Verschlußsache Satan
ihre Lanzen zu schleudern oder mit den Schwertern zuzustechen.
Inmitten des Ritts zwang die Kraft meines Kreuzes sie zu einem harten Stopp. Sie rissen ihre Tiere auf der Vorderhand in die Höhe. Ob das freiwillig geschah, wusste keiner von uns. Jedenfalls reichte das Licht aus. Mit nahezu brutaler Wucht zerstörte es die dunkle Magie in diesem Kloster.
Die Horror-Reiter, die sich unter anderem als Hüter der Verschlusssache Satans gesehen hatten, wurden von einer hellen Lichtspirale eingepackt und zurückgeschleudert.
Wir sahen, dass es für sie keine Mauern oder Hindernisse gab. Um sie herum waren die Grenzen verschwunden. So wurden sie mit einer schon unbeschreiblichen Kraft zurück in ihr Reich geschleudert und waren nicht mehr zu sehen.
Zurück blieb der Geruch.
Ein ekliger und widerlicher Gestank nach Schwefeldämpfen und dunklem Rauch.
Ignatius, Suko und ich hatten den Angriff überstanden. Aber wir waren nicht allein, und wir hatten auch noch nichts von der Bibel der Katharener gesehen.
Ein Geräusch störte uns.
Es waren nicht die fünf Frauen, die mit Entsetzen verfolgt hatten, was hier für ein Horror abgelaufen war. Das Geräusch drang aus einem Nebenraum, und es hörte sich alles andere als gut an.
Ignatius reagierte noch vor Suko und mir. Ich hatte nicht gewusst, dass der Father so schnell laufen konnte, aber er war nicht mehr zu halten, und es hatte auch keinen Sinn, ihm nachzueilen und ihn zu stoppen versuchen.
Denn es gab noch die Frauen!
Und sie boten die nächste Überraschung...
***
Etwas passierte hinter Christina, aber sie drehte sich nicht um, weil sie es nicht konnte. Das lebende Skelett hatte sie erreicht und es geschafft, sich mit seinen Knochenfingern in ihrer Kleidung zu verhaken.
Sie kam nicht weg. Sie kam nicht an die Kerze heran, die so nah war, dass die Flamme sie schon blendete.
Christina hatte die Schriftrolle aus der Tasche gezogen. Sie sollte endlich zu einer Beute des Feuers werden und für alle Zeiten verschwinden.
Eine Hand hatte sie noch um den Hand der Altarplatte geklammert. So konnten sie dem anderen Widerstand entgegensetzen. Sie wusste auch, dass sie nicht lange durchhalten würde. Er war einfach zu stark, und seine Kräfte waren nicht mit menschlichen vergleichbar.
Ihre Hand rutschte schon ab, als sich hinter ihrem Rücken etwas veränderte. Eine Tür wurde so heftig aufgeschlagen, dass sie gegen die Wand prallte und wieder zurückschwang. Sie hörte noch die hastigen Schritte und dann den Ruf einer Stimme, die sie kannte.
»Christina!«
Ignatius!
Der Gedanke an ihren Lehrmeister gab ihr einen Kraftschub. Der Knöcherne musste abgelenkt worden sein. Seine Klauen rutschten am Stoff ab. Sie konnte kaum glauben, dass sie frei war. Sie bewegte sich den letzten Schritt auf die Kerzenflamme zu und hielt die Schriftrolle in der Hand.
»Christina, nicht!«
Der Ruf des Fathers kam zu spät. Sie hatte das Material bereits in die Flamme gehalten. Es war weich, aber es war trocken.
Die Flammen fanden Nahrung. Sie züngelten an dem Material hoch und wurden plötzlich zu tanzenden, kleinen Monstern, die sich durch nichts mehr stoppen ließen. Christina hielt ihre Beute noch immer in der Hand. Sie war zwei Schritte nach hinten getreten und wollte das brennende Material nicht loslassen. Es war ihre Beute. Es war ihr Sieg. Sie konnte es sich an die Fahne heften, die Verschlusssache Satan zu vernichten.
Sie blickte dabei nach vorn. Father Ignatius war nicht mehr weitergegangen. Er stand starr zwischen den Stühlen und schaute auf seinen Schützling.
Aber er ließ auch das Skelett nicht aus den Augen. Es griff nicht mehr an, denn das konnte es nicht mehr. Über Jahrhunderte hinweg hatte es die Bibel der Katharener bewacht. Jetzt, als ihre Thesen endlich verwirklicht werden sollten, griffen die Flammen zu. Sein »Leben« hing direkt mit der Existenz der Schriftrolle zusammen, und da war das Band jetzt gerissen.
Auch Knochen überlebten nicht mehr. Das Skelett nahm eine andere Farbe an. Das Leuchten aus den Augen war verschwunden. Im Kopf löste sich die erste Masse aus, und aus den Augenhöhlen rieselte gräulicher Staub.
Das Gleiche geschah mit dem gesamten Körper. Es gab keine Knochen mehr, die das Gewicht noch trugen. Vor den Augen der beiden Zeugen sackte der Knöcherne mit knirschenden Geräuschen zusammen, als hätten unsichtbare Hände die Verbindungen gekappt. Die Knochen fielen übereinander. Sie zerbrachen und zerbröselten, sodass nur grauer Staub
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