Verschleppt
berühmt. Es entstanden kleine liebevoll gestaltete Strandhäuschen in „The Colony“, die heute noch etliche Kunstliebhaber aus der ganzen Welt anzieht. In der Girard Avenue reihen sich beispielsweise bis heute Galerien wie Perlen aneinander und auch das Museum für zeitgenössische Kunst thront auf den Klippen La Jollas. Gerne nehme ich Sie dort einmal mit hin, Sara. Ich verbringe viele Stunden meiner Freizeit dort – auch wenn es ein schwieriges Unterfangen ist, dort überhaupt einen Parkplatz zu finden.“ Sara lächelte und nickte, während sie einen weiteren Schluck aus ihrem Glas nahm. Sara hörte aufmerksam zu, während Josephs Euphorie langsam dahinschwamm, sein Ton wurde ernst. „Aber wenn wir ehrlich sind, wird heute nur noch Geld mit Immobilien in La Jolla gemacht. Land, Häuser und Gewerbegebiete sind hier an diesem Küstenstreifen das wertvollste Gut geworden. Sie sind die Grundlage für Investitionen, Kredite, Handel, Geldwäsche etc. und bringen den Geschäftsbossen Vermögen und Wohlstand.“ Joseph zog die Schultern hoch, als würde er sich dafür entschuldigen wollen. Sara verstand Josephs Problem nicht, weil er ja offensichtlich auch ein Nutznießer dieser Entwicklung war. Trotz allem - Sara mochte Hannahs Eltern, auch wenn sie in kürzester Zeit unendlich viel redeten.
„Jetzt fehlt nur noch Patrick“, sagte Martha. „Patrick ist Hannahs Stiefbruder aus meiner ersten Ehe. Er wohnt im Studentenwohnheim, aber eigentlich ist er trotzdem die ganze Zeit hier“, Martha lachte, „das muss wohl an meinen Kochkünsten liegen. Aber wo ist er nur?“ Alle schauten sich um und Sara suchte einfach mit, obwohl sie überhaupt nicht wusste, nach wem. Joseph erspähte ihn schließlich. „Oh, da ist er ja. Wer ist denn diese leicht bekleidete Frau bei ihm?“ Sara schreckte zusammen und hatte auf einmal ein ganz schlechtes Gefühl. Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas und drehte sich langsam um. Kelly. Oh nein, KELLY! Sie hing Patrick förmlich am Hals und tanzte mit ihm. Und das auch noch zu Michael Jackson. Kelly hasste Michael Jackson. Patrick schien Kellys Gesellschaft aber offenkundig zu gefallen. Ein hübscher Kerl, dachte Sara. Keine imposante Erscheinung, aber durchaus attraktiv. Vielleicht Mitte 20. Mensch, Kelly. Bevor sie in eine peinliche Situation rutschte, machte Sara sich lieber heimlich auf die Suche nach der Toilette. Familie Caulfield bemerkte ihren Abgang gar nicht. Joseph hing mit seinen Augen immer noch an Kellys kurzem Rock. Im Erdgeschoss fand Sara keine Toilette und Matt wollte sie gerade nicht fragen. Er unterhielt sich mit ein paar Kumpels von früher und hatte seinen Spaß. Die Jungs winkten ihr aber freudig zu. „Sara, komm stoß mit uns an!“ Chris, ein alter Freund aus Highschool-Zeiten, prostete ihr zu. „Später Jungs! Lasst noch was für mich übrig“, sie lachte der Gruppe zu.
Kapitel 26
Sara ging Richtung Eingangstür, kam an der Küche vorbei. Diese war in einem typischen provenzalischen Stil eingerichtet, ausgestattet mit Qualitätsmaterial. Was natürlich nicht fehlte, war der Kühlschrank mit Eismaschine. Sara ging den Flur weiter lang, der ihr auf einmal noch länger erschien. Eine gebohnerte Eichentreppe führte in den ersten Stock hinauf. Sie ging die Stufen hoch. Auch in der ersten Etage fand sie einen langen Flur vor, gesäumt von einem Orientteppich mit satten Farben. Am Ende des Ganges fand sie die Gästetoilette. Das Zimmer davor stand zur Hälfte offen. Das Fenster musste offen sein, dadurch konnte der Wind die Tür aufdrücken. Sara näherte sich dem Raum. Sie blickte sich um, ob sie alleine auf dem Gang war. Sie konnte nicht anders und warf einen Blick hinein.
Sie knipste das Licht an. In dem Zimmer herrschte Chaos, etliche Klamotten waren auf dem Boden verteilt. Ein Computer stand auf einem Schreibtisch. In dem Regel daneben ragte die Stereoanlage hervor. Ein High-Tech-Ding, dachte Sara. An der Wand hing eine Dartscheibe. Der Kleiderschrank stand halboffen und Unmengen an Hemden hingen darin. Auf dem Tisch lagen Red-Bull-Dosen. Auf dem Boden waren mehrere Tennisbälle verteilt. Das Zimmer musste einem Jungen gehören. Da kam nur Patrick in Frage, der Stiefbruder von Hannah. Ihr Blick schweifte durch den Raum, mehrere Bücher lagen auf dem Boden, Anatomiebücher. Er musste Medizin oder etwas dergleiches studieren.
Ihr Blick führte weiter zu einer Pinnwand, dort hingen mehrere Fotos. Patrick. Da war er. Ein Foto, was ihn und seine
Weitere Kostenlose Bücher