Verschollen

schützt sie mit Schildzaubern. Kommandanten zu mir.«
    Tristan entdeckte Tiana in einer der Gruppen wieder, mit Lederhelm und Harnisch hätte er sie beinahe nicht erkannt. Ihre Blicke trafen sich kurz, Tianas Miene war ernst. Sie nickte ihm nur knapp zu.
    Tristan und Martin gingen in die Scheune und Martin nahm ohne zu Zögern eine riesige Streitaxt von der Wand. Dann blickte er zweimal zwischen den dort verbliebenen Waffen und Tristan hin und her und reichte ihm ein mittellanges Schwert in einer Lederscheide sowie ein Kettenhemd, das ihm beinahe bis zu den Knien reichte. »Beeil dich«, sagte er knapp und legte sich selbst einen Lederharnisch an.
    Tristan zögerte kurz, erinnerte er sich doch noch daran, wie schwer das Kettenhemd im Büro seines Vaters gewogen hatte. Doch dieses erschien ihm viel leichter, oder lag das an den Kräften, die das Amulett ihm verlieh? Er zog das Kettenhemd über und stülpte sich den Helm, den Martin ihm reichte, auf den Kopf. Als sie zurück zu Johann eilten, behinderte Tristan das Hemd kaum, nur der Helm rutschte ihm einmal auf die Nase, sodass er beinahe gestolpert wäre.
    Johann instruierte noch immer die Kommandanten. »… brechen bis zum Fürstenpalast durch und verschaffen uns einen Überblick«, erläuterte er soeben. »Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Stadtgarde sammeln kann, um die Feinde dann mit vereinten Kräften zurückzuschlagen. Verstanden?«
    Die vier Kommandanten nickten. »Und ihr?«, fragte Keldra leise, sie sah besorgt aus.
    »Martin, Tristan und Noldan kommen mit mir, wir gehen voraus. Ich denke, wir können auf uns aufpassen.« Er neigte den Kopf in Martins Richtung. Mit dem gewaltigen Harnisch und der riesigen Axt sah der schmächtige Wirt aus der Taverne wie ein gefährlicher Krieger aus und seine grimmige Miene unterstrich das Ganze noch. »Und nun zu euren Gruppen.« Johann wartete, bis sich alle versammelt hatten, die Gruppen bauten sich in Zweierreihen zum Marsch auf, alles lief diszipliniert ab, so als hätte man das ständig geübt.
    Als alle in Position waren, berührte Johann einige Male auf seinen Armen und erhob sich wenige Zentimeter in die Luft. Dann reckte er seine Faust und rief: »Für die Paladine!«
    »Für die Paladine!«, schallte es von den Gruppen zurück.
    Johann schwebte mit erstaunlicher Geschwindigkeit zum Tor und Tristan und Martin trabten mit Noldan hinter ihm her. Hinter ihnen setzten sich die beiden Gruppen deutlich langsamer in Marsch. Zurück blieben nur einige Kinder und ein paar alte Frauen und Männer.
     
    Sie eilten die Straße hinab. Johann hatte eine Leuchtkugel beschworen, die vorausflog und ihnen den Weg erhellte. An der Stelle, wo die Straße zum Teil abgestürzt war, mussten sich die Gruppen in Reihen aufteilen und fielen weit hinter das führende Quartett zurück, doch Johann behielt das Tempo bei und so waren die Vier schnell am Stadtrand. Kampfeslärm hallte zwischen den Häusern zu ihnen herauf, die brennenden Gebäude tauchten die Szenerie in flackerndes Licht.
    Johann wartete, um die Gruppen wieder aufschließen zu lassen, und bat Lord Noldan, seinen Del-Sari über die Häuser fliegen zu lassen, um die Lage zu sondieren. Als die beiden Gruppen sie eingeholt hatten, führte er sie langsamer schwebend durch die engen Gassen. An einer Kreuzung hielten sie an. Johann nickte Lord Noldan zu und der schloss die Augen und verharrte für eine halbe Minute regungslos.
    »Ich sehe Oger und Wolfsmenschen«, sagte Noldan unvermittelt, die Augen noch immer geschlossen. »Mehr als Hundert. Sie haben den ganzen Platz eingenommen und rennen gegen das Tor des Fürstenpalastes an. Am Brunnen ist eine Gruppe von Gardisten eingeschlossen, die ihre Stellung gerade noch halten kann. Weitere Gardisten versuchen über die Hauptstraße auf den Platz zu gelangen, werden aber bislang zurückgeschlagen.«
    Johann nickte und befahl die Kommandanten wieder zu sich. »Wir teilen uns auf. Ilgar und Keldra, ihr nehmt jeweils die Hälfte eurer Gruppe und stoßt auf mein Zeichen von der Parallelgasse aus auf den Platz vor. Versucht zum Brunnen vorzurücken und die Gardisten zu befreien. Katmar und Simiur, ihr kommt mit mir. Wir brechen direkt und so schnell wie möglich bis zum Tor des Fürstenpalastes durch, verstanden?«
    Alle nickten und sie kehrten zu ihren Verbänden zurück, gaben leise Befehle. Daraufhin teilten sich die Gruppen und Ilgar und Keldra führten die ihren an der Kreuzung rechts ab.
    »Bereit machen«, befahl Johann den