Verrueckt nach Liebe
darauf, endlich aus ihren goldenen Glitzerpumps herauszukommen. Sie hatte zahlreiche Kosmetikprodukte und Behandlungsgutscheine verlost und viele neue Kundinnen gewonnen, die sich für Wellness-Treatments angemeldet hatten. Lily ging davon aus, dass sie die Kosten für die Feier und die Werbegeschenke wieder hereinbekommen hatte, womit sie durchaus zufrieden war. Das Ziel der Aktion war gewesen, neue Kundinnen zu gewinnen und sie zufriedenzustellen, damit sie wiederkamen, denn erfahrungsgemäß wollten sie bei jedem weiteren Besuch die allerneuste Anti-Aging-Behandlung ausprobieren.
»Ich muss jetzt los«, sagte ihre Schwester Daisy, während sie auf Lily zukam. Sie schlüpfte in ihren hellbraunen Trenchcoat und zog ihre blonden Haare aus dem Kragen. Daisy war im sechsten Monat schwanger und trug ein rotes Umstandskleid, das eng an ihrem Bauch anlag. Daisy war zwar die Ältere, aber Lily war größer. Obwohl es noch andere kleine Unterschiede zwischen den beiden gab, sah man auf den ersten Blick, dass sie Schwestern waren.
»Ich bring dich raus.«
»Nicht nötig.«
»Ich möchte es aber.« Lily stellte ihr Glas auf einem Tisch ab und begleitete sie durch den Salon zur Tür. »Ich freue mich sehr, dass du heute Abend gekommen bist.«
»Aber ich hab nichts gewonnen.«
Lächelnd öffnete Lily die Tür. »Keine Sorge. Ich kenne die Besitzerin und lege ein gutes Wort für dich ein.«
»Gut, denn sobald das Baby auf der Welt ist, brauche ich Farbe in meinen Haaren und Botox für meine Stirn.«
Lily verschränkte die Arme vor der Brust, um sich in der Abendkälte zu wärmen. »Ich hab versucht, Mom zu überreden, sich Dysport zu besorgen, weil sie kein ›Gift‹ im Gesicht haben will.«
Daisy lachte. »Wie ist es gestern mit Ronnie gelaufen?«
Lily zuckte mit den Achseln, während die beiden mit klappernden Absätzen über den asphaltierten Parkplatz zu Daisys neuem Van liefen. »Er kam natürlich eine Stunde zu spät. Aber er ist gekommen.«
»Halten wir das für einen Fortschritt?«
Lily schüttelte den Kopf, wobei ein goldener Reifohrring ihren Hals streifte. »Wir halten es für einen Glückstreffer. Er ist dumm wie Brot und hat zugegeben, dass seine letzte Freundin mit seinem Großbildfernseher und seiner Xbox abgehauen ist. Sobald er ein neues Flittchen findet, wird er Pippen wieder vergessen.«
»Du liebe Güte«, stöhnte Daisy und senkte vor Abscheu die Stimme. »Er spielt immer noch Xbox? In seinem Alter? Was für ein Loser.«
»Ich weiß. Okay?« Lily lachte. »Ein achtunddreißigjähriger ›Gamer‹. Wahrscheinlich sitzt er mit einer Hand am Controller und der anderen an seinen Eiern auf dem Sofa.«
»Igitt.«
»Es ist einfach nur peinlich, dass ich ihn jemals geheiratet habe.«
»Na ja, zumindest schlägt Pippen nach dir.« Eine unbehagliche Pause zog sich zwischen ihnen in die Länge, bis Daisy sagte: »Du hattest es eine Zeitlang schwer, aber du hast das alles durchgestanden. Und sieh dich jetzt an.« Sie blieben am Van stehen, und Daisy öffnete die Fahrertür. »Ich bin echt stolz auf dich, Lily.«
Sie war ganz gerührt. »Danke.«
»Und ich wollte dich fragen, ob du einverstanden bist, wenn wir das Baby nach dir benennen.«
Ihr wurde ganz kribbelig, und ihre Augen brannten. »Bist du dir sicher?«
»Absolut.«
»Und Jack auch?« Angesichts ihrer Vergangenheit könnte der Name sich als Belastung herausstellen.
»Es war ursprünglich seine Idee, aber sobald er davon anfing, wusste ich, dass ich sie auch Lily nennen wollte. Es fühlt sich einfach richtig an, ich wollte mich allerdings erst vergewissern, dass du nicht eines Tages dein eigenes Baby Lily nennen willst.«
Lily lachte. »Ich hab ja nicht mal einen Freund.« Aus irgendeinem merkwürdigen Grund sah sie plötzlich Tuckers Gesicht vor sich. »Und ich sehe auch zukünftig keinen Mann an meiner Seite. Ich fürchte, ich habe kein sehr gutes Urteilsvermögen.«
»Die Ratte zählt nicht. Du warst zu gut für ihn, und du verdienst jemanden, der so wunderbar ist wie du, Lily. Jemanden, der dich ansieht und sich bewusst ist, was für ein Glück er hat.«
Jemand wie Jack. Jack sah Daisy so an. Sie umarmte ihre Schwester. »Du bringst mich noch zum Weinen.« Sie trat zurück und wedelte mit der Hand vor ihren Augen.
Daisy stieg in den Van. »Geh wieder rein, bevor du dir noch den Tod holst.«
»Fahr vorsichtig und pass gut auf die kleine Lily auf.« Sie trat noch einen Schritt zurück, als Daisy den Motor anließ, und winkte, als
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