Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
ernster Miene heraus und ging die Stufen herunter, als Brody ausstieg. »Danke, dass du gekommen bist, Brody. Lass uns reingehen.«
30
Während Reece es gerade auf Brodys Handy versuchte, betrat dieser die Küche der Mardson’schen Hütte.
»Ich habe frischen Kaffee gemacht«, sagte Rick und goss Brody einen Becher ein.
»Danke. Ist die Bundesstaatspolizei noch nicht da?«
»Die sind schon unterwegs. Am besten, wir setzen uns ins Wohnzimmer.«
»Du wolltest am Telefon nicht ins Detail gehen.«
»Das ist eine komplizierte Angelegenheit. Eine äußerst sensible Sache.« Rick rührte den Zucker und die Sahne um, mit denen Brody seinen Kaffee immer trank, und rieb sich dann den Nacken. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen, was ich davon halten soll.«
Er ging ihm voran ins Wohnzimmer und setzte sich in den Ohrensessel, während Brody auf dem rustikalen rotgrau karierten Sofa Platz nahm. »Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass du gleich hergekommen bist, damit die Sache vorerst nicht an die große Glocke gehängt wird.«
»Kein Problem. Du solltest vorher vielleicht noch wissen, dass es uns höchstwahrscheinlich gelungen ist, das Opfer zu identifizieren.«
»Deena Black aus Jackson Hole.« Rick beugte sich in seinem Sessel vor und zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Wie habt ihr das denn rausgefunden?«
»Also hatten wir Recht damit«, murmelte Brody und nahm einen Schluck Kaffee. »Wir sind einem Hinweis auf die Zeichnung nachgegangen und haben sie in Jackson Hole identifiziert.«
»Ich finde es ganz schön beschämend, dass das ein paar Zivilisten genauso schnell herausgefunden haben wie ich.« Rick schüttelte den Kopf und legte die Hände auf die Knie. »Als Erstes möchte ich dir sagen, dass ich Reece eine Riesenentschuldigung schulde. Ich habe ihr nie geglaubt, nicht wirklich vom Gefühl her. Und genau darauf kommt es an. Vielleicht habe ich die Angelegenheit auch deshalb nicht mit der Sorgfalt verfolgt, wie ich gemusst hätte. Das muss ich mir ernsthaft vorwerfen.«
»Aber jetzt glaubst du ihr.«
Rick lehnte sich zurück. »Ja, ich glaube ihr. Ich habe es durchaus für möglich gehalten, dass sie etwas gesehen hat, als ich die Information über diese Tote reinbekam. Aber sie wollte sie einfach nicht identifizieren und …«
»War das Deena Black?«
»Nein, wie sich herausgestellt hat, war es eine Ausreißerin aus Tucson. Man hat die beiden Männer gefasst, die sie mitgenommen haben – meine Güte, sie war per Autostopp unterwegs! Die haben ihr das angetan.«
»Also hat Reece auch in der Hinsicht Recht behalten.«
»Ich würde sagen, dass sie in vielerlei Hinsicht Recht hatte. Ich war wirklich völlig beschämt, als sich die von der Bundesstaatspolizei bei mir gemeldet haben. Ich hab ihnen gesagt, was Reece angeblich gesehen hat, Brody, ehrlich. Ich bin regelmäßig die Vermisstenmeldungen durchgegangen. Aber … na ja, ich habe die Sache nicht so ernsthaft verfolgt, wie ich es hätte tun sollen.«
»Und jetzt?«
»Nun ja …« Rick wandte den Blick ab. »Es gibt vieles, was ich hätte tun sollen, tun können und normalerweise bestimmt auch getan hätte. Ich habe dich gebeten, hierher zu fahren, damit wir alles in Ruhe besprechen können, weil ich der Meinung bin, Brody, dass du es als Erster erfahren solltest. Du hast die ganze Zeit über zu Reece gehalten. Viele von uns haben das nicht getan.«
»Sie wusste, was sie gesehen hat.« Kurzzeitig verschwamm alles vor seinen Augen.
»Ja, das stimmt.« Rick stand auf und ging zum Fenster. »Ich konnte sie einfach nicht abschütteln. Zu schade, wirklich.«
»Sie sollte auch hier sein.« Brody nahm noch einen Schluck Kaffee und wollte schon zum Handy greifen, als ihn die Müdigkeit überfiel wie eine Nebelwand.
»Sie wird gleich hier sein.«
»Gib mir noch ein paar Details, bevor …« War er das, der da so lallte wie ein Betrunkener? Als sich der Raum zu drehen begann, versuchte er aufzustehen. Da begriff er und stolperte auf Rick zu. »Du mieser Dreckskerl!«
»Mir bleibt leider nichts anderes übrig.« Als Brody hinfiel, sah ihn Rick mit aufrichtigem Bedauern an. »Ich habe verdammt noch mal keine andere Wahl.«
Reece rief Brody ein halbes Dutzend Mal zu Hause und auf seinem Handy an. Es wurde schon langsam dunkel. Sie wollte seine Stimme hören, wollte ihm sagen, was ihr klar geworden war.
Sie wusste Bescheid.
Und mit diesem Wissen konnte sie einfach keine weiteren Grillhähnchen tranchieren oder Berge
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