Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
und nahm dann eine Cola aus dem Kühlschrank. Nachdem sie ihm eingeschenkt hatte, griff sie nach dem Tee, den er verschmäht hatte. Sie wollte die Tasse gerade an den Mund führen und hielt inne, als er erneut die Küche betrat. In seinem unverletzten Arm hielt er einen Riesenstrauß Tulpen.
»Du hast mir nie gesagt, was deine Lieblingsfarbe ist, also hab ich alle Farben genommen.«
»Wow.«
»Das sind doch deine Lieblingsblumen, oder?«
»Ja. Woher sind die?«
»Ich habe Joanie angerufen. Wenn man wirklich etwas braucht, kann man sich immer auf Joanie verlassen. Willst du sie jetzt oder nicht?«
»Natürlich.« Strahlend nahm sie ihm den Strauß ab und vergrub ihr Gesicht in den Blumen. »Sind die schön, und wie die duften! Wie ein Regenbogen nach einem schlimmen Gewittersturm.«
»Und was für ein Sturm, Bohnenstange. Ich würde sagen, du hast dir diesen Regenbogen redlich verdient.«
»Wir beide haben ihn uns verdient.« Sie hob den Kopf und grinste ihn an. »Heißt das, du fragst mich, ob ich mit dir gehen will?«
Als er schwieg und nichts darauf sagte, begann ihr Herz immer lauter zu pochen.
»Ich habe vor, die Hütte zu kaufen«, sagte er.
»Ehrlich?«
»Sobald ich Joanie davon überzeugt habe. Und ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich will. Aber ich habe vor, anzubauen. Ein größeres Büro, eine Dachterrasse. Und ich sehe zwei Stühle auf dieser Terrasse stehen und draußen Tulpen blühen – im Frühling, nicht wahr?«
»Ja genau.«
»Du kannst im Diner kochen oder deine eigene Küche leiten. Du kannst Kochbücher schreiben – was immer du willst. Aber du wirst bleiben müssen und früher oder später werden wir es offiziell machen.«
»Ach ja?«
»Liebst du mich jetzt oder nicht?«
»Ja, ich liebe dich.«
»Ich dich auch – na, wie gefällt dir das?«
Sie atmete stoßweise ein und aus. »Und wie gefällt dir das?«
Er legte eine Hand um ihren Nacken, zog sie an sich und küsste sie auf den Mund, während die Tulpen zwischen ihnen leuchteten. »Ich bin da, wo ich immer hin wollte. Und du?«
»Ich auch.« Alles in ihr entspannte sich, als sie den Kopf in den Nacken legte und ihm direkt in die Augen sah. »Genau da, wo ich immer sein wollte.«
»Aha. Du willst also irgendwann demnächst hier mit mir auf der Terrasse sitzen«, murmelte er, »und auf den See schauen, in dem sich die Berge spiegeln?«
»Und ob ich das will, Brody.« Sie schmiegte ihre Wange gegen die seine. »Und wie!«
»Wir beide schaffen das, du und ich.« Jetzt löste er sich von ihr. »Doch bis es so weit ist, solltest du dich um diese Blumen hier kümmern. Und dir dann eine zweite Gabel holen. Wir müssen uns dieses Rührei teilen.«
Der Vormittag kündigte bereits den Sommer an, der bis weit in den Herbst dauern würde. Und während eine Vase mit Tulpen in allen Regenbogenfarben auf der Theke stand, saßen sie am Küchentisch und aßen Rührei, das bereits kalt geworden war.
2. Auflage
Taschenbucherstausgabe 0½008
Copyright © 2006 by Nora Roberts
Published by Arrangement with Eleanor Wilder
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2006 und dieser Ausgabe 2008
by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion | Barbara Raschig
Herstellung | Helga Schörnig
Teresa Mutzenbach, unter Verwendung der Fotos von © Thomas Barwick/
The Image Bank/Getty Images
Alle Rechte vorbehalten
eISBN : 978-3-641-02945-6
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