Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
fallen gelassen hatte, rannte sie aus der Küche zur Vordertür. »Brody.« Sie riss die Tür auf, und da stand schon sein großer, robuster Geländewagen. »Brody?«, rief sie erneut und stöhnte genervt auf. »Wohin zum Teufel musstest du so dringend? Ich muss mit dir reden.«
Als sie hinter sich ein Geräusch hörte, drehte sie sich erleichtert um. Sie sah verschwommen eine Faust auf sich zukommen, spürte, wie der Schmerz in ihr explodierte, und fand sich von Neuem im Dunklen wieder.
Als sie wieder zu sich kam, schmerzte ihr Kiefer wie bei einem schlimmen Zahn. Stöhnend versuchte sie ihn zu berühren und stellte fest, dass ihre Arme auf dem Rücken gefesselt waren.
»Nur ein kleiner Schlag, mehr nicht«, sagte Rick. »Es hat mir wahrhaftig kein Vergnügen gemacht, Ihnen einen Fausthieb zu verpassen. Aber das ist einfach die schnellste Methode.«
Sie versuchte sich zu befreien. Panik ergriff von ihr Besitz.
»Sie tragen Handschellen«, sagte er gelassen und sah beim Fahren weiter geradeaus. »Ihre Handgelenke sind gut gepolstert. Das dürfte eigentlich nicht wehtun, außerdem gibt es so keine Abschürfungen. Und das ist besser so. Sie haben zwar einen blauen Fleck am Kiefer, aber nach einem Kampf ist das normal.«
»Wo ist Brody? Wo fahren Sie mich hin?«
»Sie wollten mit Brody sprechen. Ich bringe Sie zu Brody.«
»Ist er …«
»Es geht ihm gut. Ich habe eine Ration von Ihren Schlaftabletten behalten und ihm genug davon eingeflößt, um ihn für ein paar Stunden ruhig zu stellen. So drei Stunden vielleicht, und das dürfte auch reichen. Er ist ein Freund von mir, Reece. Es hätte nicht so weit kommen müssen.«
»Die Leute denken, ich bin verrückt.« Wider besseren Wissens zerrte sie an ihren Handschellen. »Aber Sie müssen wirklich verrückt sein, wenn Sie glauben, dass Sie mich einfach so fesseln, entführen und aus dem Ort schaffen können.«
»In Brodys Auto. Im Schutz der Dunkelheit. Falls uns jemand vorbeifahren sieht, wird er zwei Leute in Brodys Auto bemerken, Sie und Brody, weil man es so erwartet. So funktioniert das nun mal. Ich werde es so kurz und schmerzlos machen wie möglich. Mehr kann ich nicht tun.«
»Sie haben Deena Black umgebracht.«
»Ich tat, was ich tun musste, nicht, was ich wollte. Genau wie jetzt.« Er sah sie an, sah ihr direkt in die Augen. »Ich habe alles Mögliche versucht, alles, was mir nur einfiel. Aber sie hat einfach nicht lockergelassen. Genau wie Sie.«
Er sah wieder konzentriert nach vorn und bog in den Weg zu seiner Hütte ein. »Ich will jetzt, dass Sie ganz ruhig bleiben und tun, was ich Ihnen sage. Wenn sie schreien und um sich treten wollen – bitte sehr. Das macht auch keinen Unterschied. Aber je mehr Sie sich aufführen, desto mehr werde ich Brody wehtun. Wollen Sie das?«
»Nein.«
»Dann tun Sie, was ich Ihnen sage, das macht es einfacher für uns alle.« Er hielt an, stieg aus und ging um den Wagen herum zur Beifahrertür. »Ich kann Ihnen auch wehtun, wenn Sie mich dazu zwingen«, warnte er sie. »Das liegt ganz bei Ihnen.«
»Ich möchte Brody sehen.«
»Na gut.« Rick nahm ihren Arm und lief eilig mit ihr zur Hütte.
Er versetzte ihr einen kleinen Schubs, bevor er die Tür hinter ihnen schloss und das Licht anmachte.
Brody war an einen Küchenstuhl gefesselt, sein Kinn lag auf seiner Brust. Mit einem erstickten Schrei stolperte Reece vorwärts und fiel neben dem Stuhl auf die Knie. »Brody, oh Gott, Brody.«
»Er ist nicht tot. Nur ein bisschen betäubt, mehr nicht.« Rick sah auf die Uhr. »Er dürfte schon bald wieder aufwachen. Wenn es so weit ist, machen wir einen kleinen Fußmarsch und bringen die Sache hinter uns.«
»Hinter uns?« Sie drehte sich zu ihm um und hasste es, vor ihm knien zu müssen. »Glauben Sie, nur weil Sie einmal mit Mord davongekommen sind, dass Sie uns auch einfach so umbringen können, ohne dass irgendjemand was merkt? Das wird nicht funktionieren, diesmal nicht.«
»Mord/Selbstmord, danach wird es aussehen. Sie haben ihn überredet, hierher zu fahren und dorthin zu laufen, wo Sie den Mord beobachtet haben. Sie haben ihn betäubt. Seine Thermoskanne steht gleich da drüben.« Er wies mit dem Kinn zum Tischende neben der Couch. »Der Kaffee darin ist voll mit Tabletten aus Ihren Fläschchen. Und diese Fläschchen werden auch in ihrer Jackentasche stecken, wenn wir euch finden.«
»Warum sollte ich Brody wehtun wollen? Warum sollte irgendjemand glauben, dass ich Brody wehgetan habe?«
»Sie sind
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