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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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Holzkugel auszuweichen oder sie mit dem Schwert abzuwehren. Als sich die Kette nach einem weiteren Hieb um die Holzklinge von Tristans Schwert wickelte, grinste Ilgar höhnisch und riss an seinem Morgenstern, um Tristan seine Waffe aus den Händen zu winden. Der hielt den Griff so fest umklammert, dass das Holz unter seinen Fingern schon knackte. Doch trotz Tristans Paladinenkräften zog Ilgar buchstäblich am längeren Hebel. Tristan spürte, wie ihm das Schwert millimeterweise entglitt, und überlegte fieberhaft, was er tun könnte.
    Plötzlich sprang er vor, ließ gleichzeitig das Schwert los und gab Ilgar zusätzlich noch einen Stoß, sodass der über Tristans entsprechend platzierten Fuß fiel und auf dem Rücken landete. Mit einem Satz nagelte Tristan den Griff des Morgensterns mit dem Fuß auf den Boden.
    »Genug«, rief Katmar, als sein Bruder mit wutverzerrtem Gesicht versuchte, seine Waffe unter Tristans Fuß hervor zu ziehen. Tristan trat gehorsam zurück und reichte Ilgar die Hand, um ihm aufzuhelfen, wie er es vom Judo gewöhnt war. Doch der schnaubte nur auf, rappelte sich selbst hoch, pfefferte die Waffen in Richtung Scheune und stapfte wütend davon.
    Katmar seufzte. »Ihr müsst entschuldigen. Er hatte es nicht leicht in den letzten Wochen. Wir kamen her, um unseren Vater zu sehen, Claude, ein junger Paladin. Ihr kennt ihn vielleicht, Martin?« Der verneinte. »Er ist in eure Welt zurückgekehrt, nicht ahnend, dass unsere Mutter mit Ilgar schwanger war. Auch mich hat er nur ein oder zweimal gesehen. Jedenfalls war Ilgar immer sehr stolz, ein Paladjur zu sein, und es war ihm sehr wichtig, seinen Vater zu treffen.« Wieder seufzte er. »Wir kamen erst sehr spät hier an, die Paladine waren schon im Aufbruch begriffen, es reichte nur für ein kurzes Gespräch. Claude war beeindruckt, was aus uns geworden war, und hätte sicher gern mehr Zeit mit uns verbracht. Doch euer Vater, Darius, drängte zum Aufbruch. Er versicherte uns, sie seien bald zurück. Wir blieben hier und warteten, doch sie kamen nicht, wie ihr wisst. Ilgar ist überzeugt, dass euer Vater den unseren in den Tod geführt hat, und sein Glaube in die Stärke der Paladine ist erschüttert. «
    Tristan blickte ihn betroffen an, er schämte sich beinahe für seinen Vater. »Das … es tut mir leid.«
    Katmar lächelte müde. »Das muss es nicht. Euer Vater ist ein tapferer Mann, er wusste, was er tat, und auch die Eile war berechtigt, schließlich wurden immer wieder Dörfer angezündet und Unschuldige starben. Ich habe versucht, Ilgar das zu erklären, aber er will es nicht einsehen. So oder so, es ist falsch, euch dafür die Schuld zu geben. Bitte seit nachsichtig.« Er nickte Martin und Tristan noch einmal zu und trottete seinem Bruder hinterher.
    »Dumme Sache«, murmelte Martin. »Ich hoffe wir finden bald heraus, was passiert ist.« Kopfschüttelnd ging auch er in Richtung Haupthaus, dafür trat Tiana zu Tristan.
    »Alles klar mit dir?«, fragte sie.
    Tristan nickte. »Nichts passiert.«
    »Du hast Ilgar ja ganz schön überrumpelt«, sagte sie anerkennend. »Vinjala hatte schon überlegt, welche Heilzauber wir wohl für euch brauchen. Aber jetzt ist Ilgar erst recht schlecht auf dich zu sprechen.« Sie gingen um die Scheune herum zu Tianas Lieblingsplatz.
    Tristan zuckte mit den Schultern. »Das habe ich nicht gewollt, aber als er meinen Vater hochnäsig nannte …«
    »Das ist Quatsch«, unterbrach sie ihn mit plötzlicher Heftigkeit. »Darius ist ein ehrenwerter Paladin, und dass er Claude damals zur Eile gedrängt hat, war richtig, wie Katmar schon sagte. Ilgar hatte kein Recht ihn zu beleidigen.«
    »Na ja.« Tristan lächelte. »Bis ich herkam, war ich auch nicht besonders gut auf ihn zu sprechen, muss ich sagen. Er hat meiner Schwester und mir nichts von dieser Welt und den Paladinen erzählt, wir dachten, er arbeitet auf … an einem fernen Ort und ist deshalb so wenig zuhause.«
    Tiana nickte und sie schwiegen eine Weile.
    »Was ist eigentlich mit deiner Familie?«, fragte Tristan. »Bist du allein hier?«
    »Ja. Meine Mutter war ein Paladjur, aber sie ist schon vor vielen Jahren gestorben, als ich noch klein war. Mein Vater ist Dorfoberster in einem Ort an der Ostküste. Als ich zehn wurde, hat er mich dann hergeschickt, wie es üblich ist für einen Paladjur. Wir lernen erst lesen und schreiben und rechnen auf einer normalen Schule und dann kommen wir hierher, um zu lernen, unsere Fähigkeiten zu verstehen und zu

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