Verschollen
verschwand in dem Tunnel.
Dumpf hörte Tristan kurz darauf Smurks Stimmen, ein gewaltiges Brüllen, das sogar die Oger erstarren ließ, und dann spürte er den Drachen schon kommen. Tristan machte sich so klein wie möglich, dennoch riss ihn Smurk fast um, als er aus dem Tunnel stürmte, die Schwingen ausbreitete und sich mit einem Satz in die Lüfte erhob. Für einen Moment waren alle Blicke auf die riesige Echse gerichtet, die einen eleganten Bogen flog, dann musste Tristan sich von dem erhabenen Anblick losreißen, weil wieder zwei Oger vordrangen. Den einen trieb er mit einem Blitzzauber zurück, doch der andere ging in Deckung und sprang gleich wieder vor. Ehe er noch angreifen konnte, packte den Oger eine Klaue des Drachen und riss ihn empor. Der Oger schrie und strampelte, seltsam klein sah er plötzlich aus, in Smurks riesigen Klauen und das Geschrei erstarb jäh, als einer der Köpfe herab fuhr und den Oger halb verschlang. Die andere Hälfte ließ Smurk über den Ogern fallen, wo hysterisches Gekreische ausbrach.
»Geht, Meister Tristan. Ich kümmere mich um diese lächerlichen Kreaturen«, rief der eine Kopf, während der andere einen Feuerball auf die ohnehin schon zurückweichenden Oger losließ. Tristan hätte gern zugesehen, wie Smurk sie angriff, vor allem, ob er auch mit dem Adepten fertig wurde, aber er erinnerte sich an die Mahnung seines Vaters und eilte durch den Tunnel. Eilig beschwor er eine Leuchtkugel, rannte durch Smurks Höhle und den schmaleren Tunnel wieder hinaus und stand im Krater.
Ekelhafte Dämpfe stiegen hier empor und verschlugen ihm den Atem. Der ganze Krater war mit Rauch erfüllt und es zischte an allen Ecken und Enden. Tristan hatte Mühe sich auf dem Sims entlang vorzuschieben, erreichte aber schließlich das Amulett. Hastig griff er danach, hängte sich die Kette, an der es befestigt war, um den Hals und machte sich sogleich auf den Rückweg. Noch einmal über den Sims, durch die Höhle, bis zum Tunnelausgang.
Smurk wütete noch immer, von den Ogern waren nur noch zwei oder drei übrig, soweit Tristan das überblickte, als er aus dem Tunnel lugte. »Ich habe es!«, rief er dem Drachen zu und Smurk ließ von seinen Opfern ab und kehrte zu ihm zurück.
Vor dem Tunnel hielt er sich mit schlagenden Schwingen in der Luft, die so viel Wind verursachten, dass Tristan beinahe in den Tunnel zurück wankte. Einer der riesigen Schädel senkte sich zu ihm herab. »Steigt auf, Meister Tristan«, dröhnte er.
Tristan trat zögernd näher. Der Hals des Drachen war dick genug, um darauf zu sitzen, aber wie sollte er emporklettern? Zu seinem Erstaunen schob Smurk seinen Kiefer etwas vor, sodass Tristan einen Fuß darauf stellen und sich dann am Wangenknochen des Drachen emporziehen konnte. Dennoch war es schwierig, in die richtige Position zu rücken, und schließlich gab ihm Smurk mit einem Ruck seines Schädels einfach einen Schubs, sodass er am Hals ein Stück abrutschte, sich dann aber an den Schuppen fest klammern konnte.
Mit einigen heftigen Flügelschlägen erhob sich der Drache höher in die Luft, flog über den Krater, wo ihn die warmen Aufwinde noch höher trugen, und segelte dann Richtung Südosten davon. »Nach Nephara?«, erkundigte sich der rechte Schädel, auf dessen Hals Tristan ritt.
»Ja«, brüllte Tristan über den brausenden Wind zurück.
Der Drache vollführte eine steile Kurve um den Kurs zu korrigieren, wenn auch nicht ganz so elegant wie zuvor. »Was ist los?«, brüllte der rechte Kopf.
Tristan war nicht ganz sicher, wen oder was er meinte.
»Schon gut, mir ist nur ein wenig unwohl«, brummte der linke Kopf zurück.
»Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht so viele Oger herunter schlingen«, zeterte der rechte Kopf. »Reines Fett, diese Kreaturen, und das auf nüchternen Magen. Kein Wunder, wenn dir übel wird.«
Tristan musste grinsen, verstand aber gleichzeitig nicht ganz, wie es möglich war, dass nur einem Kopf schlecht wurde. Er fragte danach.
»Wir haben nicht nur zwei Köpfe, sondern auch zwei Herzen, zwei Mägen und so weiter. Alles in unserem Körper ist getrennt«, erwiderte der rechte Schädel.
Tristan schüttelte den Kopf. Was für eine unglaubliche Kreatur, dieser Drache. Er blickte noch einmal auf den grünen Wald unter sich und genoss die Aussicht auf diese Welt, die er bald würde verlassen müssen. Ein wenig sorgte er sich um seine Gefährten. Hoffentlich hatten Martin und die Mädchen es bis nach Kreuzstadt geschafft.
Was Svenja
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