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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Frau war?« Der andere sah ihn erstaunt an. Dann runzelte er die Stirn und meinte zögernd:
    »Ja, zumindest bin ich davon ausgegangen, dass es eine Braut war. Aber jetzt, wo Sie es sagen, bin ich mir nicht mehr ganz sicher. Es war irgendwie ein allgemeiner Eindruck, man hat doch im Gefühl, wer ein Kerl und wer eine Braut ist, auch wenn es manchmal schwerfällt, einen Unterschied zu erkennen. Ich kann beim besten Willen nicht beschwören, dass es ein Mädel war, ich hab zum Beispiel nicht sehen können, wie ihre Brüste waren.«
    Er verstummte und sah Rönn durch den Zigarettenrauch an.
    »Ja, da haben Sie natürlich recht«, sagte er bedächtig. »Es muss kein Mädel gewesen sein, es könnte sich durchaus auch um einen Kerl gehandelt haben. Außerdem kommt einem das wahrscheinlicher vor, denn von Frauen, die Banken ausrauben und Leute erschießen, hört man ja eher selten.«
    »Sie meinen also, dass es ein Mann gewesen sein könnte«, sagte Rönn.
    »Ja, jetzt, wo Sie es sagen. Natürlich muss es ein Kerl gewesen sein.«
    »Schön, aber was ist mit den beiden anderen? Können Sie die Männer beschreiben? Und den Wagen?«
    Sjögren nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und warf die Kippe in den offenen Kamin, wo bereits eine große Zahl von Zigarettenstummeln und abgebrannten Streichhölzern lag. »Das Auto war ein Renault 16, das weiß ich genau«, sagte er. »Er war hellgrau oder beige, ich weiß nicht, wie man die Farbe nennt. Ich kann mich nicht mehr an das ganze Kennzeichen erinnern, aber der Wagen hatte ein Stockholmer Nummernschild, also A, und ich weiß noch, dass zwei Dreien in der Nummer waren. Es können natürlich auch drei gewesen sein, aber mindestens zwei, und ich glaube, dass sie hintereinanderstanden, irgendwo in der Mitte der Zahlenreihe.«
    »Sind Sie sicher, dass der Wagen ein A-Kennzeichen hatte?«, fragte Rönn. »Nicht AA oder AB zum Beispiel?«
    »Nein, nur A, das weiß ich genau. Ich habe ein sehr gutes fotografisches Gedächtnis.«
    »Jau, es ist wirklich hervorragend«, stimmte Rönn zu. »Wenn das alle Augenzeugen hätten, wäre viel gewonnen.«
    »O ja«, meinte Sjögren. »I am a camera. Haben Sie das gelesen? Von Isherwood.«
    »Nein«, sagte Rönn.
    Er war in dem Film gewesen, aber das sagte er nicht. Er hatte ihn sich angesehen, weil er ein Fan von Julie Harris war, und wusste weder, wer Isherwood war, noch dass der Film auf einer Romanvorlage basierte.
    »Aber Sie haben natürlich den Film gesehen«, erklärte Sjögren. »So ist das mit allen guten Büchern, die verfilmt werden, die Leute sehen sich den Film an und machen sich nicht mehr die Mühe, das Buch zu lesen. Der Film war allerdings richtig gut, obwohl er einen dämlichen Titel hatte. ›Wilde Nächte in Berum, nicht wahr?«
    »Aha«, sagte Rönn, der sicher war, dass der Film »Ich bin eine Kamera« hieß, als er ihn gesehen hatte. »Jau, das klingt natürlich ziemlich blöd.« Es dämmerte, und Sten Sjögren stand auf und schaltete die Stehlampe an, die hinter Rönns Sessel stand. Als er sich wieder gesetzt hatte, sagte Rönn:
    »Vielleicht können wir dann weitermachen. Sie wollten die Männer in dem Auto beschreiben.«
    »Ja, nur einer der beiden saß im Wagen, als sie mir ins Auge fielen.«
    »Aha?«
    »Der andere stand auf dem Bürgersteig und wartete, die Tür zur Rückbank stand einen Spalt offen. Er war groß, etwas größer als ich, und kräftig gebaut. Nicht dick, aber stämmig, und er schien ziemlich stark zu sein. Er war wohl ungefähr in meinem Alter, so zwischen dreißig und fünfunddreißig, und hatte volles, fein gekräuseltes Haar, so ähnlich wie Harpo Marx, nur dunkler. Mausgrau. Er trug eine schwarze Hose, die sehr eng saß, so eine mit weiten Hosenschlägen unten, und ein glänzendes schwarzes Hemd. Das Hemd hatte er ziemlich weit aufgeknöpft, und ich glaube, dass er irgendein silbernes Ding an einer Kette um den Hals trug. Sein Gesicht war extrem braun gebrannt, oder besser gesagt, hochrot. Als die Frau, wenn es denn eine Frau war, angelaufen kam, hielt er ihr die Tür auf, damit sie hineinspringen konnte, und anschließend hat er die Autotür zugeworfen und sich auf den Beifahrersitz gesetzt, und daraufhin ist das Auto in rasendem Tempo davongebraust.«
    »In welche Richtung?«, fragte Rönn.
    »Es fuhr quer über die Straße und dann weiter zum Mariator-get.«
    »Aha«, sagte Rönn. »Und der andere der beiden Männer?«
    »Der saß ja am Lenkrad, deshalb habe ich ihn nicht so gut gesehen.

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