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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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Vision nicht lösen kann, kann sie ihn töten, weil sie all seine Energie verbraucht. Aber das habe ich alles nur vom Hörensagen. Wir Paladjur können keine Visionszauber wirken.
    Ah, da kommt Majari mit den anderen.«
    Sie versammelten sich in der Scheune und übten zunächst noch einmal die Heilzauber. Keldra zeigte Tristan, worauf er achten musste, wenn er sich nicht sicher war, ob sein Finger nun den richtigen Strahl abfeuern würde. Tatsächlich war das Kribbeln in der Hand ein anderes, wenn man einen Lähmzauber, einen Schildzauber oder eben einen Heilzauber gewirkt hatte. »Heilzauber fühlen sich angenehm an«, erklärte Keldra. »Schön warm, sodass man den Zauber am liebsten gar nicht abfeuern möchte. Angriffszauber kribbeln sehr stark, sehr unangenehm, man will sie so schnell wie möglich loswerden. Schild- und andere Defensivzauber fühlen sich kalt an.«
    Anschließend wandten sie sich den Schildzaubern zu und übten auch diese einige Zeit. Es begann bereits zu dämmern, als sie schließlich die Scheune verließen und zum Abendessen schlenderten. Doch noch ehe sie das Haupthaus erreichten, drangen Rufe zu ihnen. Das Tor zum Gelände wurde aufgestoßen und ein Mann kam völlig atemlos über den Hof gerannt. »Nephara brennt«, rief er und rannte an den Schülern vorbei. »Nephara brennt!«

 
     
     
    7
     
     
    KONSTERNIERT BLIEBEN SIE EINEN MOMENT STEHEN, doch als dann die Ersten aus dem Haupthaus zur Mauer stürzten, rannten auch Tristan und die anderen Schüler dorthin, um zu sehen, was los war. Johann eilte ebenfalls herbei, wie Tristan bemerkte, und einen Moment staunte er, wie schnell der alte Mann sich bewegte. Dann erst erkannte er, dass der greise Paladin schwebte und nicht ging.
    Vom Tor aus hatte man eine gute Sicht auf die Stadt, die wegen ihrer Tallage schon weitgehend im Dunkeln lag, sodass die Feuer umso besser zu sehen waren. Nicht nur ein oder zwei Häuser brannten, es waren Dutzende, und zwar überall in der Stadt, nicht auf einen Punkt begrenzt. Die Menge am Tor starrte für einen Moment in atemlosem Schweigen auf das Inferno.
    Meister Johann reagierte als Erster. »Keldra, Ilgar, Katmar, versammelt alle, die kämpfen können, auf dem Hof, das ist ein Angriff«, befahl er mit grimmiger Miene, die ihn deutlich jünger und agiler wirken ließ.
    »Ein Angriff?«, zweifelte jemand. »Aber am Tor brennt kein Haus.«
    »Das Bergwerk«, antwortete Johann. »Sie kommen durch das Bergwerk.«
    Aufgeregtes Gemurmel brach aus. Ilgar und Katmar brüllten über die Menge hinweg: »Alle auf den Hof, ihr habt gehört, was der Meister gesagt hat. Bereithalten zur Waffenausgabe.«
    Die Versammelten setzten sich in Bewegung, es waren knapp dreißig, die sich auf dem Hof in zwei Gruppen aufteilten. Keldra und Ilgar brachten eine mit Waffen und Rüstungsteilen beladene Karre aus der Scheune und verteilten sie an die Männer und Frauen. Tristan entdeckte auch einige Schüler unter ihnen: Voruk, Raphael und Stephane in der einen Gruppe, Tiana und Vinjala in der anderen. Die Gruppe, in der die Mädchen waren, bekam von Keldra Bögen und Köcher mit Pfeilen, in der anderen wurden von Ilgar und Katmar Schwerter und Äxte verteilt. Raphael, der ja erst zwölf war, wurde allerdings fortgeschickt, genau wie ein alter Mann, der mit hängendem Kopf davonschlurfte.
    »Kinder«, rief Johann laut und die murmelnde, mit Rüstungsteilen klappernde Gruppe verstummte sofort. »Der Feind, der die Paladine, eure Vorfahren, vermutlich in eine Falle gelockt hat, ist nun auch hier. Wenn Nephara fällt, sind wir auf diesem Berg gefangen. Die Zeit des bangen Wartens ist damit vorbei. Wir werden kämpfen, für uns, für Nephara und für die Paladine.«
    Er unterbrach seine Rede, als Lord Noldan mit langen, federnden Schritten herbeigeeilt kam. »Der Del-Sari von Hochlord Malron kam zu mir. Er bittet dringendst um Unterstützung. Die Stadtgarde wurde überrascht und ist in Gruppen zersplittert, der Fürstenpalast, wo sich auch mein Hochlord aufhält, droht zu fallen.«
    »Sag ihm, wir kommen«, erwiderte Johann und Noldan neigte das Haupt. Der Paladin sah zu Tristan und Martin, die bei ihm standen. »Kommst du mit uns, Tristan?« Der nickte ohne nachzudenken und Johann lächelte. »Gut, ihr bleibt mit Noldan bei mir, besorgt euch Waffen und Rüstung.« Lauter, sodass ihn alle hören konnten, fuhr er fort: »Ilgar und Katmar führen die Nahkämpfer, Keldra und Simiur die Schützen. Ihr haltet euch hinter den Nahkämpfern und

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