Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
von Kartoffelpüree zubereiten.
»Ich muss weg, Joanie.«
»Wir haben hier zufällig Hochbetrieb. Und du bist zufällig unsere Köchin.«
»Ich kann Brody nicht erreichen. Es ist wichtig.«
»Und ich habe für heute gehörig die Nase voll von diesem romantischen Scheiß!«
»Mit Romantik hat das hier nichts zu tun.« Dieses Mal band sie sich die Schürze ab. »Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid. Ich muss ihn finden.«
»Dieses Lokal besitzt keine Drehtür. Wenn du hier jetzt rausgehst, kommst du nicht wieder rein.«
»Ich muss.« Sie raste hinaus, während ihr Joanie Verwünschungen hinterherschrie.
Die Sonne war bereits hinter den Gipfeln verschwunden, der See wirkte grau im Dämmerlicht.
Sie verfluchte sich selbst, da Brodys Drängen, nicht allein zur Arbeit und wieder zurückzufahren, bedeutete, dass sie jetzt zu Fuß bis zu seiner Hütte laufen musste. Die ersten ein, zwei Kilometer absolvierte sie im Dauerlauf und hielt nach dem Licht Ausschau, das er normalerweise anmachte, wenn es dunkel wurde.
Er war bestimmt ein Bier trinken gegangen, redete sie sich ein. Oder hatte einen kurzen Ausflug gemacht, um einen klaren Kopf zu kriegen. Oder aber er stand unter der Dusche, machte einen Spaziergang.
Es ging ihm gut, egal wo er war. Es ging ihm bestens.
Sie geriet hier völlig umsonst in Panik.
Aber wen kann man anrufen, wenn man weiß, dass der Polizeichef des Ortes ein Mörder ist?
Sie würde die Bundesstaatspolizei rufen, genau. Sobald sie mit Brody gesprochen hatte.
Sonnenschein und die dunkle Seite des Mondes. Rick Mardson hatte beide Ketten gekauft, eine für seine Frau und eine für seine Geliebte. Er hatte die Affäre mit Deena Black gehabt, er war um sie herumgeschlichen und hatte Vorsichtsmaßnahmen getroffen, damit sie niemand zusammen sah. Und er hatte sie ermordet. So musste es gewesen sein.
Für ihn war es ein Leichtes gewesen, das Apartment über dem Joanie’s zu betreten und wieder zu verlassen. War es nicht ganz normal, den Sheriff durch den Ort gehen zu sehen? Er wusste, wie man an Schlüssel kommt, wie man sich Nachschlüssel besorgt. Und wie man Einbruchsspuren verwischt.
Und auch sonst alle Spuren verwischt.
Sie wurde langsamer, japste nach Luft und kämpfte gegen die erneut in ihr aufwallende Panik an. Irgendetwas fiel mit lautem Platschen in den See, raschelte im hohen angrenzenden Schilf. Und sie begann wieder zu rennen, während ihr das Herz bis zum Hals schlug.
Sie musste es bis zur Hütte schaffen und sich darin einschließen.
Sie musste Brody finden.
Ihr stockte der Atem, als sie Schatten am See entdeckte. Sie konnte den Schrei gerade noch unterdrücken, als sie erkannte, dass es drei Elche waren, die ihren Schlummertrunk nahmen.
Sie ließ sie hinter sich zurück, sauste an den Weiden und Pappeln vorbei und erreichte schließlich Brodys festgestampfte Auffahrt.
Sein Auto stand nicht mehr neben ihrem, und in der Hütte war alles dunkel. Sie fummelte den Schlüssel heraus, den er ihr gegeben hatte, und musste erst einmal stehen bleiben und ihre Stirn gegen die Tür pressen. Es fiel ihr so viel schwerer, das Dunkel zu betreten, als es hinter sich zu lassen.
»Sechs mal eins ist sechs«, hob sie an und zwängte den Schlüssel ins Schloss. »Sechs mal zwei ist zwölf.« Sie trat ein und schlug mit der Hand gegen den Lichtschalter.
»Sechs mal drei ist achtzehn.« Einatmen, ausatmen. »Sechs mal vier ist vierundzwanzig.«
Sie schloss die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen, bis die Angst ein wenig nachließ.
»Er ist nicht zu Hause. Aber er wird gleich zurück sein. Vielleicht hat er mir einen Zettel dagelassen. Nur leider schreibt er keine Zettel. Das ist einfach nicht seine Art. Aber vielleicht diesmal.«
Zuerst die Küche, beschloss sie. Sie würde als Erstes die Küche kontrollieren. Sie machte im Gehen das Licht an und verjagte die Dunkelheit. In der Kanne befand sich noch ein Rest Kaffee, und auf der Küchentheke lag eine geöffnete Tüte mit Salzbrezeln.
Sie kontrollierte die Kanne, sie war kalt. Sie warf einen Blick in den Kühlschrank und sah, dass er einen Vorrat Bier und Cola dahatte.
»Also ist er was anderes einkaufen gegangen, mehr nicht. Und will wahrscheinlich auf dem Rückweg bei mir vorbeifahren und mich abholen. Bin ich blöd. Ich bin einfach nur blöd.«
Sie griff nach dem Telefon in der Küche, um es noch mal auf seinem Handy zu probieren. Und hörte schon den Wagen vorfahren.
»Oh Gott, Gott sei Dank.« Nachdem sie das Telefon
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