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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Bäume wie Feenflügel.
    In der kühlen Dunkelheit wirkte alles so still, so perfekt und harmonisch. Doch als irgendetwas aus diesem Nebel schlüpfte, zog sich ihr Herz kurz zusammen. Dann beruhigte es sich wieder, denn sie sah, dass es sich um ein Tier handelte.
    Ein Elch, ein Rothirsch oder ein Reh – aus dieser Entfernung war das unmöglich zu erkennen. Das Tier schien zu schweben, während es sich von Nebelschwaden umgeben dem See näherte.
    Als es den Kopf senkte, um zu trinken, hörte Reece die ersten Vögel singen. Am liebsten hätte sie sich hingesetzt, gleich hier auf den Bürgersteig, hätte die Einsamkeit und Stille genossen und den Sonnenaufgang beobachtet.
    Derart getröstet lief sie weiter. Gleich würde sie sich der Küche, den Menschen und all den Fragen stellen müssen, die einem als Neuling überall gestellt werden. Sie durfte auf keinen Fall zu spät kommen oder nervös sein. Sie hatte weiß Gott nicht vor, noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen als ohnehin schon.
    Ruhig, ganz ruhig, befahl sie sich. Konzentrier dich. Zu diesem Zweck begann sie im Stillen ein Gedicht aufzusagen und konzentrierte sich auf den Rhythmus der Worte, bis sie merkte, dass sie laut vor sich hinredete. Sie zuckte zusammen. Aber es war niemand da, der sie hören konnte, beruhigte sie sich. Auf diese Weise schaffte sie es bis zum Eingang von Angel’s Food.
    Drinnen brannte helles Licht, sodass ein Teil der Anspannung von ihr abfiel. Es wurde schon gearbeitet – Joanie war in der Küche zugange. Schlief diese Frau eigentlich auch irgendwann mal?
    Jetzt würde sie klopfen müssen, ermahnte sich Reece, klopfen, lächeln, winken. Wenn sie das erst einmal geschafft und das Lokal betreten hätte, würde sie ihre Angst in Arbeit ertränken.
    Aber ihr Arm fühlte sich bleischwer an und ließ sich einfach nicht bewegen. Ihre Finger waren so steif und kalt, dass sie sich zu Fäusten ballten. Sie blieb, wo sie war, und fühlte sich dämlich, nutzlos, hilflos.
    »Hast du Schwierigkeiten mit der Tür?«
    Reece zuckte zusammen und fuhr herum. Da stand Linda-Gail und schlug die Autotür eines stabilen Kleinwagens zu.
    »Nein. Nein, ich war bloß …«
    »In Gedanken? Sieht nicht so aus, als ob du heute besonders viel geschlafen hättest.«
    »Wahrscheinlich ja. Wahrscheinlich nicht.«
    Die ohnehin schon kalte Luft wurde immer schneidender, je näher Linda-Gail kam. Die hellblauen Augen, die Reece am Vortag noch so freundlich erschienen waren, wirkten distanziert, herablassend. »Bin ich zu spät dran?«
    »Ich wundere mich eher, dass du überhaupt hier auftauchst, nach der Nacht, die du hinter dir hast.«
    Reece musste wieder daran denken, wie sie, die Taschenlampe fest umklammert, im Bett gelegen und gelauscht hatte. »Woher weißt du …«
    »Lo ist berühmt für seine Ausdauer.«
    »Lo? Ich habe nicht … Uff!« Dem Schreck folgte Belustigung. »Nein, wir haben nicht … da war nichts. Meine Güte, Linda-Gail, ich kenn ihn gerade mal zehn Minuten. Ich muss einen Typen schon mindestens eine Stunde lang kennen, bis ich seine Ausdauer austeste.«
    Linda-Gail ließ die Hand sinken, mit der sie soeben die Tür hatte aufstoßen wollen, zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und musterte Reece. »Du bist nicht mit Lo ins Bett?«
    »Nein.« Mit so etwas konnte sie umgehen. »Hab ich damit gegen irgendein geheimes Gesetz verstoßen? Werde ich jetzt gefeuert oder verhaftet? Wenn es zum Job gehört, eine Schlampe zu sein, hätte ich das von vorneherein wissen müssen – und wenn das so ist, hätte ich auch gern mehr als acht Dollar die Stunde.«
    »Diese Vertragsklausel beruht einzig und allein auf Freiwilligkeit. Tut mir leid.« Urplötzlich waren auch die Grübchen wieder da. »Tut mir wirklich leid, ich hätte keine falschen Schlussfolgerungen ziehen und dich so angreifen dürfen, bloß weil ihr gleichzeitig gegangen seid.«
    »Er hat mich zum Hotel begleitet und wollte mich noch auf einen Drink einladen, was ich abgelehnt habe. Dann bot er an, mir die Umgebung zu zeigen, die ich genauso gut selbst erkunden kann. Zum Schluss hat er mir noch einen Ausritt vorgeschlagen. Ich reite nicht, aber das mit dem Reiten könnte mich interessieren. Was sein Aussehen betrifft, bekommt er von mir die Bestnote, auch in puncto Benehmen und Manieren. Ich wusste gar nicht, dass da was zwischen euch läuft.«
    »Was läuft? Zwischen mir und Lo?« Linda-Gail lachte verächtlich auf. »Da läuft nichts. Ich bin wahrscheinlich die einzige Frau unter

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