Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
Leiche wegzuschaffen. Der alte Knacker musste doch obduziert werden. Auch wenn er von allein krepiert ist, musste er seziert werden, so sind nun mal die Regeln.«
    »Kannst du deine Beobachtungen zusammenfassen?«
    »Ja klar. Ist ganz einfach. Die Leiche lag drei Meter vom Fenster entfernt, so ungefähr jedenfalls.«
    »Ungefähr?«
    »Ja, ich hatte kein Maßband zur Hand. Sie schien mir zwei, drei Monate alt zu sein, mit anderen Worten: verwest. Es standen zwei Stühle und ein Tisch und ein Bett in dem Raum.«
    »Zwei Stühle?«
    »Ja.«
    »Eben hast du noch gesagt, ein Stuhl.«
    »Ah ja? Tja, es waren jedenfalls zwei, glaube ich. Dann stand da noch ein kleines Regal mit ein paar alten Zeitungen und Büchern, und in der Kochnische waren zwei Töpfe und eine Kaffeekanne und der übliche Kram.«
    »Der übliche Kram?«
    »Ja, Büchsenöffner, Messer und Gabeln und Mülleimer und so.«
    »Aha. Lag etwas auf dem Fußboden?«
    »Absolut nichts, außer der Leiche natürlich. Ich habe die Polizisten gefragt, und sie meinten, sie hätten auch nichts gefunden.«
    »War sonst noch jemand in der Wohnung?«
    »Fehlanzeige. Ich habe die Jungs gefragt, und sie haben nein gesagt. Außer mir und den beiden ist keiner in der Wohnung gewesen. Dann sind die Typen mit dem Lieferwagen gekommen und haben die Leiche in einem Plastiksack mitgenommen.«
    »Später hat man dann ja erfahren, woran Svärd gestorben ist.«
    »Ja. Stimmt. Er hat sich erschossen. Unfassbar, sage ich. Was hat er bloß mit der Knarre gemacht?«
    »Du hast keine denkbare Erklärung?«
    »Nicht die geringste. Das ist doch völlig idiotisch. Wie ich gesagt habe, ein unlösbarer Fall. Kommt nicht oft vor, was?«
    »Hatten die Polizeibeamten eine Meinung zu der Sache?«
    »Nein, die haben ja nur gesehen, dass er tot war und alles abgeschlossen. Hätte es da eine Knarre gegeben, hätten entweder sie oder ich sie gefunden. Übrigens müsste sie ja neben dem Toten auf dem Boden gelegen haben.«
    »Hast du ermittelt, wer der Tote war?«
    »Ja klar. Er hieß Svärd, das stand sogar auf der Tür. Außerdem hat man ja sofort gesehen, was für eine Sorte Mensch das war.«
    »Welche Sorte?«
    »Naja, ein Sozialfall eben. Wahrscheinlich ein alter Säufer. Solche Typen bringen sich ja oft um oder saufen sich zu Tode oder Nippeln an einem Herzschlag oder was anderem ab.«
    »Du hast nichts von Interesse hinzuzufügen?«
    »Nein. Wie gesagt, das Ganze ist unbegreiflich. Ein Mysterium. Ich glaube, nicht mal du packst das. Im Übrigen gibt es ja anderes, das wichtiger ist.«
    »Mag sein.«
    »Doch, das will ich meinen. Kann ich jetzt abhauen?«
    »Noch nicht ganz«, sagte Martin Beck.
    »Ich habe nichts mehr zu sagen«, erwiderte Aldor Gustavsson und zerdrückte seine Zigarre im Aschenbecher. Martin Beck stand auf und ging zum Fenster, wandte seinem Besucher den Rücken zu.
    »Ich habe noch ein paar Dinge zu sagen«, erklärte er. »Aha? Was denn?«
    »So einiges. Unter anderem ist letzte Woche vor Ort eine kriminaltechnische Untersuchung durchgeführt worden. Obwohl die meisten eventuellen Spuren zerstört waren, bemerkte man sofort einen großen und zwei kleinere Blutflecken auf dem Teppich. Hast du irgendwelche Blutflecken gesehen?«
    »Nein. Allerdings habe ich auch nicht danach geguckt.«
    »Offensichtlich. Wonach hast du eigentlich geguckt?«
    »Nach nichts Besonderem. Der Fall schien doch klar zu sein.«
    »Wenn du diese Blutspuren nicht gesehen hast, dann ist natürlich denkbar, dass du auch andere Dinge übersehen hast.«
    »Es gab da jedenfalls keine Schusswaffen.«
    »Hast du dir angesehen, wie der Tote gekleidet war? »Nein, nicht genau. Er war ja auch total verwest. Irgendwelche Lumpen wahrscheinlich. Außerdem konnte ich nicht erkennen, dass es eine Rolle spielte.«
    »Dir ist aufgefallen, dass der Tote ein armer und einsamer Mensch war. Keine große Nummer.«
    »Ja sicher. Hat man so viele Säufer und Sozialfälle gesehen wie ich, dann …«
    »Was dann?«
    »Naja, man kennt doch seine Pappenheimer.«
    Martin Beck fragte sich, ob Gustavsson auch nur die leiseste Ahnung hatte, woher dieser Ausdruck stammte. Laut sagte er:
    »Wenn der Tote aber nun gesellschaftlich besser integriert gewirkt hätte, wärst du dann unter Umständen sorgfältiger gewesen?«
    »Ja, in solchen Fällen muss man Feingefühl zeigen. Wir haben wirklich verdammt viel um die Ohren.« Er schaute sich um.
    »Auch wenn man hier nichts davon mitbekommt, ersticken wir in Arbeit. Man kann nicht jedes Mal,

Weitere Kostenlose Bücher