verrueckt nach mehr
Laptop.
»Eric Bibb.«
»Wusste nicht, dass du solche Musik magst.«
»Ich mag jeden Scheiß, wenn er gut ist ...«
Ich nickte. Es war an der Zeit, dass ich mein Anliegen vo r trug.
»Bo, ich bin hier, weil ich deine Hilfe brauche.«
Er hielt sich an seiner Tasse fest, als ahnte er schon, dass nichts Gutes kommen würde. »Mmh.«
»Du musst mich morgen mitnehmen.«
»In den Boxclub?«
»Jep.«
»Das geht nicht, Lexi, weil ... Sergio ...«
»Doch, Bo, es geht«, unterbrach ich ihn. »Sergio muss nichts davon mitkriegen.«
Hastig trank er einige Schlucke von seinem Kakao und leckte sich über die Oberlippe. »Verstehe nicht, wie das gehen soll? Sergio ist doch nicht blind.«
»Ich halt mich im Hintergrund auf, zieh mir eine Kapuze ins Gesicht. Ich bin ja nicht besonders groß ... Es wird schon gehen. Ich brauch deine Hilfe, um überhaupt reinzukommen, Bo, bitte. Ich weiß genau, dass ich an der Tür abserviert we r de, wenn ich allein komme.«
»Ich glaub‘s nicht, was du von mir verlangst, Lexi, nach dem ganzen Drama auf der Halloweenparty ... Tut mir leid. Ich kann dir nicht helfen. Sorry, aber geht echt nicht! Sergio wird schon wissen, warum er dich nicht dahaben will.«
Er stand auf und setzte sich wieder an seinen Arbeitsplatz.
Ich seufzte.
»Und was ist mit Luka? Kommt er?«
»Luka muss arbeiten.«
»Oh.«
Wir schwiegen.
Die Musik malte eine angenehme Stimmung, konnte aber zur Lösung meines Problems nicht viel beitragen.
»Sergio hat mir letzte Nacht geschrieben, Bo ... Er denkt, dass dieser Barbar-Boxer verdammt sauer ist ... Ich hab so ein komisches Gefühl, als würde die morgige Vorstellung kein einfaches Sparring werden.«
Bojan sah mich interessiert an. »Ich geb zu, ich hab da s selbe Gefühl wie du ... Soll ja so eine Art Show-Sparring we r den, vermute ich mal, da Leute zusehen dürfen, auch wenn‘s nur Insider sind ... Wudnik wird Sergio nichts schenken.«
Ich trank meinen Kakao aus und stellte die Tasse auf dem Couchtisch ab.
»Wie weit bist du mit deiner Schlangenkuss-Serie?«, fra g te ich.
»Bald fertig.« Bojan schmunzelte zufrieden. Mit einer kleinen Pinzette hob er ein winziges, grünschimmerndes Steinchen hoch und platzierte es in ein Loch in einem Armreif. Mit der Decke, die ich fest um mich gewickelt hielt, stellte ich mich hinter ihn und sah ihm über die Schulter.
»Wunderschön!«
»Mmh.«
Es folgten noch mehr kleine Steinchen, die in den Armreif eingearbeitet wurden. Bojan schien hochkonzentriert und sa g te kein Wort.
»Bitte ...«, flüsterte ich in seinen Nacken. »Nimm mich mit, sonst muss ich mir einen anderen dummen Weg überl e gen.«
Einen ewigen Moment später räusperte er sich und sagte: »Sergio kommt meist so gegen 22 Uhr, Lexi. Du kannst gerne hier warten und dann versuchen, ihn umzustimmen.«
»Nein, Bo!«, entgegnete ich entschieden. »Ich sollte nicht hier sein ... Er will mich nicht sehen.«
Bojan drehte überrascht den Kopf zu mir, sodass ich me i nen abrupt zurückziehen musste, damit unsere Nasen nicht aneinanderstießen.
»Warum sollte er dich nicht sehen wollen? Das ist doch Quark!«, sagte er und sah mich verständnislos an.
»Ich weiß nicht ...«
In diesem Augenblick fiel mein ganzer Elan in sich z u sammen wie ein Kartenhaus.
»Er ist ... seit dem Unfall ... Ich kann‘s verstehen, Bo, wirklich. Es ist ganz normal ... Es gibt diese Phasen der Trauer und so ...«
Bevor mir die Tränen kamen, wandte ich mich von Bojan ab und setzte mich wieder auf die Couch.
Ich war ratlos und durcheinander. Vielleicht sollte ich den Dingen einfach ihren Lauf lassen , dachte ich resigniert.
Eine Bluesballade begann zu spielen und klang so sent i mental. Der Sänger hatte eine sehr schöne rauchige Stimme und sang auf Englisch etwas von verlorener Liebe und Seh n sucht, die ihm in die Seele schnitt und sein Herz bluten ließ.
»Lexi ...«, sagte Bojan leise. »Weinst du etwa?«
Ich schüttelte den Kopf und hielt die Hand vor meine A u gen. Bojan musste mich inzwischen für eine Heulsuse halten, dabei war ich das nicht mal in meiner Kindheit gewesen.
Er ging zu seinem Laptop und in der nächsten Sekunde wurde die Musik lauter.
»Lass dich nicht runterziehen, Lexi«, sagte er. »Alles kommt in Ordnung, du wirst sehen!« Dann kam er zu mir und streckte mir lächelnd die Hand entgegen. »Komm ...«
Ich schniefte und sah ihn verwundert an. »Hm?«
»Ein Tanz mit Bojan Bogdanovic und dir geht‘s sofort wieder gut.«
»Mir geht es super,
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