Verschleppt
und Hoffnung. Hatte er es bald geschafft? Er lief trotzdem immer weiter, die Euphorie schien ihn noch schneller zu machen, er schaute sich im Laufen um. Nichts. Er vernahm ein Rauschen, war da Wasser? Niemand war mehr hinter ihm, der Kerl war weg. Bryan atmete auf. Erst jetzt bemerkte er die brennenden Stiche in seiner Brust. Jetzt wird alles gut, dachte er - doch dann stolperte er plötzlich auf dem unebenen Boden. Er stürzte über eine Wurzel, verlor das Gleichgewicht und rollte unsanft einen Hügel hinunter. Er knallte hart auf den kalten Boden gegen einen Busch. Hilflos lag er auf der harten Erde. Eine Schar Vögel wurde aufgescheucht. Dann Stille. Das letzte, was Bryan vor sich sah, war ein Bild seiner Mutter. Seine Augen fielen zu.
Kapitel 37
Sara war geschockt. „Es passt alles, Sara“, Cruz Worte prasselten auf sie ein. „Selbst das Phantombild macht nun einen Sinn. Er ist das Phantom. Ein Alibi für Noahs Entführung hat er auch nicht. Ich hab es selber mitbekommen. Er hat sich früh zurückgezogen, weil es ihm nicht gut ging. Du warst dabei. Es wäre keinem aufgefallen, wenn er sich mal eine Stunde davongeschlichen hätte. Dann hat er dich auch noch zum Tatort gefahren. Krankes Schwein. Sara, er war es!“ Sara konnte es nicht fassen. „Wie seid ihr an seine DNA gekommen?“ Cruz lachte kurz auf. „Pures Glück. Da er am Tatort rumlungerte, haben wir eine Probe genommen. Eigentlich nur, um ihn als Verdächtigen ausschließen zu können. Alle mussten eine Probe abgeben, die dort waren. Aus der Nummer kommt er nicht mehr raus.“ Sara hielt inne. Dieser nette Herr soll ein Psychopath und Mörder sein? „Sara, wo bist du?“ Cruz war ganz euphorisch. Sara atmete tief durch. „Du wirst es nicht glauben, ich stehe vor dem Haus der Caulfields.“
Sara konnte es nicht fassen. Joseph? Sie überlegte, was sie jetzt tun sollte. Sie öffnete die Wagentür. Joseph und Martha sahen Sara aus ihrem Auto aussteigen und kamen ihr auf der Treppe entgegen. Sie winkten ihr zu. Warum ging sie nicht auf Joseph los?, fragte sich Sara. Er hat deinen Sohn entführt. Aber ihre innere Stimme sagte ihr, dass irgendetwas nicht passte. „Hallo Sara.“ Joseph und Martha bemerkten sofort, dass mit Sara etwas nicht stimmte. „Sara, alles in Ordnung?“, fragte Martha besorgt. Sara schaute sie ernst an, dann ging ihr Blick zu Joseph. „Ich muss mit dir reden, Joseph. Alleine.“ Martha schaute irritiert. Joseph betrachtete Sara eindringlich, als hätte er etwas zu sagen, konnte es aber nicht vor seiner Ehefrau tun. Er atmete tief durch, sein Blick ruhte auf Sara. „Ist schon gut, Martha.“ Joseph nickte Martha zu. Martha war immer noch irritiert, zuckte mit den Schultern, ging dann aber in die Küche. „Komm rein“, richtete er seine Worte an Sara.
Joseph und Sara gingen weiter durch den Salon ins Wohnzimmer, das gestern noch als Tanzfläche diente. Das Haus war blitzblank geputzt, als hätte nie eine Party stattgefunden. Sie nahmen auf dem großen blütenweißen Sofa Platz. Sara drehte sich zu Joseph, der eine graue Tweedjacke über einem aschfarbenen Hemd trug. Seine breiten Schultern fielen ihr trotzdem sofort ins Auge. Ihre Stimme klang ruhig, nahezu gelassen. „Joseph, in ein paar Minuten wird es hier nur von Polizisten so wimmeln. Ich gebe dir jetzt die einmalige Chance, mir zu erklären, was deine DNA in Matts Haus zu suchen hatte. Und zwar überall im Hause. Auch in Noahs Zimmer. Sag es mir, bitte.“ Joseph schaute sie an. Er seufzte. „Ich wusste es, als ich die Probe gestern abgeben musste. Das wird mir zum Verhängnis.“ Sara sah ihn entsetzt an. „Was Joseph? Was meinst du? Hast du was mit dem Verschwinden von Noah zu tun? Weißt du, wo all die Kinder sind?“ Joseph guckte sie mit aufgerissenen Augen an. „Nein, Sara, nein. Um Himmels willen. Ich könnte doch keinem Kind etwas antun.“ Sara verstand nicht. „Was willst du mir sagen, Joseph?“ Seine Wangen zuckten kurz und seine Unterlippe begann zu zittern. „Ach Sara, es tut mir so leid. Es ist einfach in mir. Ich kann nichts dafür.“ Er begann zu weinen. Sara wurde unruhig, ihr Rücken wurde stocksteif.
„Was ist in dir? Joseph, sprich Klartext.“ Er versuchte, sich zu sammeln. „Es ist nur einmal passiert. Vor Jahren. Seitdem habe ich es im Griff.“ Er schluchzte immer weiter. Sara glaubte nicht, was sie da hörte. Ihr wurde schlecht. Sie guckte auf den Boden, sie konnte es nicht fassen. Sie saß einem Pädophilen gegenüber. Sara
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