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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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öffnete sie. Er wischte sich die Handflächen am Hosenboden trocken, ehe er Rönn die Hand gab, ging anschließend vor ihm die Treppe hinauf und hielt Rönn die Tür auf. Das Haus war klein, und im Erdgeschoss gab es außer Küche und Flur nur einen weiteren Raum. Die Tür zu dem Zimmer stand einen Spalt offen. Es war vollkommen leer. Der Mann bemerkte Rönns Blick.
    »Meine Frau und ich haben uns gerade getrennt«, erklärte er. »Sie hat einen Teil der Möbel mitgenommen, sodass es hier im Moment ein bisschen ungemütlich ist. Aber wir können nach oben gehen.«
    Am oberen Ende der Treppe befand sich ein relativ großes Zimmer mit einem offenen Kamin, vor dem einige zusammengewürfelte Sessel um einen flachen, weißlackierten Tisch gruppiert standen. Rönn setzte sich, der Mann blieb dagegen stehen.
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte er. »Ich könnte Kaffee kochen, aber es gibt sicher auch noch ein paar Bier im Kühlschrank.«
    »Vielen Dank, ich nehme das Gleiche wie Sie«, antwortete Rönn.
    »Dann trinken wir Bier«, sagte der Mann.
    Er lief die Treppe hinab, und Rönn hörte ihn in der Küche klappern. Rönn sah sich im Zimmer um. Es standen nur wenige Möbel darin, aber dafür gab es eine Stereoanlage und ziemlich viele Bücher. In einem Korb neben dem Kamin lag ein Stapel Zeitungen; Dagens Nyheter, Vi, Ny Dag und Metallarbetaren. Sten Sjögren kehrte mit Gläsern und zwei Büchsen Bier zurück, die er auf den weißen Tisch stellte. Er war schlank und drahtig und hatte rotblonde, zerzauste Haare in einer Länge, die Rönn als normal bezeichnet hätte. Sein Gesicht war voller Sommersprossen, und er hatte ein heiteres, offenes Lächeln. Als er die Büchsen geöffnet und Bier eingeschenkt hatte, setzte er sich Rönn gegenüber, prostete ihm zu und trank. Rönn nippte an seinem Bier und sagte:
    »Ich möchte Ihre Beobachtungen auf der Hornsgatan letzten Freitag hören. Besser, man erledigt es schnell, ehe die Erinnerungen zu sehr verblassen.«
    Das klang ja richtig gut, dachte Rönn selbstzufrieden. Der Mann nickte und stellte sein Glas ab.
    »Tja, hätte ich gewusst, dass da ein Raubüberfall und ein Mord im Gange waren, hätte ich mir die Braut, die Typen und den Wagen bestimmt genauer angesehen.«
    »Sie sind jedenfalls der beste Zeuge, den wir bisher haben«, ermunterte ihn Rönn. »Sie gehen also die Hornsgatan hinunter. In welche Richtung?«
    »Ich kam von Slussen und war unterwegs zum Ringvägen. Die Braut kam von hinten und hat mich ziemlich heftig angerempelt, als sie vorbeilief.«
    »Können Sie die Frau beschreiben?«
    »Nicht besonders gut, fürchte ich. Ich habe sie eigentlich nur von hinten gesehen und einen kurzen Moment von der Seite, als sie in den Wagen gestiegen ist. Sie war kleiner als ich, zehn Zentimeter vielleicht. Ich bin eins siebenundachtzig. Das Alter lässt sich nur schwer genau bestimmen, aber ich glaube nicht, dass sie jünger als fünfundzwanzig war und kaum älter als fünfunddreißig, also um die dreißig. Sie trug Jeans, so eine normale blaue, und eine hellblaue Bluse oder ein Hemd, das über die Hose hing. Ich habe nicht darauf geachtet, was für Schuhe sie anhatte, aber sie trug einen Hut, so einen aus Jeansstoff mit ziemlich breiter Krempe. Sie hatte blonde Haare, glatt und nicht so wahnsinnig lang, wie manche Bräute sie heutzutage tragen.
    Dann hatte sie noch eine Schultertasche dabei, eine grüne, in so einem amerikanischen Militärstil.«
    Er zog eine Schachtel Zigaretten aus der Brusttasche seines Khakihemds und hielt sie Rönn hin, der den Kopf schüttelte und sagte:
    »Haben Sie gesehen, ob sie etwas bei sich trug?« Der Mann stand auf, nahm eine Schachtel Streichhölzer vom Regal über dem Kamin und zündete sich eine Zigarette an. »Nein, da bin ich mir nicht sicher. Aber möglich wär's.«
    »Und ihre Figur? War sie schlank oder dick oder…«
    »Sie war gerade richtig, würde ich sagen. Jedenfalls weder besonders schlank noch dick. Normal, könnte man sagen.«
    »Ihr Gesicht haben Sie gar nicht gesehen?«
    »Nur ganz kurz, als sie in den Wagen stieg. Aber zum einen trug sie diesen Hut und zum anderen eine große Sonnenbrille.«
    »Würden Sie die Frau wiedererkennen, wenn Sie die Möglichkeit hätten, sie nochmal zu sehen?«
    »Am Gesicht jedenfalls nicht. Und vermutlich auch nicht, wenn sie anders angezogen wäre, zum Beispiel ein Kleid anhätte.« Rönn nippte nachdenklich an seinem Bier. Dann sagte er: »Sind Sie ganz sicher, dass es eine

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