Verschlußsache Satan
bewegt. Sie standen hinter ihr wie eine kleine Mauer aus Menschen. Wahrscheinlich waren sie von Martha hier oben auf das Kommende eingeschworen worden.
Ignatius wollte noch etwas wissen. Er sprach die Frau leise an. »Da gibt es noch jemand, der bei euch ist. Ich vermisse Christina...
Als Antwort erhielt er ein emotionsloses Lachen. Auch da zeigte sich kein anderer Ausdruck in den Augen der Person.
»Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass es sie nicht mehr gibt«, sagte sie. »Wir fanden heraus, dass sie uns ausspionieren wollte. So mussten wir sie ausschalten. Ich weiß, dass Francine erwacht ist. Sie hat schon damals jeden Feind vernichtet, der sich ihr in den Weg stellte, und das hat sich bis heute nicht geändert. Nichts ist mehr so wie es einmal war. Dieses Kloster gehört jetzt uns. Die Beschützer sind da. Nichts wird uns daran hindern, das in die Tat umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben.«
Wir schauten uns an.
Ignatius stand unter Druck. Es konnte ihm nicht gefallen haben, was er gehört hatte, aber er tat nichts. Martha jetzt anzugreifen, verbal oder körperlich, war jetzt das Verkehrte.
Sie waren auf dem Weg zum Sieg. Sie sahen nur ihn, und da störten wir nicht mal.
Als hätten wir uns abgesprochen, traten wir sogar zur Seite, als sich zuerst Martha und dann die anderen falschen Nonnen in Bewegung setzten. Sie bildeten eine Reihe, als sie den großen Raum verließen, und wieder sah ich kaum Unterschiede in ihren Gesichtern. Sie wirkten so verdammt gleich, als hätte ein Geist sie unter seiner Macht.
Sie gingen.
Und wir folgten ihnen.
Ihr Ziel war die Treppe, denn hier oben hatten sie sich nur versammelt und ihre Pläne besprochen.
Ich streifte Suko mit einem Blick. Er begriff die Frage, die in meinen Augen lag.
»Nein, John, ich denke, dass wir sie noch nicht stoppen sollten. Es geht auch um Christina. Nur die Frauen können uns zu ihr führen.«
»Und was ist mit der Katharener-Bibel?«
»Die will ich haben!«, flüsterte Ignatius. »Ich will sie haben, um sie zu verbrennen.«
Also hielten wir uns zurück. Die Treppe war breit genug, sodass wir nebeneinander hergehen konnten. Vor uns wallten die Kutten bei jeder Bewegung. Die Frauen sprachen nicht, aber wir waren überzeugt, dass sie uns zum Zentrum führen würden.
Die letzten Stufen ließen sie hinter sich. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass etwas geschehen würde. Da baute sich eine Spannung auf. Ich merkte, dass auch mein Kreuz reagierte, als ich mit der Handfläche darüber hinwegglitt. Es steckte in meiner rechten Tasche, und ich wollte es hervorholen, als sich die Szene radikal veränderte.
Martha drehte sich mit einer wilden Bewegung auf der Stelle. Dabei fiel sie auf die Knie, riss ihre Arme in die Höhe, hob auch den Blick und schrie mit einer wilden und mörderisch klingenden Stimme nach ihren Helfern.
Der Name überraschte uns.
»AEBA!«, brüllte sie. »Hier sind eure Feinde! Kommt und vernichtet sie!«
***
Ein jeder von uns glaubte wohl, sich verhört zu haben. Plötzlich hatte Martha die Horror-Reiter ins Spiel gebracht. Es war für uns eine Riesenüberraschung. Das konnte nicht sein, das war eigentlich unmöglich, aber warum sollte sie lügen?
Und wieder brüllte sie den Namen.
Es war gleichzeitig das Startsignal für ihre Verbündeten. Auch sie riefen nach AEBA. Ihre Stimmen überschlugen sich dabei. Sie klirrten, als würde irgendetwas zerschlagen.
In ihre Schreie hinein drang das Geräusch. Zugleich fegte ein Windstoß durch die Umgebung des Eingangs. Das Geräusch verdichtete sich zu einem wilden Hufgetrappel, das uns aus verschiedenen Richtungen erreichte, aber noch im Unsichtbaren blieb.
»Sie waren die großen Helfer der Francine. Sie hat sich auf sie verlassen. AEBA ist das Rätsel, AEBA ist auch die Lösung. Sie haben alles bewacht. Sie waren die eigentlichen Beschützer und zugleich der Feind unserer Feinde...«
Und dann waren sie da!
Es hörte sich so fremd an. Donnerechos rollten durch das Kloster. Ich holte mein Kreuz hervor. Suko hielt schon seine Dämonenpeitsche ausgefahren in der Hand, und Father Ignatius umklammerte mit beiden Händen sein Holzkreuz, das er ebenfalls als Talisman immer bei sich führte.
Es öffnete sich nicht der Himmel, um sie herabstürzen zu lassen. AEBA kannte auch andere Wege, um die Schattenwelt zu verlassen.
Und wie Schatten erschienen sie plötzlich an den Wänden. Sie waren noch nicht feinstofflich und trotzdem sehr gut zu erkennen. Auf ihren
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