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verrueckt nach mehr

verrueckt nach mehr

Titel: verrueckt nach mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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auf dem eine Möwe abgebildet ist.«
    Wir folgten der Wegweisung.
    » Die haben‘s hier irgendwie mit Möwen. Ist dir das auch schon aufgefallen?«, fragte Sergio, während wir einen schm a len Gang entlangliefen.
    »Ich hab‘s ...«, rief ich. Das musste die Erklärung sein. »Die spielen auf ‚Die Möwe Jonathan‘ an. Die Einrichtung heißt doch ‚Jonathans Senioren- und Pflegeheim’ oder?«
    Sergio hob die Brauen, dann lachte er. »Und was für eine komische Möwe soll das sein?«
    »Tja ...« Ich schnalzte mit der Zunge und erinnerte mich an ein Referat in der Grundschule. »Das ist eine Geschichte von Richard Bach über eine sehr eigenwillige Möwe«, sagte ich, während ich in meinem Gedächtnis weiterkramte. »Ich hab‘s in meiner Kindheit gelesen. Es handelt im Prinzip d a von, sich selbst zu erkennen ... und sich Ziele zu suchen, ohne sich von anderen aufhalten oder einschüchtern zu lassen, g e nau ... Es geht darum, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht ... ähm ... zu verbiegen. Eine sehr schöne Geschichte, finde ich.«
    »Ja, das Motto gefällt mir.« Sergio gab mir einen flücht i gen Kuss, bevor wir die Tür zum Aufenthaltsraum öffneten.
    Wir traten in einen hellbeleuchteten Saal mit vielen T i schen, an denen alte und gebrechliche Menschen saßen, ma n che in ihren Rollstühlen. Einige schliefen mit seitlich hänge n dem Kopf, was nicht gerade bequem aussah, und manche r e deten mehr mit sich selber, als mit den anderen.
    Sergio ließ den Blick suchend umherwandern. Wir en t deckten seinen Opa an einem der kleineren Tische am Rand. Er spielte Schach mit Schwester Doreen, der Pflegekraft, die mir von unserem letzten Besuch bereits bekannt war.
    »Schach matt«, rief Sergios Opa und knallte eine Spielf i gur auf die finale Position. Die Schwester verschränkte kop f schüttelnd die Arme vor der Brust.
    Dann erblickte sie uns.
    »Oh, da kommt ihr Besuch, Herr Lovic «, sagte sie stra h lend, wobei ich das sichere Gefühl hatte, dass ihr Lächeln a l len, nur nicht mir galt. »Dein Opa hat alle Partien gewonnen, Sergio, aber ich glaube, er schummelt.« Sie erhob sich von ihrem Platz und stemmte die Hände auf die Hüften.
    »Ach was. Sie haben verloren, weil Sie sich nicht vernün f tig konzentrieren können, Schätzchen«, sagte Sergios Opa unwirsch. »Und jetzt lassen Sie uns allein.«
    Schwester Doreen schaute leicht angesäuert, hatte aber schnell wieder ihr Standard-Lächeln im Gesicht. »Na, dann«, sagte sie zu Sergio gewandt. »Nehmt euch ruhig vom Kaffee und Kuchen.« Beim Vorbeigehen tätschelte sie kurz Sergios Schulter und lächelte ihn an.
    »Opa, alles klar?« Sergio gab dem alten Mann eine innige Umarmung und setzte sich neben ihn. Ich war plötzlich ganz unsicher wegen der Begrüßung. Ein diskreter Handschlag e r schien mir unpassend. Kurzentschlossen machte ich es Sergio nach und umarmte seinen Opa, noch ein wenig steif vielleicht, aber immerhin. Dann setzte ich mich beiden gegenüber.
    »Ich bin doch nicht verblödet«, knurrte Opa Lovic mit dem Hauch eines Lächelns um die Mundwinkel. »Immer wenn du dich ankündigst, hat diese Doreen-Tussi gute Laune und macht auf fürsorglich, das behaupte ich mal ganz dreist, Sergio. Ich sag dir, dieses Weib ist ein Biest. Und von Schach hat die keine Ahnung.«
    »Wie geht‘s dir?« Sergio legte seinem Opa den Arm um die Schultern und rüttelte ihn liebevoll. »Du siehst gut aus, alter Mann.«
    »Hör auf mit dem Quatsch«, bekam er als Antwort.
    »Nein, ich mein‘s ernst.«
    Sein Opa starrte ihn für einen Moment stumm an, dann sagte er mit gedämpfter Stimme: »Dein Vater war hier, Sergio! ... Was hältst du davon, hm?«
    Sergios Miene verdüsterte sich. »Und was wollte er?«
    »Ja, das hab ich mich auch gefragt. Er macht auf reuevoll, der Halsabschneider.«
    Sergio stieß einen lauten Atem aus. »Die Nummer kann er sich sparen.«
    »Hab ich ihm auch gesagt!«
    »Was hat er geantwortet?«
    »Dass er es verstehen kann und dann ist er gegangen.«
    Sergio seufzte und fuhr sich missmutig durch die Haare, anschließend warf er mir einen kurzen Blick zu. Ich zuckte mit den Schultern.
    Wir verbrachten eine knappe Stunde mit Sergios Opa, a ßen Bienenstich und hörten uns seine Theorien über das Leben und die Menschheit an, bis er keine mehr wusste.
    »Opa, hast du Lust auf eine Spazierfahrt mit Lexi und mir ... in meinem neuen Auto?«, fragte Sergio schließlich.
    Doch er erhielt keine Reaktion. Sein Opa starrte geda n kenverloren auf

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