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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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rutschte.
    Ma, dachte sie – und sie hatte gerade noch einen Witz über seinen Schwanz gemacht.
    »Wie ich höre, bringst du den Laden hier etwas Vordermann.« Er schenkte Reece ein gewinnendes Lächeln, bevor er einen großen Schluck aus dem Bierglas nahm, das er mitgebracht hatte. »Meine Freunde nennen mich Lo.«
    »Reece. Schön, dich kennen zu lernen. Ich mach das schon, Joanie.« Reece schnappte sich die Teller und stellte sie in die Durchreiche. Genervt bemerkte sie, dass zum ersten Mal an diesem Abend keine neuen Bestellungen auf sie warteten.
    »Wir können die Küche langsam zumachen«, sagte ihr Joanie. »Du kannst ruhig schon heimgehen. Ich hab dich morgen früh für die erste Schicht eingetragen. Um sechs bist du wieder hier, und zwar pünktlich.«
    »In Ordnung.« Sie band sich die Schürze los.
    »Ich fahr dich zum Hotel.« Lo stellte sein halb volles Bierglas ab. »Damit du sicher nach Hause kommst.«
    »Lass nur, ist nicht nötig.« Reece warf seiner Mutter einen Hilfe suchenden Blick zu, aber die hatte sich bereits umgedreht und machte die Fritteusen aus. »Es ist ja nicht weit. Ich hab keine Angst, außerdem geh ich gern ein paar Schritte.«
    »Gut, dann begleite ich dich. Hast du einen Mantel?«
    Wenn sie sein Angebot ablehnte, wäre das mehr als unhöflich. Aber wenn sie es annahm, bewegte sie sich auf sehr dünnem Eis. Sie würde übers Eis gehen müssen. Wortlos griff sie nach ihrer Jeansjacke. »Ich werde pünktlich um sechs da sein.«
    Sie murmelte ein paar Abschiedsworte und ging zur Tür. Sie konnte spüren, wie ihr der Schriftsteller – Brody – ein Loch in den Rücken starrte. Was hatte der hier überhaupt noch zu suchen?
    Lo hielt ihr die Tür auf und trat dann hinter ihr hinaus auf die Straße.
    »Ganz schön frisch heute Abend. Frierst du nicht?«
    »Nein. Nach der Hitze in der Küche finde ich das eher angenehm.«
    »Kann ich mir vorstellen. Ich hoffe, meine Mutter nimmt dich nicht zu hart ran?«
    »Ich arbeite gern.«
    »Du hattest heute Abend bestimmt gut zu tun. Wie wär’s, wenn ich dich auf einen Drink einlade, damit du wieder ein bisschen runterkommst? Dann kannst du mir auch gleich deine Lebensgeschichte erzählen.«
    »Danke, aber die ist keinen Drink wert. Außerdem hab ich morgen die erste Schicht.«
    »Es soll ein schöner Tag werden.« Seine Stimme war genauso lässig wie sein Gang. »Wie wär’s, wenn ich dich danach abhole? Dann zeig ich dir ein bisschen die Umgebung. Du wirst in ganz Angel’s Fist keinen besseren Fremdenführer finden. Wenn du darauf bestehst, kann ich auch Referenzen vorlegen, dass ich ein Gentleman bin.«
    Sein Lächeln war ansteckend, das musste sie zugeben. Und sein Blick war so verführerisch, als würde er sie bereits liebkosen. Andererseits war er der Sohn ihrer Chefin.
    »Das ist wirklich nett von dir, aber da ich hier nur eine Hand voll Leute kenne – und auch die gerade erst einen Tag lang -, könnten diese Referenzen locker gefälscht sein. Deshalb lehne ich dein Angebot lieber ab und nutze den Tag, um mich hier ein bisschen einzugewöhnen.«
    »Dann ein andermal.«
    Als er ihren Arm nahm, zuckte sie zusammen, sodass er begütigend auf sie einredete, als sei sie ein scheuendes Pferd. »Ruhig, ganz ruhig, ich will nur, dass du dich entspannst. Man merkt schon an deinem schnellen Gang, dass du von der Ostküste stammst. Lass dir Zeit, schau mal nach oben. Das ist ein Anblick, was?«
    Ihr Herz klopfte immer noch viel zu schnell, aber sie sah nach oben. Und da, über der gezackten Silhouette der Berge, stand ein strahlender Vollmond.
    Sterne explodierten um ihn herum, als habe jemand eine Flinte mit Diamanten geladen und einfach drauflos geballert. Ihr Licht tauchte die Schneedecke auf den Gipfeln in ein unheimliches Blau, während die Felsspalten und -schluchten tiefschwarz verschattet waren.
    Genau das entging ihr, dachte sie, wenn die Angst wieder von ihr Besitz ergriff und ihre Blicke zu Boden zwang. Obwohl sie in diesem Moment lieber allein gewesen wäre, war sie Lo doch dankbar dafür, dass er sie dazu gebracht hatte, stehen zu bleiben und nach oben zu schauen.
    »Das ist schön. In dem Reiseführer, den ich gekauft habe, steht, die Berge seien majestätisch, was ich eigentlich nicht fand. Ich fand sie eher mächtig, zerklüftet. Aber jetzt sehen sie tatsächlich majestätisch aus.«
    »Es gibt Plätze da oben, wo man selbst gewesen sein muss, um das beurteilen zu können. Plätze, die sich verändern, noch während man hinschaut.

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