verrueckt nach mehr
ich eine SMS von Sergio. Ich wusste im ersten Moment nicht, ob ich vor Freude in die Luft springen oder eher verzweifeln sollte. Nach Tagen war es unser erster Kontakt und dann dieser I n halt !:
Wudnik hasst mich.
Was sollte ich mit dieser Information anfangen? Aber vor allem, warum hatte er nicht ein persönliches Wort für mich übrig? Ich entschied mich schließlich, nicht zu verzagen und schrieb ihm zurück:
Ist das gut oder schlecht?
Ich wusste nicht, ob er antworten würde, hoffte es aber i n nigst. Nach einigen Minuten atmete ich erleichtert auf, denn er schrieb:
Gut!
Ich bin der Erste, der seinem Hardcore-Training stan d hält.
Ich:
Dann kriegt er kalte Füße wegen Samstag?
Er:
Möglich.
Ich:
Kann ich nicht doch dabei sein?
Er:
Nein !
Ich:
Wann sehen wir uns wieder?
Er:
Ich meld mich.
Das war nicht unbedingt die Antwort, die ich mir erhofft hatte. Dennoch schrieb ich:
Ich freu mich darauf. Bis bald!
Leider kam von ihm nichts mehr.
Auch wenn unser kurzer SMS-Austausch nicht besonders erhellend gewesen war, was unseren Status betraf, hatte er mich schlussendlich glücklich gemacht und ich spürte zarten Optimismus in mir aufkeimen.
Mission: Bojan überreden …
Am Freitag reichte ein kurzer Blick aus dem Fenster, um zu sehen, dass uns heftiger Regen bevorstand. Es war zwar relativ mild für Februar, aber der Himmel präsentierte sich als undurchdringliche, dunkelgraue Betonschicht, die die Stadt unter sich fast erdrückte.
Meine Mutter hatte mir in der Küche einen Zettel liegen lassen, auf dem stand, dass sie einkaufen sei und zudem einige wichtige Dinge zu erledigen habe. Sie sei frühestens um 16 Uhr zurück. Ich hoffte, dass das stimmte, denn schließlich wollte Derek um 18 Uhr auf der Matte stehen.
Heute musste ich Bojan unbedingt davon überzeugen, dass er zu Sergios Sparringskampf morgen nicht ohne mich gehen durfte. Ich würde bei ihm vorbeischauen und persönlich mit ihm reden, denn am Telefon rechnete ich mir wenig Chancen aus. Überhaupt standen meine Chancen nicht allzu gut, aber ich würde mein Glück versuchen. Sollte es nicht klappen, würde ich mir einen Plan B ausdenken müssen.
Mir schwirrte der Kopf. Ich war nervös und furchtbar au f geregt. So vieles stand an und bei keiner Sache war das Ende wirklich sicher. Alles konnte in die Hose gehen: Dereks Date mit meiner Mutter, meine Bojan-Überredungsmission, Sergios Sparringskampf ...
Mit einer Tasse Kaffee setzte ich mich an den Küchentisch und überlegte mir einen kleinen Schlachtplan. Es wäre gut, wenn die Stimmung meiner Mutter heute möglichst positiv wäre , dachte ich. Es gab Mittel und Wege, ihre Laune zu verbessern: beispielsweise, wenn ich ihr die komplette Hau s arbeit abnahm und die Wohnung auf Vordermann brachte. Blitzblanke Kacheln und Fliesen, neubezogene Betten, ni r gendwo ein Staubkorn und ein paar Blumensträuße hier und da ...
Ich ließ kein Zimmer aus und hatte sogar ausreichend Zeit, um uns klumpigen Milchreis zu kochen. Als meine Mutter um 16.25 Uhr mit Einkaufstüten beladen und einem abgespannten Gesichtsausdruck nach Hause kam, wusste sie meinen Einsatz sofort zu schätzen. Das Eis zwischen uns brach ein wenig und ihrer Laune tat es gut, was Sinn der Sache gewesen war.
»Was hast du für den Abend vor?«, fragte ich sie mit einer heiteren Unschuldsmiene.
»Mmh, ich denke, Tee trinken und viel lesen«, sagte sie lächelnd. »Und du?«
»Ähm, ich geh vielleicht mit Adriana ins Kino.«
Es war natürlich eine Notlüge. Ich wollte sie nicht gleich wieder missstimmen, indem ich Sergios Namen erwähnte. Und hätte ich die Wahrheit gesagt und zugegeben, dass ich Bojan besuchen wollte, hätte sie sich erst recht gewundert und wäre darüber auch nicht besonders erfreut gewesen.
»Wisst ihr schon, welchen Film ihr sehen wollt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Wir entscheiden uns immer im letzten Augenblick«, lachte ich. Ich glaube, es war seit Tagen das erste Mal, dass sie mich lachen sah. »Vielleicht schlaf ich auch bei ihr.«
Sie sah mich skeptisch an, sagte aber nichts.
Bevor ich mich verabschiedete, brachte ich ihr einen Teller Milchreis und gab ihr einen Kuss.
Ich glaube, wir wussten beide, dass wir nicht wirklich eh r lich zueinander waren, weil wir hofften, unser Dilemma möge sich auf wundersame Weise in Luft auflösen.
Als ich an der Bushaltestelle unter der Überdachung wa r tete,
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