Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
ganz nahe an sie heran.
»Wer hat sie dir geschenkt?«
»Rick natürlich. Letztes Weihnachten. Was ist bloß mit dir los?«
»Du bist sein Sonnenschein«, murmelte Reece. »Ich habe gehört, wie er das zu dir gesagt hat. Das Gegenteil von der dunklen Seite des Mondes.«
Debbie trat einen Schritt zurück. »Du bist wirklich verrückt. Ich will, dass du sofort gehst.«
»Wo ist er? Wo ist der Sheriff?«
»Lass meinen Arm los.«
»Wo?«
»In Moose, er hat dort heute eine Verabredung. Aber in nicht einmal zwei Sekunden werde ich in seinem Büro anrufen und veranlassen, dass Denny kommt und dich hier rausschafft.«
»Du kannst anrufen, wen du willst. Wo war er an dem Abend, als in Brodys Hütte eingebrochen wurde?«
»Was für ein Einbruch?«, sagte Debbie höhnisch. »Oder meinst du etwa den Abend, an dem du dir wieder einen Eindringling eingebildet hast?«
»Wo war er, Debbie?«
»Zu Hause.«
»Das glaube ich kaum.«
»Jetzt habe ich aber endgültig die Schnauze voll! Ich sage dir, er war zu Hause, draußen in seiner Werkstatt. Und er hätte wesentlich mehr Zeit, sich auf diese Art ein bisschen zu erholen, wenn es weniger Leute gäbe wie dich, die ständig falschen Alarm schlagen und sich vollkommen verrückt aufführen. Ich bin höchstpersönlich aus dem Haus, um ihn zu holen, als Hank anrief.«
»Ach? Gibt es denn in der Werkstatt kein Telefon?«
»Er hatte Musik laufen und die Motorsäge …« Debbie richtete sich auf. »Jetzt habe ich aber endgültig genug von diesem Unsinn. Ich habe Kundschaft, die bedient werden will, und außerdem will ich bald zumachen und nach Hause zu meinen Kindern fahren, Popcorn machen und mir gemeinsam mit ihnen einen Film ansehen. Manche Leute hier führen nämlich ein ganz normales Leben!«
Und manche hier glauben nur, ein ganz normales Leben zu führen, dachte Rece. Mitleid stieg in ihr auf. Debbies heile Welt würde nur allzu bald zerstört werden. »Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid.«
»Dir wird das erst leidtun«, murmelte Debbie, als sich Reece zur Tür wandte. Noch während Reece zurück ins Diner eilte, zog sie ihr Handy aus der Tasche. Und fluchte, als nach dem vierten Klingeln Brodys Anrufbeantworter dranging. »Verdammter Mist. Ruf mich so schnell wie möglich zurück, ich versuch’s auf deinem Handy.«
Aber auch da ging gleich die Mailbox dran.
Wütend und frustriert, weil sie wusste, dass er sich nur wenige Meter von seiner Hütte entfernen musste, um kein Netz mehr zu haben, stopfte sie ihr Handy zurück in die Hosentasche.
Es war alles in bester Ordnung, beruhigte sie sich. Rick war in Moose, und selbst wenn ihn Debbie anrief, sobald sie zu Hause war, um sich über die verrückte Reece Gilmore zu beschweren, konnte er nicht vor ein paar Stunden zurück sein. Wahrscheinlich eher noch später.
Somit blieb ihr genug Zeit, sich alles noch einmal genau zu überlegen. Damit sie, wenn sie Brody später alles erzählte, logisch und nachvollziehbar klang.
Das war bestimmt das Beste so. Es würde ihr nicht leicht fallen, ihm zu sagen, dass sein Freund ein Mörder war.
Brody entdeckte Los Lieferwagen, als er an Joanies Hütte vorbeifuhr. Hatte ihn Reece gesehen, als sie in Jackson Hole gewesen waren? Er hasste die Vorstellung, einen guten Bekannten zu verdächtigen. Er konnte nur hoffen, dass er innerhalb der nächsten Stunde wüsste, wen Reece dort am Fluss gesehen hatte. Dann wäre dieser Albtraum endlich vorbei.
Es gab nichts, was er sich sehnlicher gewünscht hätte.
Er zog in Erwägung, ihr ein paar Tulpen zu kaufen. Das wäre bestimmt nicht schlecht. Vielleicht könnte er auch ein paar Tage mit ihr wegfahren, bis sich die Aufregung wieder gelegt hatte. Sie würde Zeugenaussagen machen und Fragen beantworten müssen. Und im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, zumindest am Anfang.
Das würde hart für sie sein, aber sie würde es überleben.
Und danach konnten sie sich endlich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Er würde Joanie diese verdammte Hütte abkaufen, dieses neue Büro und diese Terrasse bauen.
Und Reece Gilmore würde hierbleiben. Hier bei ihm.
Er könnte sie mit einem Set von diesen schicken Töpfen bestechen. Mit diesen Sitram-Töpfen. Die bleiben aber hier in meiner Küche, Bohnenstange, und du auch. Beim Gedanken daran musste er lächeln. Sie würde begeistert sein und sofort begreifen.
Er bog in die ruhige, abgeschiedene Auffahrt ein, die sich entlang der Kiefern wand, und parkte vor der Hütte.
Rick kam mit
Weitere Kostenlose Bücher