten, und jetzt benannte sie ihr Baby nach ihr. Die kleine Lily.
Während sie mit Daisy draußen gewesen war, waren die letzten Kundinnen gegangen, sodass nur noch ein paar Angestellte zugegen waren. Frauengelächter schallte durch den Empfangsbereich von Lily Belle, während sich die Mitarbeiter des Partyservice daran begaben, zusammenzupacken und die Tische abzubauen – und dazwischen ein tieferes Lachen. Lily blieb abrupt stehen, als sie einen vertrauten dunklen Hinterkopf und breite Schultern registrierte, die sich zu einer schlanken Taille und einem hübschen Hintern verschmälerten. Sie brauchte keine Uniform oder ein schäbiges Sweatshirt zu sehen, um Tucker Matthews zu erkennen.
»Deputy Matthews.«
»Hey, Lily.« Er drehte sich zu ihr um, und seine braunen Augen saugten sie förmlich auf. »Sie haben gesagt, ich sollte für eine Gesichtsbehandlung vorbeikommen.«
Sie sah in die fragenden Gesichter um sie herum. Sah die neugierigen Blicke ihrer stellvertretenden Geschäftsführerin, ihrer zwei Kosmetikerinnen und der Hautspezialistin. »Deputy Matthews ist mein Nachbar, und ich habe erwähnt, dass er vorbeikommen sollte, denn dann könnte er ja vielleicht eine Gesichtsbehandlung gewinnen.« Sie wandte sich an ihn. »Ich dachte nicht, dass Sie mich beim Wort nehmen würden.«
»Doch. Aber mir ist aufgefallen, dass heute Abend gar keine Männer hier sind.«
Ein paar Kundinnen hatten ihre Ehemänner oder Freunde mitgeschleift, die sich allerdings sofort wieder verzogen hatten, nachdem der letzte Preis verlost worden war. Sie warf einen Blick auf die Uhr über der Maniküre-Station. »Die Party ist in fünfzehn Minuten zu Ende. Wenn Sie eine Gesichtsbehandlung gewinnen wollten, sind Sie zu spät dran.«
Sein Grinsen verriet ihr, dass er das wusste. »Sie sollten mir Ihren Salon zeigen. Falls ich mal« – er sah sich um – »einen Haarschnitt oder so was brauche.«
Nein, sollte sie nicht. Die Chefin des Catering-Service fing ihren Blick auf und nickte ihr zu. »Ich muss ein paar Schecks ausstellen«, sagte sie entschuldigend. »Vielleicht führt eine der Frauen Sie herum.«
»Ich mach das«, bot sich die junge, kesse Melinda Hertley an.
Tucker zog die Augenbrauen hoch, sodass die Narbe auf seiner Stirn runzlig wurde.
»Entschuldigen Sie mich.« Mit der Catering-Chefin auf den Fersen lief Lily durch den Salon in ihr Büro. Lily setzte sich an ihren Schreibtisch, auf dem eine Menge Papierkram und ein großes aufgeschlagenes Terminbuch lagen; an einem Ende des Tisches stand ihr Computer, und dahinter hing ein wuchtiger, kunstvoll verschnörkelter Spiegel, der einst ein Bordell in Tascosa geschmückt hatte. Die Chefin des Catering-Service setzte sich ihr gegenüber und rückte mit dem roten Samtstuhl an Lilys großen Schreibtisch heran, sodass sie gemeinsam die Rechnung durchgehen konnten. Während sie die Wein- und Champagnerflaschen zählten, die konsumiert worden waren, und die Kosten für die Tischwäsche berechneten, die Lily in letzter Minute noch dazugeordert hatte, war sie in Gedanken ganz woanders. Melinda Hartley war um die fünfundzwanzig, hübsch und eine wirklich gute Coloristin. Außerdem war sie ziemlich laut und eingebildet. Wenn sie im Raum war, bekam das jeder mit. Genau wie alle über Melindas Liebesleben Bescheid wussten, ob sie es wollten oder nicht. Sie stand auf Analsex, und Lily hatte mit ihr über angemessene Gesprächsthemen am Arbeitsplatz sprechen müssen. Wäre es nicht so schwierig gewesen, im Texas Panhandle eine gute Coloristin zu finden, hätte sie Melinda schon vor Monaten gefeuert.
Und jetzt war sie da draußen. Irgendwo im Salon. Mit Tucker. Erzählte ihm bestimmt von ihrem Sexualleben. Tucker war ein Mann. Er fand das wahrscheinlich toll.
Lily stellte einen Scheck über die Summe aus, die sie dem Catering-Service
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